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Identitäten werden immer wieder neu konstruiert und immer wieder dekonstruiert. Die Repräsentation durch das Bild vom Körper und der Identität zieht sich zwar durch die gesamte Kunstgeschichte, bietet jedoch an sich nichts Neues. Allerdings hat sich zu Beginn unseres Jahrhunderts eine neue Generation zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen im Kontext von postmoderner Philosophie und Cyberkultur daran gemacht, diese Repräsentation des Ich und des Anderen auf anderem Wege zu erkunden und zu untersuchen.

Nach der weithin akzeptierten Lesart der Postmoderne findet das Individuum die Andersheit (Alterität) bei sich selbst. Während man zuvor die Frage „Wer bin ich?“ mit einem einheitlichen Selbst zu beantworten suchte, besteht von nun an die Möglichkeit einer variablen Identität. Der Mensch kann sich im Laufe seines Lebens mehrere Identitäten gleichzeitig zulegen, die sogar widersprüchliche Haltungen beeinhalten können. Allgemein herrscht die Tendenz zu einer größeren Flexibilität von Identität, die Definition des „Ich ist ein anderer“ (Je est un autre) von Arthur Rimbaud wird in der postmodernen Ära zu einem „Ich ist mehrere andere“.

Das neuere Phänomen der Cyberkultur in der Kommunikationsgesellschaft trägt ebenfalls zu dieser Vervielfachung der Identität bei: Über soziale Netzwerke kann sich jeder mehrere Profile zulegen; virtuelle Realitäten werden – real – durch „Avatare“ ausgelebt, Figuren, die einen Benutzer im Internet oder in einem Videospiel darstellen. Durch diese „Mehr- fachzugehörigkeit“ wird das Individuum ermächtigt, verschiedene Facetten seiner selbst zu entdecken und auszudrücken, die Freiheit zu haben, mit seiner eigenen Identität zu spielen (mit oder ohne Maske) und den Weg hin zur Andersheit zu ebnen.

Auf diese vielgestaltige Zersplitterung der Identität antworten zeitgenössische KünstlerInnen in ihren Werken durch den Einsatz vielfältiger Methoden, wie Bildmanipulation, Imitation, Zitat, Appropriation, Mise en abyme etc. Vermittels der Werke (Fotografien, Videos, Installationen) von 24 Künstlern und Künstlerinnen offenbart die Ausstellung Second Lives : Jeux masqués et autres Je die Methoden der Konstruktion und Dekonstruktion von Identitäten sowie deren Einfluss auf persönliche und kollektive Existenzen, die ebenso vielfältig sind wie die von ihnen hervorgebrachten Bedeutungsfelder. Die Ausstellung findet statt im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie, der in diesem Jahr das Thema Private Views / Public Images hat.

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Second Lives
Jeux masques et autres Je
Kuratoren: Paul Di Felice, Kevin Muhlen, Pierre Stiwer

Künstler: Susan Anderson, Art Oriente Objet , Christopher Baker, Hermine Bourgadier, Slater Bradley, Lucille Calmel & Philippe Boisnard, Hsia-Fei Chang, Danica Dakic, Hans Eijkelboom, Joan Fontcuberta, Aneta Grzeszykowska, Anna Hilti, Kaori Kinoshita & Alain Della Negra, Joachim Koester, Beryl Koltz, Susi Krautgartner, Annika Larsson, Andres Lejona, Lucy McRae & Bart Hess, Cristina Nunez, Jens Pecho, Dorothee Smith, Catrine Val, Yuan Yanwu