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Wir freuen uns, dass wir für die Ausstellung zum Kunstwochenende München 2011 Jan Hoet, ehemaliger Leiter des MARTa Herford und der Dokumenta IX, als Kurator gewinnen konnten.

In der Ausstellung „sägerauh“ werden vier Künstler präsentiert, die auf idiosynkratrische Weise ihr persönliches Erleben der Geschichte erzählerisch und ungeschliffen, sozusagen „sägerauh“, ausdrücken. Sie nutzen verschiedene Medien wie Malerei, Skulptur, Installation oder Zeichnung und befragen ihre Kunst nach Veränderung und Intensität in einer Reflexion auf das Leben, das immer auch im Bezug zur Geschichte steht. Diese Kunst ist ein kommunizierender Prozess aus Material und Medium, der das Leben als Werkzeug sieht. Alle vier Künstler meiden dabei jede Form von Manierismus und zeigen Werke, die direkt lesbar, authentisch und persönlich sind.

Karel Dierickx, 1940 in Gent, Belgien, geboren, entwickelte sich als Maler und Zeichner von der Abstraktion zu einer Malerei, bei der er die Wahrnehmung von klassischen Themen wie Landschaft, Stillleben oder Porträt fortwährend in Frage stellt. Dierickx schafft eine mehrdeutige Welt, in der Malerei als ein prozessmäßiges Geschehen erfahren wird. Dadurch offenbart sich ein Spannungsfeld zwischen der ruhelosen und ungeduldigen Identität des Künstlers einerseits und seiner Wahrnehmung der Natur der Dinge andererseits. Es ist so, als ob das Leben ständig in Bewegung bleibt, sowohl „texturell“ als auch strukturell und stets im Wachsen begriffen ist, bis hin zu Metamorphosen und Antagonismen. Der Künstler vermeidet jede Präzision und enthüllt gleichzeitig, wie er die Welt beim Malen und Zeichnen erlebt.

Pascale-Marthine Tayou, 1967 in Yaoundé, Kamerun, geboren, wohnt und arbeitet ebenfalls in Belgien. Der Künstler bezieht sich auf seine Erfahrungen mit der schizoiden Wirklichkeit einer multikulturellen Gesellschaft und setzt diese mittels Zeichnungen, Skulpturen, Videos und Installationen in einen Formprozess um. Seine Installationen gleichen phantasmagorischen Paraden von Ikonen, die aus seiner afrikanischen Vergangenheit hervorgehen und mit dem gemischt werden, was er in den vielen Metropolen, in denen er auf Durchreise war, an Inspiration aufgegriffen hat.

Im Gegensatz dazu situiert sich das Werk von Jan Van Imschoot, 1963 in Gent, Belgien, geboren, gänzlich in der Tradition der westlichen Malerei, mit einem Augenzwinkern in Richtung Tintoretto und seinen turbulenten und dramatischen Gegensätzen von überirdischem Licht und Finsternis, sowie Manet mit seiner Vorliebe für die Farben der Nacht. Mit der Finsternis als Ausgangspunkt entdeckt Jan van Imschoot die Notwendigkeit, Licht zu schaffen. Er tut es über Symbole oder durch besonderes Hervorheben der Umrisse seiner Figuren.

Joris van de Moortel, 1983 in Oostakker, Belgien, geboren und damit der jüngste Künstler der Ausstellung, schafft skulpturale, räumliche Werke, die er zumeist mit Symbolen aus der Musik, wie zum Beispiel Musikinstrumenten, und häufig auch mit Klang verbindet. Er konstruiert und dekonstruiert das verwendete Material zu neuen, rätselhaften Formgebilden. Die Grenzen von Malerei und Bildhauerei werden durchbrochen, die Arbeiten integrieren sich in den und mit dem ausgestellten Raum.

Diese musikalischen Referenzen prägen nachhaltig unsere Erinnerungen an den Raum. Andrea Nehring, 1980 in Wittenberg, Deutschland, geboren, nimmt mit ihrer Performance „Steine und Wasser“ Bezug auf „sägerauh“, indem sie ihre Suche nach Identität durch das Medium des Klangs und der Sprache auf emotionale und poetische Weise ausdrückt.

Jan Hoet

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Sägerauh
Kurator: Jan Hoet

Künstler: Karel Dierickx, Jan van Imschoot, Joris van de Moortel, Pascale Marthine Tayou, Andrea Nehring