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In seinem neuen Projekt "Alleinunterhalter" nimmt Roland Schappert die komplexe Identitätskonstruktion derjenigen in den Blick, die ihr Geld mit musikalischer Unterhaltung verdienen, ohne dass sich ihr Name mit einem "Hit" verbinden ließe. Weil sie niemals einen geschrieben haben.

Ohne Unterstützung von weiteren Bandkollegen obliegt dem Alleinunterhalter ganz allein das Gelingen eines Festes: Sein Profi-Keyboard sorgt dafür, dass der Sound beinahe so klingt wie bei Frank Sinatra, während er selbst sich "live und zum Anfassen" an "New York, New York" versucht. Mithilfe musikalischer Zitate und auratischer Anleihen bei echten Stars wird eine Atmosphäre produziert, die der Erfahrung des Originals identisch sein soll; im besten Fall funktioniert der Alleinunterhalter-Song so als Zeichen für das "Echte", das wir woanders erlebt haben. Weil aber auch das Zeichen die Reaktionen des Echten auszulösen vermag, wird es gleichzeitig zu seinem Synonym.

Schapperts Interesse gilt immer wieder den hybriden Konstruktionen, die sich im diskursiven Gewebe von Präsentation und Repräsentation, Realität und Projektion, echt und fake nicht gänzlich verfangen. Die letztlich unbestimmbare Identität des Alleinunterhalters befragt der Künstler durch verschiedene Medien hindurch: Ausgangsmaterial sind dabei fotografische Selbstdarstellungen "echter" Alleinunterhalter im Internet, von denen Schappert ein Detail als pars pro toto nimmt und in seine eigene fotografische Sprache der aufgelösten Oberflächen mit malerischer Leuchtkraft übersetzt.

Neben den Fotografien führt sein Ausgangsmaterial den Künstler auch zu gezeichneten Porträts, die die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Alleinunterhalter vom Kontext ihrer Tätigkeit befreien und ihnen so die Qualität eines Gegenübers zurückgeben.

Die reale Wirkung von Unterhaltungsmusik und Schapperts unmittelbar sinnliches sowie reflexives Verfahren erfährt der Betrachter schließlich an einer musikalischen Skulptur und einem Fotovideo. Indem der Künstler hier unbearbeitet arrangiertes Material zeigt, binden diese Arbeiten das Thema der Ausstellung exemplarisch zurück an den gesellschaftlichen Zusammenhang.

Text: Dagrun Hintze

Roland Schappert (*1965 in Köln) lebt in Köln und Berlin und ist diesjähriger Preisträger der Videonale im Kunstmuseum Bonn.

Zur Ausstellung erscheinen ein Künstlerbuch und eine Edition mit Foto und CD.

Pressetext

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Roland Schappert: Alleinunterhalter
Zeichnung, Foto, musikalische Skulptur und ein Fotovideo