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Ruth Ewan (geb. 1980 in Aberdeen) beschäftigt sich in ihrem aktuellen Projekt „Damnatio Memoriae“ in verschiedenen historischen Kontexten mit Strafpraktiken sowie mit Strategien von Erinnern und Vergessen. Umfassende Recherchen und partizipative Workshops sind der Anfang einer künstlerischen Auseinandersetzung, die sich unter Verwendung von gefundenen Materialien wie z.B. von Postkarten, Zeitungsartikeln, Postern und Filmen realisiert.

Zwei ungleiche Objekte, ein frühneuzeitlicher Maulkorb und eine seltene Tomatensorte, sind für Ewans Projekt „Damnatio Memoriae“ Anlass der Auseinandersetzung mit Geschichte und Gedächtnis. Unzählige schwarz-rote Tomaten verwandeln die Halle des M.1 in ein großes Gewächshaus. Die dunkel getönte Frucht ist benannt nach dem afroamerikanischen Sänger und Schauspieler Paul Robeson (1898-1976). In den 40er und 50er Jahren wurde er aufgrund seines politischen Kampfes gegen Rassismus massiven Repressionen ausgesetzt und seine künstlerische Existenz durch Zensur skrupellos ausgelöscht.

Der Hexen als Prototypen der Verfolgten wird hingegen bis heute in Form von zahlreichen schaurigen Abbildungen gedacht. Diese Variante des kollektiven Gedächtnisses, das durch verschiedene populäre Quellen gespeist wird, beschäftigt Ruth Ewan nicht weniger als das aktive Vergessen bei Robeson. Gemeinsam mit Jugendlichen hat die in London lebende Künstlerin gedächtnisprägendes Bildmaterial diskutiert, manipuliert und neu gedeutet. Ausgangspunkt für die Untersuchung war besagter Maulkorb, den man u.a. Frauen anlegte, die der Hexerei verdächtigt wurden, um sie brutal zum Schweigen zu bringen. Beide Seiten von Ewans Projekt, das Auslöschen und Stigmatisieren von Existenz, setzen sich mit der Kontrolle von Information aufgrund vermeintlicher moralischer oder politischer Verwerflichkeit auseinander.

Das M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung erlaubt mit Ruth Ewans erster deutscher Einzelausstellung einen Einblick in ihre konzeptionellen Arbeitsstrategien und deren unterschiedliche Medien.

Kuratiert von Katja Schroeder

Mit freundlicher Unterstützung des British Council

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Ruth Ewan
Damnatio Memoriae
Kurator: Katja Schroeder