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Roland Gätzschmann geht in seiner Arbeit von Prämissen aus, die so einfach sind, dass man kaum umhin kommt, sie minimal zu finden.

Seine Wandarbeiten bestehen aus Flächen eingefärbten Wachses, die auf quadratischen Holzplatten montiert einzeln an der Wand hängen und doch fast nahtlos ein kontinuierliches Ganzes bilden. Es handelt sich gleichzeitig um Bilder und Plastiken - einerseits haben die Platten in ihrer durchscheinenden Farbigkeit einen durchaus malerischen Appeal und erinnern vor allem an Enkaustik(Wachs)Malerei. Anderseits besitzen die einzelnen Platten für sich und auch im Zusammenhang eine eindeutige skulpturale Qualität, selbst wenn das Format in HöheBreiteTiefe an ein Gemälde denken lässt.

Die Wachsplatten sind immer in zwei Farben ausgeführt. Dieses einfachste binäre Prinzip der Wahrnehmung (rot-schwarz, blau-weiß, an-aus) füllt den Bildraum und ermöglicht Assoziationen rudimentärer Gegenstände, etwa eines Gewehrs, ein Flugzeugs oder einer Figur.

Jedoch stehen weniger die Gegenstandsanmutungen im Vordergrund als vielmehr Fragen, die Gätzschmann als Bildhauer interessieren. So ist bei den Arbeiten aller Medien die Materialität erkennbar von größter Bedeutung. Die angesprochenen Wachsplatten werden in Silikonformen gegossen, welche ihnen eine (Bienen)Wabenstruktur aufgeprägt haben und der Betrachtung unvermittelt eine Flut von Assoziationen aus der Kunstgeschichte und dem Leben eröffnen. Neben dieser quasi-natürlichen Qualität verfügen sie über teilweise unperfekte, rauhe Oberflächen, die ebenfalls aus dem Herstellungsprozess resultieren und dem ersten Eindruck minimaler Glätte widersprechen. Die Abweichung als Gegenentwurf zur perfekten formalen Planung wird so zum zentralen Element der Arbeiten.

Ähnliches trifft auf die anderen Medien zu, mit denen Gätzschmann arbeitet. Die binäre Struktur findet sich wieder in den Animationen, die grob gepixelt und zweifarbig das Aufbauen und Zerstören von (Bild)-Strukturen zum Thema haben. Die Filme entstehen im Kopf, der Bildschirm zeigt lediglich Folgen einzeln hergestellter Bilder. Wie in den Wandarbeiten spielt Gätzschmann auch hier mit den Bedingungen formaler Erfindungen wie mit den Grenzen des Gegenstandes – wo hören vier Striche auf, vier Striche zu sein und werden ein Flugzeug, das schießt?

Nicht zuletzt die in der Simultanhalle gezeigte Skulptur schließt sämtliche genannte Qualitäten in einer Arbeit zusammen. Mit ähnlichen Modeln wie die Wandarbeiten hergestellt, setzt sie sich aus einfachsten Formen zu einer komplexeren Gesamtform – einem locker auf der Erde liegenden Satelliten – zusammen. Als Material verwendet Gätzschmann hier Aluminium. Das Metall fördert einerseits die Wahrnehmung der Skulptur als technischen Gegenstand – auf der anderen Seite verweisen wieder die teilweise versehrte Oberfläche und die Gussreste an den Verbindungen auf die weiche und gleichzeitig spröde Materialität der Skulptur, die so über ihre gegenständliche Lesbarkeit hinaus Gültigkeit besitzt.

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Roland Gätzschmann
Kurs halten Steuermann