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Eröffnung: Freitag, den 04. April um 19 Uhr ZKM_Foyer

In den späten 1950ern setzte in Italien die künstlerische Auflösung und Zerstörung des Tafelbildes ein. Man ging dazu über, Spaltung in Tafel und Bild vorzunehmen: eine Entwicklung, die für die Kunstgeschichte weit reichende Folgen hatte. Die Künstler – von Alberto Burri bis Lucio Fontana – verfolgten den Weg der Abstraktion nicht weiter. Sie setzten sich damit ab von allgemeinen Tendenzen wie sie beispielsweise im New Yorker Abstrakten Expressionismus der 1950er Jahre herrschten.

Nicht nur der Abbildung der gegenständlichen Welt verweigerte man sich, sondern auch den Mitteln der Malerei: Öl und Leinwand. Die italienischen Avantgardekünstler durchschlitzten und durchlöcherten die Leinwand. Man wölbte sie in den Raum, presste, schichtete oder dehnte sie. Auf diesen Arbeiten gibt es keine Bilder mehr, sondern nur die Leinwand selbst. Diese Vorlage nutzend wurde von anderen wie Giuseppe Uncini, Agenore Fabbri oder Paolo Scheggi die Leinwand selbst ausgetauscht durch Plastikfolien, Holz, Metall, Marmor oder Beton. Von Farbe und Bild vollzog man den Schritt hin zu Materialtafeln.

Dieser Rückzug auf das Material war nicht nur ein radikaler und früher »Nullpunkt« der Malerei, sondern auch der Beginn der Materialkunst. Diese machte den Weg dafür frei, die Leinwand mit kunstfremden Materialien und Gegenständen zu besetzen, wie es in der Folge die Pop-Art der 1960er Jahre tat. Vorläufer dieser Tendenz im malerischen Kontext war die erste Phase der Avantgarde von Tatlin bis Schwitters. Robert Rauschenberg und andere, die als Stipendiaten im Rom der 1950er Jahre gelebt hatten, nahmen die Impulse auf und transportierten sie nach Amerika.

Die Mehrzahl der Arbeiten kommt aus der Sammlung der VAF-Stiftung, die bedeutendste Sammlung der italienischen Moderne und Partner des ZKM | Museum für Neue Kunst. Weitere Arbeiten aus öffentlichen Museen und Privatsammlungen erweitern das Spektrum der gezeigten Werke.

Kuratiert von Peter Weibel.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Bild- und Materialband im Silvana Verlag, Mailand, herausgegeben von Peter Weibel, mit Texten von Peter Weibel und Klaus Wolbert sowie zahlreichen Quellentexten und umfangreichen Biografien.

In einem Begleitprogramm werden Filme zum Thema Rom der 1950er Jahre gezeigt: u.a. Roberto Rossellini »Rom – offene Stadt«, Federico Fellini »La dolce vita«, Pier Paolo Pasolini »Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß«.

Künstler in der Ausstellung: Getulio Alviani • Giovanni Anceschi • Enrico Baj • Franco Bemporad • Remo Bianco • Alberto Biasi • Agostino Bonalumi • Davide Boriani • Alberto Burri • Arturo Carmassi • Nicola Carrino • Enrico Castellani • Ettore Colla • Gianni Colombo • Roberto Crippa • Dadamaino • Gabriele De Vecchi • Lucio Del Pezzo • Agenore Fabbri • Lucio Fontana • Pinot Gallizio • Edoardo Landi • Ugo La Pietra • Francesco Lo Savio • Edgardo Mannucci • Piero Manzoni • Enzo Mari • Gino Marotta • Sandro Martini • Manfredo Massironi • Fabio Mauri • Mattia Moreni • Ennio Morlotti • Pierluca • Enrico Prampolini • Andrea Raccagni • Mimmo Rotella • Angelo Savelli • Salvatore Scarpitta • Paolo Scheggi • Giuseppe Spagnulo • Giuseppe Uncini • Grazia Varisco

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Rom - offene Malerei. Das Materialbild im Italien der 1950er und 1960er Jahre
Eine Ausstellung im ZKM | Museum für Neue Kunst im Rahmen der 19. Europäischen Kulturtage Karlsruhe
Kuratiert von Peter Weibel

mit Getulio Alviani, Giovanni Anceschi, Enrico Baj, Franco Bemporad, Remo Bianco, Alberto Biasi, Agostino Bonalumi, Davide Boriani, Alberto Burri, Arturo Carmassi, Nicola Carrino, Enrico Castellani, Ettore Colla, Gianni Colombo, Roberto Crippa, Dadamaino , Gabriele De Vecchi, Lucio Del Pezzo, Agenore Fabbri, Lucio Fontana, Pinot Gallizio, Edoardo Landi, Ugo La Pietra, Francesco Lo Savio, Edgardo Mannucci, Piero Manzoni, Enzo Mari, Gino Marotta, Sandro Martini, Manfredo Massironi, Fabio Mauri, Mattia Moreni, Ennio Morlotti, Pierluca , Enrico Prampolini, Andrea Raccagni, Mimmo Rotella, Angelo Savelli, Salvatore Scarpitta, Paolo Scheggi, Giuseppe Spagnulo, Giuseppe Uncini, Grazia Varisco