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Nur wenige Monate nach der Bekanntgabe des fotografischen Verfahrens von Jacques Daguerre in Paris 1839 setzten sich auch in Rom Pioniere mit dem neuen Medium auseinander. Bald wurde die Ewige Stadt zu einem Zentrum der jungen „Fotografenszene". Einheimische und aus ganz Europa zugewanderte Fotografen, meist als Maler oder Lithografen ausgebildet, trafen zusammen, um das antike und das zeitgenössische Rom mit der revolutionären Technik zu erkunden.

Die Neue Pinakothek zeigt ab dem 04.05.2005, parallel zu den gemalten "Italienbildern der Goethezeit" (04.05.-31.07.2005) eine repräsentative Auswahl von 140 Romfotografien aus der renommierten Sammlung Dietmar Siegerts. Im Mittelpunkt steht das Werk des aus Großbritannien stammenden Malers und Fotografen James Anderson (1813-1877). Eine vielseitig interessierte Persönlichkeit, gründete er 1851 ein eigenes Fotostudio und widmete sich vorrangig der Dokumentation antiker Bauten und der Wiedergabe von Kunstwerken. Seine Aufnahmen bestechen durch ihre Präzision, klug gewählte Bildausschnitte und geschickte Lichtführung und überliefern oft mittlerweile vergangene Zustände der Ewigen Stadt. John Murray rühmte ihn in seinem einflussreichen und seit 1858 mehrfach aufgelegten „Handbook of Rome“ als den besten Fotografen der Stadt.

Die Architekturfotografien von Andersons Zeitgenossen Gioacchino Altobelli, Tommaso Cuccioni, Richard Calvert Jones oder Robert MacPherson belegen die individuelle Suche der Fotografen nach einem günstigen Blickwinkel oder einem charakteristischen Bildausschnitt. Noch waren sie nicht von visuellen Konventionen beschränkt, sondern frei, neue Sichtweisen zu prägen.

Arbeiten von Mitgliedern der Scuola Fotografica Romana, der ersten fotografischen Gesellschaft Italiens, eröffnen weitere Facetten der jungen Fotografie in Rom. Mehrheitlich als Maler oder Lithografen ausgebildet, setzten Giacomo Caneva, Eugène Constant, Frédéric Flachéron und andere die Fotografie für Veduten, Landschafts- und Naturaufnahmen sowie Genremotive ein. Dem Betrachter eröffnen sich hier spannende Möglichkeiten, in der Motivwahl und Komposition den Vorbildern aus den klassischen Gattungen der Malerei nachzuspüren und die Fotografen bei der Beschreitung neuer Wege zu begleiten. Die engen Beziehungen zur Malerei werden nicht zuletzt darin sichtbar, dass manche dieser Fotos wiederum von Malern als Motivvorlagen genutzt wurden. Mit Aufnahmen Stefano Lecchis aus dem Revolutionsjahr 1849 wird schließlich auch das Zeitgeschehen zum Thema der Fotografie. Wenngleich noch durch lange Belichtungszeiten eingeschränkt, bieten sich dem Betrachter hier erste Werke der modernen Reportagefotografie.

Damit erschließt diese Auswahl früher Romfotografien dem Publikum das technische und künstlerische Experimentierfeld der Pioniere des neuen Bildverfahrens gleichermaßen wie die historische Situation der Ewigen Stadt und ihrer Umgebung in der Umbruchszeit des italienischen Risorgimento.

Zur Ausstellung erscheint ein von Dorothea Ritter bearbeitetes, umfassend illustriertes Katalogbuch (Edition Braus im Wachter Verlag).

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Rom 1846-1870 - James Anderson und die Malerfotografen
Sammlung Siegert
Kurator: Herbert W. Rott

Künstler: James Anderson, Robert MacPherson, Gioacchino Altobelli, Giacomo Caneva, Tommaso Cuccioni und Carlo Baldassarre Simelli