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Robert Kusmirowski, 1973 im polnischen Lodz geboren, hat an der Akademie in Lublin, seinem aktuellen Wohnort, und im französischen Rennes Bildhauerei studiert. Seine Skulpturen und raumgreifenden Installationen erscheinen auf den ersten Blick als Ready Mades, erweisen sich jedoch bei genauerer Betrachtung als die Wirklichkeit minutiös nachahmende dreidimensionale Trompe l'œil Objekte aus einfachen Materialien wie Holz, Pappe oder Styropor. Dabei wird ihr hyperrealistischer Effekt durch eine detailgenaue Bemalung ihrer Oberflächen zusätzlich gesteigert.

So entstehen Drucke, Dokumente, Objekte und Räume, aber auch komplexe Aktionen, die sich auf historische Ereignisse oder Orte beziehen und die hiermit verbundenen Fragestellungen in die Gegenwart überführen. Beispielweise fährt der Künstler auf einem Fahrrad vom Beginn des letzten Jahrhunderts von Paris über Luxemburg nach Leipzig, dokumentiert diese Tour mittels Fotografien und bearbeitet die Abzüge, um sie wie Originale aus den zwanziger Jahren er-scheinen zu lassen. Diese präsentiert er im Ausstellungsraum zusammen mit einem Nachbau des von ihm benutzten Fahrrades und selbst angefertigten vergilbten Zeitungsartikel, die, ebenfalls im Stil der zwanziger Jahre, über die verschiedenen Etappen der Tour berichten. Kusmirowski, der selbst viele Jahre als Radfahrer trainierte, verflechtet in dieser Arbeit auto-biografische Bezüge mit der Reflexion historischer Entwicklungen, etwa dem Verschieben von Landesgrenzen oder der Veränderung der Berichterstattung über spektakuläre Sportereignisse. Immer wieder arbeitet Kusmirowski der Aura des White Cubes entgegen, indem er ihn in ver-lassene Arbeitsstätten verwandelt (Double V, 2003) oder in einem ehemaligen, zur Galerie umfunktionierten Industriebau einen täuschend echt wirkenden Nachbau eines Eisenbahn-Waggons auf Schienen und sandigem Boden ausstellt (Krakau 2002).

Obwohl Kusmirowski bereits in internationalen Gruppenausstellungen und in Einzelaus-stellungen in Polen und verschiedenen Galerien zu sehen war, wurde er bisher in keiner institutionellen Einzelpräsentaion in Deutschland gezeigt. Für den Erdgeschossraum des Kunstvereins in Hamburg wird er ein umfassendes Projekt mit ausschließlich neuen Arbeiten entwickeln. Es erscheint ein Künstlerbuch, das die Ausstellung dokumentiert. Ausstellung und Katalog werden gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

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