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Pressetext

Schwitters in England widmet sich als erste umfassende Ausstellung dem Spätwerk von Kurt Schwitters, einem der Hauptakteure der europäischen Moderne. Ins Zentrum rückt seine Exilzeit in England: Von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt, hatte Schwitters 1937 Deutschland verlassen, von 1940 bis zu seinem Tod 1948 lebte er in England. Die Ausstellung geht den Einflüssen des Exils auf Leben und Werk in mehr als 150 Werke, u. a. Collagen, Assemblagen, Gemälden und Skulpturen, des Künstlers nach. In Archivalien und Fotografien wird der persönliche und historische Hintergrund dieser Lebensspanne lebendig.

Zahlreiche Entwicklungen in der Kunst nahm der Künstler voraus, darunter Pop Art, Happenings und Multimedia-Kunst. Bis heute hat sein Werk einen wesentlichen Einfluss auf Künstlerinnen und Künstler, darunter Richard Hamilton, Robert Rauschenberg, Ed Ruscha, Damien Hirst, Tacita Dean und Thomas Hirschhorn, er inspirierte Musik und Literatur.

„Merz“ Schwitters war eine wichtige Figur der Avantgarde und Erfinder des „Merz“-Konzepts – „die Zusammenfassung aller erdenklichen Materialien für künstlerische Zwecke“: Ob Bindfaden, Watte oder Kinderwagenrad, Schwitters setzte die Materialien mit Ölfarbe gleich und verwendete gefundene Objekte und Alltagsgegenstände in abstrakten Collagen und Materialbildern. Es entstanden herausragende Farb- und Formarrangements und bildhafte Erzählungen des urbanen Umraums. Seine Arbeitsweise und der Einsatz ungewöhnlicher Materialien geben faszinierende Eindrücke des deutschen und später englischen Lebens Mitte des 20. Jahrhunderts, vor allem in der Metropole Londons.

Die Jahre in England Im Juni 1940 floh Schwitters mit seinem Sohn Ernst überstürzt vor der deutschen Besetzung Norwegens auf dem letzten Schiff nach England. Als deutscher Staatsangehöriger wurde Schwitters auf der Isle of Man interniert, gemeinsam mit anderen Exilanten, darunter viele Künstler. Im Camp nahm er an Ausstellungen teil und trug seine Texte und Gedichte vor. 1941 wurde er nach London entlassen. Er fand Zugang zur Londoner Kunstszene und lernte Künstler und Kritiker wie Ben Nicholson und Herbert Read kennen. Read bezeichnete ihn, nachdem er 1944 die Einzelausstellung Schwitters‘ gesehen hatte, „als den höchsten Meister der Collage“.

1945 ließ sich Schwitters im Lake District nieder. Inspiriert durch die nordenglische Landschaft begann er, Naturmaterialien in seinen Werken, etwa Muscheln, Steine, Knochen und Holz, zu verarbeiten. Er hielt diese Gruppe von Skulpturen für die besten Arbeiten, die er in England geschaffen hatte. Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung in der unvollendet gebliebenen Reliefwand seiner letzten Raumskulptur, der Merz Barn. Sie ist eine Fortsetzung des Hannoverschen Merzbaus und auf historischen Fotografien in der Ausstellung zu sehen. Schwitters starb in Cumbria 1948 vor ihrer Fertigstellung.

Die Ausstellung mit hochkarätigen, zum Teil selten gezeigten Leihgaben wird vom Sprengel Museum Hannover und der Tate Britain in Kooperation mit der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung organisiert. In der Tate Britain läuft die Ausstellung Schwitters in Britain noch bis zum 12. Mai 2013.

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Schwitters in England
(Kurt Schwitters)

Stationen:
30.01.2013 - 13.05.2013 Tate Britain, London
02.06.2013 - 25.08.2013 Sprengel Museum, Hannover