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sculpture vereint große und wachsende Namen der Gegenwartskunst zu einem Gesamtblick auf Spielarten des Porträts und Autoporträts. Die 7 Künstlerinnen und Künstler setzen sich mit dem Menschenbild und menschlichem Verhalten auseinander, wobei die beiden Frauen in der Ausstellung, Julia Bornefeld und Sarah Lucas, im Besonderen auf gesellschaftlich zugewiesene Geschlechterrollen eingehen.

Julia Bornefeld Bornefelds Skulpturen, Installationen, Performances halten einen Schwebezustand zwischen autonomer Form und Bedeutung. Ihre Arbeiten gehen von individuellen und kollektiven existentiellen Erfahrungen aus. Sie verwendet Materialien, die aus der Arte Povera bekannt sind, weiche oder spröde Membrane, mit Kohlestaub beschichtet oder ausgestopfte Trikot-Teile und aus rohem Eisen geschmiedete oder geschweißte Trägervorrichtungen. Bornefeld baut voluminöse Gebilde, die wuchtig und gleichzeitig irritierend leicht sind. Die Auseinandersetzung mit Rollenzuschreibungen, Geschlecht und Identität tritt in ihren jüngsten Arbeiten verstärkt auf.

Jimmie Durham Although on travel, he currently lives in Berlin. Early 1960’s, active in theater, performance, and literature in the U.S. Civil Rights Movement. First solo art exhibit in Austin, Texas in 1965. Moved to Geneva, Switzerland in 1969, returned to U.S. in 1973. Political organizer in the American Indian Movement, 1973-1980, Director of the International Indian Treaty Council and representative at the United Nations. Director of the Foundation for the Community of Artists (FCA) New York City, 1981-83. Moved to Mexico in 1987, returned to Europe in 1994.

Michael Kienzer ist ein stiller Revolutionär. Geht es der politischen Revolution um den Sturz der bevorstehenden Gesellschaftsordnung, so stürzen seine Arbeiten konventionelle Wahrnehmungsmechanismen und revolutionieren das visuelle und kognitive System des Betrachters. In diesem Sinn ist Kienzers künstlerische Strategie die der Konspiration. Er erkundet das allen Dingen inhärente Potenzial äthetischer Transformation und setzt seine Kunst komplexen räumlichen und gesellschaftlichen Referenzsystemen entgegen. Er unterwandert die repräsentativen Eigenschaften und innersten Strukturen der von ihm vorgefundenen Materialien und Räume, um sie subtil und subversiv wieder für seine Zwecke in Stellung zu bringen. Dabei entstehen Interventionen, die verstören - und zwar verstören sie die konditionierten, ewig gleichen assoziativen Ketten, die einem permanent den richtigen Gebrauch der Dinge signalisieren und suggerieren. Das Delirium repräsentativer Mechanismen in Michael Kienzers Arbeit fesselt umgehend die unbewusste Aufmerksamkeit des Betrachters. Um aber dem Kern seiner Kunst näher zu kommen, sind weitere Beobachtung sowie mentale und physische Beweglichkeit gefordert.

Martin Kippenberger Mit überschäumender Energie erarbeitet er seit den 1970er Jahren bis zu seinem frühen Tod ein sehr umfangreiches Œuvre, das von Malerei, Grafik und Plastik über Installation und Happening bis hin zu Ausstellungsorganisation und Buchpublikation nahezu alle Möglichkeiten des Kunstschaffens ausschöpft. Dabei geht es ihm um die Hinterfragung von Gesellschaft, Kunstbetrieb und die Auslotung noch verbleibender Möglichkeiten der zeitgenössischen Kunst.

Kippenberger hat seine Person und sein ganzes Leben in seine Kunst eingebracht. Die gezeigte Arbeit Ich halt mich verschlossen, ein Selbstportrait wie so viele seiner Werke, formuliert einen Kontrapunkt oder einen Zwischenstopp, wie um sich zu konzentrieren und seine Kräfte neu zu sammeln.

Sarah Lucas entwickelte von Beginn an eine eigenständige und eigenwillige künstlerische Sprache, die um die großen Themen des Lebens wie Geschlechterbeziehungen, sexuelle und soziale Identität, Tod und Destruktivität kreisen. Charakteristisch für das Schaffen von Sarah Lucas ist die Verwendung von einfachen, alltäglichen Materialien und Gegenständen. Mit Nahrungsmitteln, ausrangierten Möbeln und Fundstücken kreiert die Künstlerin freche, provokante Objekte, die in ihrer häufig makabren Qualität Sprachwitz entwickeln und inhaltlich anspruchsvolle Themen subjektiver und kollektiver Erfahrungsbereiche ausloten. Sarah Lucas' Werk geht mit "großen" Themen spielerisch, mit eindrucksvoller formaler Leichtigkeit und zugleich größter Präzision um und kreiert anregend ambivalente Bilder, mit denen die Künstlerin unbekümmert die Widersprüchlichkeit unserer Assoziationen und Wahrnehmungsstrukturen entlarvt.

Franz West gehört zweifellos zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Seit drei Jahrzehnten übt sein Oeuvre einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst aus. Charakteristisch für West's Vorgangsweise sind die 1974 zum ersten Mal produzierten Passstücke, die seit 1985 entstehenden Möbelskulpturen und seit 2000 die Aluskulpturen. Ein skulpturales Element wird zu einem Objekt, dessen Benutzung gewissermaßen die Skulptur erst vervollständigt. West leitet damit eine Neudefinition des Skulpturenbegriffs ein. Dem kunstgeschichtlich definierten autonomen, ins sich abgeschlossenen Werk stellt West das interaktive Instrument, das letztlich durch die Handhabung des Betrachters/Benutzers als Kunstwerk immer wieder neu vollendet wird, gegenüber.

Erwin Wurm ist ein konzeptioneller Bildhauer: Seine Skulpturen entstehen durch Handlungsanweisungen und sie sind temporär, beweglich, ephemer - lebende Skulpturen, one-minute sculptures oder outdoor sculptures. Selbst wenn er Medien wie Fotografie, Performance, Zeichnung oder Video einsetzt, geht es um den Begriff der Skulptur. Die Gebrauchsanweisungen sind gezeichnet und begleitet von knappen Legenden, Kommentaren zu den Zeichnungen, die den Betrachter anweisen, zum Akteur zu werden, welcher sich selbst in absurd-komische Situationen bringt, in denen er Erfahrungen macht oder machen muss, die er normalerweise unter allen Umständen vermeiden würde: Wer will sich schon lächerlich machen! Gleichzeitig kann sich ihm auch ein weiter Denkraum eröffnen wie in der Hommage an Freud und Wittgenstein oder in der Fotoarbeit Be a Terrorist.