artist / participant

press release only in german

Dem Fotografen Robert Capa, der große Freund von Henri Cartier-Bresson, wird von Januar bis April 2005 im Martin-Gropius-Bau eine außergewöhnliche Retrospektive gewidmet. Sie wurde von der Bibliothèque Nationale de France in Paris konzipiert.

Diese Ausstellung wirft ein neues Licht auf den Fotografen, der gemeinsam mit David Seymour und Henri Cartier-Bresson – dem von Mai bis August 2004 die letzte Retrospektive zu Lebzeiten in Berlin gewidmet war - die Fotoagentur Magnum gründete.

Robert Capa ist bekannt geworden als Kriegsreporter. Er vermochte wie kein anderer dem Schrecken des Krieges wie auch dem Leid der Zivilbevölkerung Ausdruck zu verleihen. Bereits 1938 wurde er von der internationalen Presse als der «bedeutendste Kriegsreporter» ausgerufen. Capa dokumentierte den Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939), den chinesischen Widerstand gegen die japanische Besetzung (1938), den Zweiten Weltkrieg in Europa (1941–1945) und die Landung der Alliierten in der Normandie (1944), den ersten israelisch-arabischen Krieg (1948) und schließlich den Krieg in Indochina (1954), wo er am 24. Mai 1954 von einer Mine tödlich getroffen wurde. Er wurde vierzig Jahre alt. Die Kriegsreportagen – ohne Zweifel ein wichtiger Teil seines Schaffens, das unser kollektives Gedächtnis geprägt hat – haben andere Aspekte seiner Arbeit überschattet.

Daher zeigt diese Ausstellung neben den bekannten Ikonen relativ unbekannte, zum Teil noch unveröffentlichte Fotografien. Neben dem berühmten Porträt Leo Trotzkis (1932) in Kopenhagen, dem legendären Porträt des tödlich getroffenen spanischen Freiheitskämpfers (1936) oder den weltbekannten Bildern über die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944, sieht man Fotografien von Pilgern in Lisieux oder der Tour de France von 1939. Zahlreiche Künstlerporträts sind Teil der Ausstellung, zu der staatliche und private französische Leihgeber beigetragen haben. 300 bekannte und unbekannte Fotografien erinnern fünfzig Jahre nach dem Tod von Robert Capa an eine große Legende.

Die Ausstellung zeigt zu einem großen Teil Originalabzüge (Vintages). Illustrierte und Magazine der 30er und 40er Jahre dokumentieren die Arbeit des Fotoreporters, der sich zeitlebens nicht als Künstler sehen wollte. Zu seinen Lebzeiten gab es nicht eine Ausstellung mit seinen Arbeiten. Robert Capa wurde allein durch seine Arbeit für die Presse bekannt. Der Kern der Ausstellung basiert auf einem Bestand von 96 Originalabzügen, welche die Bibliothèque Nationale im Jahre 1964 angekauft hat und der durch neue Ankäufe stetig erweitert wurde. Hinzu kommen Vintage Abzüge von anderen französischen Institutionen und Leihgaben aus Privatbesitz. Nahezu 500 Vintage Abzüge wurden gesichtet, bevor eine strenge Auswahl getroffen wurde.

Capa, wie sein Freund und Kollege Cartier-Bresson, prägte eine Ära des großen Fotojournalismus, der auf einzigartige Weise einer humanistischen Weltanschauung Ausdruck verleiht. Capas Kriegsreportagen werden in dieser Ausstellung durch zahlreiche, zumeist noch nicht veröffentlichte Reportagen ergänzt. Diese erste umfassende Retrospektive über das Werk Robert Capas zeigt neben den Ikonen unerwartete Bilder eines Zeitzeugen und engagierten Journalisten.

Biografische Angaben Robert Capa wurde am 22. Oktober 1913 als Sohn einer jüdischen Familie unter dem Namen Endre Ernö Friedmann in Budapest geboren. Gezwungen, Ungarn im Jahre 1931 zu verlassen, lässt er sich in Berlin nieder. 1932–1933 arbeitet er für die Agentur Dephot und schreibt sich zum Studium an der Deutschen Hochschule für Politik ein. 1932 realisiert er für Dephot seine erste Fotoreportage in Kopenhagen. Er fotografiert unbemerkt Leo Trotzki, der sich dort im Exil befindet, und veröffentlicht seine Fotografien im Weltspiegel, der in Berlin erscheint. Nachdem in Deutschland die Nazis die Macht übernahmen, war er erneut gezwungen, zu emigrieren. Im September 1933 flieht er über Wien nach Paris. In dem Viertel um Montparnasse knüpft er Kontakte zu Fotografen, die später zu seinen engsten Freunden und Verbündeten zählen: sein Landsmann André Kertész, David Seymour (mit Spitznamen Chim) und Henri Cartier-Bresson. Im Herbst 1924 trifft er Gerda Pohorylle, eine junge jüdische Fotoagentin, die ebenfalls aus Deutschland geflohen war. Sie wird seine Freundin und Agentin. Aufgrund ihrer wirtschaftlich sehr prekären Lage arbeiten die beiden fortan unter einem Pseudonym: er nennt sich Robert Capa, sie nennt sich Gerda Taro. Beide engagieren sich als Fotoreporter im Spanischen Bürgerkrieg. Robert Capa veröffentlicht seit 1936 Reportagen über den Spanischen Bürgerkrieg in den Zeitschriften Vu und Regards. Capa veröffentlicht am 12. Juli 1937 sein wohl bekanntestes Bild – Tod in Spanien – in Life, Vu und Picture Post. Seine Lebensgefährtin Gerda Taro findet in Spanien im Juli 1937 den Tod. Ihr zu Ehren publiziert er 1938 das Gemeinschaftswerk „Death in the Making“. 1939 siedelt Capa in die USA über. Er arbeitet für die großen Magazine Collier´s und Life und konzentriert sich zunächst auf amerikanische Themen, um dann von 1940–1945 als Kriegsberichterstatter für die Amerikaner in Europa tätig zu sein. Seinem Grundsatz treu – If your pictures aren´t good enough, you aren´t close enough – realisiert er 1944 legendäre Aufnahmen der Landung der Alliierten in der Normandie. 1947 gründet er gemeinsam mit Cartier-Bresson, David Seymour und William Vanidvert die Fotoagentur Magnum. Obwohl er 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, hatte er zu Paris zeitlebens ein besonders Verhältnis. Dennoch ist diese von der Bibliothèque Nationale de France organisierte Ausstellung die erste große Retrospektive Capas in Frankreich und in Deutschland.

Pressetext

only in german

Robert Capa - Retrospektive
Veranstalter: Berliner Festspiele
Eine Ausstellung der Bibliothèque Nationale de France - Galerie de Photographie Louis Roederer Champagne
Mit freundlicher Unterstützung der Agentur Magnum, Paris
und Louis Roederer Champagne