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Irgendwo zwischen Düsseldorf und Hamburg. Ergänzend zu den großen Einzelausstellungen in Hamburg (Jonathan Meese in den Deichtorhallen) und Düsseldorf (Martin Kippenberger im K21) präsentiert das Leopold-Hoesch-Museum eine einzigartige Privatsammlung mit Werken aus den 1980er Jahren bis zur Gegenwart.

Das "Sammeln beginnt, wenn man die Bilder nicht mehr in der Wohnung aufhängen kann" definiert bescheiden der Hamburger Nicolaus Dahlmann. Noch gehört der aus Düren stammende Medizinprofessor nicht zu den im Rampenlicht der Kunstszene erscheinenden Sammlerpersönlichkeiten wie Harald Falckenberg, Ingvild Goetz oder Rik Reinking.

Schon als Student begann Dahlmann Ende der 1960er Jahre kontinuierlich in dem ihm möglichen Rahmen Arbeiten von politisch engagierten Künstler wie Joseph Beuys, Wolf Vostell oder Hans-Jürgen Breuste zu kaufen. Und "damals" - so der Sammler im Gespräch - "war das Wort Wertsteigerung noch verpönt."

Das Fördern junger Positionen bedeutet für Dahlmann neben dem Ankauf vor allem das Präsentieren der Kunstwerke. In deisem Sinne wurden regelmäßig ausgewählte Werke zunächst an seinem Arbeitsplatz in Hamburg ausgestellt. 2005 präsentierte Dahlmann im Kunstverein Harburg die Sammlung unter dem Titel Meilenstein erstmalig der Öffentlichkeit. Gezeigt wurde eine Übersicht früherer Arbeiten des Fluxus wie z.B. Beuys, Vostell, Staeck und eine kleine Auswahl an Neuerwerbungen.

Im Leopold-Hoesch-Museum wird nun erstmals ein umfangreicher, auf die jüngste Sammlungsgeschichte konzentrierter Blick ermöglicht. Die Ausstellung RATTUS NORVEGICUS bespielt mit Arbeiten von Künstlern wie Tjorg Douglas Beer, Paul Mc Carthy, Michael Deistler, Georg Herold, Jonathan Meese, Bjarne Melgaard, Stephan Mörsch und Thomas Zipp den gesamten linken Flügel des Obergeschosses.

Die erste museale Präsentation der Sammlung Dahlmann ist der zweite Meilenstein und trägt nicht von ungefähr den Namen einer dem Labormediziner Dahlmann bestens vertrauten Spezies: Die gemeine Wanderratte (lat. rattus norwegicus) ist äußerst anpassungsfähig und hat sich als Kulturfolger des Menschen in alle Welt ausgebreitet - nicht nur in den Laboren der Wissenschaft. In modernen Großstädten findet die Wanderratte ideale Bedingungen vor, man schätzt, dass z.B. in New York 16 Millionen leben - zwei pro Einwohner.

Wie Dahlmann haben auch die in Düren ausgestellten Künstler ein besonderes Faible für die Umtriebe des Nagers. Auch das erste Album (1977) der bis heute einflussreichen englischen New Wave Gruppe The Stranglers trägt ihren Namen: rattus norwegicus. Als Ikone der Punkbewegung entwickelte sich die Wanderratte in den 1980er Jahren zu einem Symbol für Protest, Provokation und Systemkritik.Und obwohl Dahlmann selbst betont, er sammle ohne Konzept und kaufe Werke nur, wenn sie der Eichendorffschen Grundmelodie folgend ihn direkt ansprechen, zeigt sich hierin eine deutliche Linie: Von den frühen Fluxus-Arbeiten über solche von Büttner, Herold, Oehlen und Meese bis hin zu Beer - punk is not dead prophezeite in diesem Sinne schon 1981 die legendäre Punkband Exploited.

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Sammlung Dahlmann: RATTUS NORVEGICUS

Künstler: Tjorg Douglas Beer, Werner Büttner, Zhang Dali, Michael Deistler, Georg Herold, Paul McCarthy, Jonathan Meese, Bjarne Melgaard, Stephan Mörsch, Markus Oehlen, Thomas Rieck, Oliver Ross, Gerd Stange, Thomas Zipp