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Das Ornament ist schön. Intimer geht es kaum! Ausgefallene Haare zeigt man nicht in der Öffentlichkeit. Sie gehören in die Privatsphäre oder in die Mülltonne. Sekyung Lee zeigt ab Freitag (Eröffnung: 19 Uhr) im Wewerka Pavillon die Raum-Installation „Haare auf dem Teppich“, in der sie mit gefärbtem menschlichem Haar ein Teppichornament „zeichnet“. Mit dieser ungewöhnlichen Oberflächengestaltung rührt die Künstlerin an das ästhetische Unlust-Empfinden des Betrachters. „Einzelne Haare sind ekelig. Das Ornament aber ist schön“, beschreibt Sekyung Lee selbst ihr Konzept, das weitergehende Fragen nach dem Verhältnis von Kunst, Leben und physischer Empathie sowie Intimität, Privatsphäre und Öffentlichkeit erlaubt.

Zwischen Faszination, Ekel und Nachdenklichkeit, Sekyung Lee ist eine Perfektionistin. Von der konsequenten Präzision ihrer Arbeit und dem Respekt vor dem humanen Abfallprodukt geht eine seltsame Faszination und Nachdenklichkeit aus. Die in Seoul geborene Künstlerin hat 2004 dieselbe Arbeit schon einmal im Wewerka Pavillon gezeigt. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan: Eine Galerievertretung mit Einzelausstellung in Düsseldorf bei der Galerie Schmela (2005), die Aufnahme in der New-Talents Förderkoje auf der Art Cologne (2005), die Messepräsenz auf dem Art Forum Berlin und Ausstellungen in Essen, Dordrecht und Saarbrücken haben die Guillaume Bijl-Meisterschülerin über die Grenzen Münsters hinaus bekannt gemacht. Kann Perfektion perfektioniert werden?

Sekyung Lee hat an der Sungshin Frauenuniversität Keramik studiert. Neben Teppichen frisiert sie auch feine Porzellane und Keramik. Reproduktion und Nachahmung spielen bei der 34-Jährigen Künstlerin eine wichtige Rolle: Über was sie wohl nachdenkt, wenn sie ihre eigene Arbeit nach drei Jahren ein zweites Mal am selben Ort erschafft? Sind es dieselben Haare derselben Freunde, die sie verarbeitet? Kann die Perfektion noch perfektioniert werden?

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Die Klasse Guillaume Bijl (I):
Sekyung Lee
Haare auf dem Teppich