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Wer kennt nicht die geheime nächtliche Buchlektüre, das Verstecken von Tagebüchern, Briefschaften, von Geburtstagsgeschenken oder von Objekten, von deren Besitz die Umgebung nichts wissen darf, Maskeraden und Verkleidungen, Versteckspiele, das Aufsuchen von geheimen Orten oder Plätzen, das Verschweigen privater Phantasien, den Wunsch, hinter das Geheimnis verschlossener Zimmer oder Schränke zu gelangen, oder das erhöhte Interesse, wenn verborgene Dinge an die Öffentlichkeit gelangen?

Das geplante Ausstellungsprojekt befasst sich mit einer Thematik, die ebenso alt wie aktuell ist und der für das Verständnis zwischenmenschlicher Kommunikation grosse Bedeutung zukommt: mit dem Geheimnis und seinen vielfältigen Erscheinungsformen: Ahnung, Verdacht, Misstrauen, Neugier und (partielles Wissen), Enthüllungswünsche, Nachforschen, Diskretion oder das Bedürfnis, ein Geheimnis zu wahren.

Dabei spielt der Ort, an dem die Ausstellung zur Austragung kommt, eine wichtige Rolle. Die enge Beziehung zwischen Religion und Geheimnis und die Faszination der Besucher gegenüber der mystischen Kultur des Ortes – das Museum befindet sich in einer ehemaligen Kartause – gibt der Ausstellung einen zusätzlichen Impuls.

„We all are, in a sense, experts in secrecy“ schrieb die Sozialwissenschaftlerin Sissela Bok 1984. Es erstaunt deshalb nicht, dass das Geheime auch in der bildenden Kunst seit Jahrhunderten als wichtiger Faktor Einzug gehalten hat.

Die Ausstellung „Schritte ins Verborgene“ beschäftigt sich indes – mit Ausnahme zweier wichtiger Wegbereiter des 20. Jahrhunderts – vornehmlich mit zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die das Geheimnis als wichtige Strategie in ihrer Arbeit verwenden, ja es sogar zur wichtigen oder gar wichtigsten Konstanten in ihrer Tätigkeit gemacht haben.

Sie tun das in unterschiedlichster Weise. Künstler untersuchen die Eigenarten des Geheimen, sie enthüllen Geheimnisse anderer oder bringen geheime Machenschaften politischer Organisationen ans Licht. Sie kreieren fiktive Welten und machen sich selbst oder ihre Kunst zum Geheimnis. Andere agieren als Vermittler (Schamanen) zwischen der Realität und der geheimen Welt. Oder sie benutzen ein Pseudonym, operieren ausserhalb der Rechtsordnung und steigern durch das Geheimnisvolle ihrer Arbeit die Bedeutung ihres Schaffens.

„Schritte ins Verborgene“ ist keine thematische Sammelausstellung im traditionellen Sinne, sondern eine Präsentation unterschiedlicher künstlerischer Haltungen, die sich vornehmlich mit dem Geheimnisvollen beschäftigen oder das Geheimnis für ihre Arbeit nutzen. Die Ausstellung ermöglicht so einen Einblick in ihre Strategie. Deshalb soll den einzelnen Beteiligten auch mehr Platz zur Verfügung gestellt werden.

Die Kartause Ittingen als Ort der christlichen Mystik spielt für die Ausstellung eine wichtige Rolle und ist mit Teil des Projekts. Die Geheimnisse des christlichen Glaubens, der Umstand, dass der Glaube nicht mit dem Verstand zu erfassen ist, und das Mysterium, das sich im Ort und seiner Vergangenheit als Kartäuserkloster besonders manifestiert, faszinieren die Besucher des Museums und tragen zur Einzigartigkeit der Kartause Ittingen massgeblich bei.

In diesem Umfeld macht eine Ausstellung zu diesem Thema doppelt Sinn. Im Museum sind deshalb in Zusammenhang mit der Ausstellung Veranstaltungen und museumspädagogische Projekte geplant, welche die Geschichte der Kartause Ittingen als Ort der Kontemplation, des Schweigens und der Suche nach dem Geheimnis des Lebens thematisieren.

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Schritte ins Verborgene
Kunst und das Geheimnisvolle
Kuratorin: Dorothee Messmer

Künstler: Joseph Beuys, Sophie Calle, Marcus Coates, Arthur Cravan, Cabaret Voltaire, Zürich, Carlos Amorales, Jonathan Hammer, Jonathan Meese, Kerim Seiler, Roland Wagner, Wilhelmina F. , Jana Gunstheimer, Glaser / Kunz , Harald Naegeli, Trevor Paglen, Elodie Pong, Helmut Prohaska, Kurt Schwitters, Lindsay Seers, Knowbotic Research