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„Die Barocken wissen wohl, dass nicht die Halluzination die Anwesenheit vortäuscht, sondern, dass die Anwesenheit halluzinatorisch ist.“ Gilles Deleuze, Die Falte.

Anlässlich ihrer vierten Einzelausstellung in der Galerie präsentieren RothStauffenberg neue Arbeiten, die konsequent die Beschäftigung der Künstler mit Techniken, Codes und Mythologien aus der Filmwelt fortsetzen. Formal zeigen die hier ausgestellten Werke eine enge Verwandtschaft zu den beiden Installationen Die Treppe ist der Vater und Untertitel Überdecke (beide 2006), die auf einer Auseinandersetzung mit den Charakteristika des Filmsets beruhen und visuell neues Terrain erschließen. Beide Installationen waren jüngst in der Neuen Kunst Halle St. Gallen beziehungsweise der Kunsthalle zu Kiel zu sehen.

Im Hauptraum der Galerie sieht man sich einer menschlichen Figur gegenüber, einem Mann, der auf dem Boden kauert. Er ist dem Betrachter abgewandt, geht man jedoch um ihn herum, erschaudert er und schüttelt sich, er erbebt förmlich. Die Figur ist mit einem Kapuzenpulli bekleidet, jedoch trägt sie diesen verkehrt herum, so dass das Gesicht vollständig von der Kapuze verdeckt wird. Lediglich eine schwarze Hand bleibt unverhüllt.

Vom angrenzenden Ausstellungsraum her fällt Licht in den Hauptraum. Es dringt durch ein Lamellenfenster, wie man sie häufig in südlichen Ländern findet und die nicht nur die Sonne, sondern auch neugierige Blicke abhalten sollen. Der Raum hinter dem Fenster ist zwar vollkommen unzugänglich, aber man kann durch die horizontalen Spalten hindurch in ihn hineinspähen – in eine düstere Kammer, in der sich ein massives hölzernes Bett aus den 1930er Jahren und zwei kleinere Lederstühle von Afra und Tobia Scarpa befinden. Das Bett ist zerwühlt, die Decke beiseite geschoben. Das Laken wirkt seltsam steif, sein barocker Faltenwurf merkwürdig glänzend. Eine altmodische Tapete, Leder, Satin, ein dunkler Vorhang zur Rechten und ein Fenster, durch das gelegentlich etwas Licht scheint – alles in diesem Raum mit seiner bedrückenden, düsteren Atmosphäre wird von Braun und Schwarz beherrscht. Vielleicht ist es ein Hotelzimmer, aber eines voller dunkler Geheimnisse.

Der Titel der Ausstellung, Monster, beschwört eine Welt herauf, die von Wiedergängern, Kobolden, Riesen und Geistern bevölkert wird. Aber obgleich beide Installationen eher schwermütig daherkommen, bleibt offen, ob eine Verbindung zwischen ihnen beabsichtigt ist. Wie die meisten der Installationen von RothStauffenberg, die Anleihen bei bestimmten Erzählstrategien, Spezialeffekten und Techniken der Bildinszenierung machen, bleibt die von ihnen erschaffene Narration unbestimmt, ohne Anfang oder Ende.

Ils tenaient seulement à le tirer par les cheveux. Ils ne voulaient pas lui faire de mal. Ils lui ont arraché la tête d’un coup. Sûrement elle tenait mal. Ca ne vient pas comme ça. Sûrement il lui manquait quelque chose. – Henri Michaux, L’arrage des têtes

Derzeit sind RothStauffenberg mit einer Einzelausstellung im Indianapolis Museum of Art zu sehen. Wenn Sie weitere Informationen oder Bildmaterial wünschen, wenden Sie sich bitte an die Galerie.

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Roth / Stauffenberg
MONSTER