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Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 10. September 2015, 19 Uhr

Um den Erzählungen der Macht entgegenzutreten, braucht es einen ausgeprägten Sinn zum Zweifeln. Ihn zu wecken und zu schärfen ist das Ziel des wissenschaftlich-künstlerischen Projekts Sense of Doubt. Wider das Vergessen des Frankfurter Exzellenzclusters der Goethe-Universität Die Herausbildung normativer Ordnungen.

Vom 11. September bis 11. Oktober 2015 werden das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main und der angrenzende Park zum Schauplatz vonSense of Doubt. In der einzigartigen Kombination von bewegtem Bild mit der Videokunstausstellung memórias inapagáveis, realisiert in einer temporären Containerlandschaft im Museumsgarten, und einem dichten Programm aus öffentlichen Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Führungen von Angehörigen des Exzellenzclusters, lässt das Projekt die kulturelle, soziale und politische Konstruktion von Erinnerungen sichtbar werden, vergegenwärtigt es das Verdrängte und macht Alternativen bewusst.

Erinnerungen vergangener Ereignisse, individuelle ebenso wie kollektive, manifestieren sich in Bildern und Erzählungen.

Damit werden sie weitergegeben, mit anderen geteilt – zugleich sind diese Bilder und Erzählungen aber immer auch Interpretationen. Wenn schon die Erinnerung selektiv ist, dem Erlebten eine bestimmte Färbung gibt, das Gedächtnis das vergangene Ereignis re-konstruiert, dann gilt dies erst recht für die sie verkörpernden Bilder und Erzählungen.

Geht es um die Vergangenheit einer ganzen Gesellschaft, wird der re-konstruierende Charakter der Erinnerungsnarrative – sei es in Bildern, Filmen, Geschichten – maßgeblich von den jeweiligen Machtverhältnissen mitbestimmt. Immer wieder setzen sich einige Erinnerungsnarrative als herrschende durch, ihre Bilder prägen die kollektive Vorstellung, ihre Erzählungen dominieren den öffentlichen Diskurs.

Dies gilt vor allem für die vielfältigen Konflikte zwischen Nord und Süd, zwischen den wohlhabenderen und ärmeren, den mächtigen und schwachen Regionen der Welt. Diese Konflikte reichen oftmals weit zurück, bis in die Zeit des Sklavenhandels zwischen Afrika, Europa und Nordamerika, sie kulminieren in einem Terroranschlag wie 9/11 oder den Kriegen und Bürgerkriegen des Nahen Ostens. Was hier jeweils gesehen wurde, gesagt und erzählt, aber auch verschwiegen, verleugnet, vergessen und verdrängt wird, trägt immer auch die Spuren und Züge der Macht.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Exzellenzclusters und der beteiligten Künstlerinnen und Künstler.

Katalog
Prof. Dr. Klaus Günther, Prof. Dr. Rainer Forst, Rebecca Caroline Schmidt (Hg.): Sense of Doubt. Wider das Vergessen, dt./engl., Revolver Publishing, Berlin 2015, ISBN 978-3-95763-300-2

ProjektkuratorInnen
Prof. Dr. Klaus Günther, Prof. Dr. Rainer Forst, Rebecca Caroline Schmidt

Beteiligte WissenschaftlerInnen
Professorinnen und Professoren Christopher Daase, Nicole Deitelhoff, Mamadou Diawara, Thomas Duve, Andreas Fahrmeir, Rainer Forst, Günter Frankenberg, Klaus Günther, Vinzenz Hediger, Angela Keppler, Karl-Heinz Kohl, Hartmut Leppin, Christoph Menke, Darrel Moellendorf, Sighard Neckel, Juliane Rebentisch, Susanne Schröter, Martin Seel, Jens Steffek

Videokunstausstellung memórias inapagáveis
Kurator
Agustín Pérez Rubio
Assistenz
Marina Torre

Beteiligte KünstlerInnen
Rosângela Rennó, Ayrson Heráclito & Danillo Barata, Luiz de Abreu, Vincent Carelli & Dominique Gallois, Aurélio Michiles, Dan Halter, Mwangi Hutter, Bouchra Khalili, Carlos Motta, Coco Fusco, León Ferrari & Ricardo Pons, Liu Wei, Jonathas de Andrade, Enio Staub, Rabih Mroué, Akram Zaatari, Walid Haad, Sebastian Diaz Morales

Ein Projekt von
Die Herausbildung normativer Ordnungen. Exzellenzcluster an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

In Zusammenarbeit mit
Sesc São Paulo, Associação Cultural Videobrasil, Museum Angewandte Kunst, Dr. Paula Macedo Weiß Kulturproduktion, im Rahmen der B3 Biennale des bewegten Bildes

Weitere Kooperationspartner
Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, Städelschule Frankfurt am Main, Goethe-Institut São Paulo

Förderer
Kulturfonds Frankfurt RheinMain

B3 Biennale des bewegten Bildes
Leitthema: "Expanded Senses"

Die zweite Ausgabe der B3 Biennale des bewegten Bildes findet im Herbst 2015 unter dem Leitthema Expanded Senses: Mit allen Sinnen erleben und Grenzen verschieben in Frankfurt und der Rhein-Main- Region statt. Ziel des 2013 gestarteten Festivals ist es, eine breit angelegte Allianz für das bewegte Bild zu schaffen. Die Biennale agiert dabei interdisziplinär und genreübergreifend, sie bietet eine internationale Plattform für den Diskurs und die Vernetzung von Film- und Fernsehmachern, Künstlern, Designern, Wissenschaftlern, Technologieanbietern, Branchenteilnehmern und Nachwuchstalenten. Das Debüt 2013 überzeugte auf Anhieb rund 25.000 Besucher aus zwölf Ländern. B3 vereinte an 25 Veranstaltungsorten in der Rhein-Main-Region 200 Künstler, Filmemacher, Designer, Internetspezialisten, Gamesentwickler und Wissenschaftler, die über die Zukunft des Geschichtenerzählens im digitalen Zeitalter diskutierten.

Die B3 Biennale findet alle zwei Jahre statt. In den Zwischenjahren richtet sich die B3 Autumn School an den kreativen Nachwuchs. Parallel dazu findet der B3 Think Tank statt, der u.a. für die Themensetzungen der B3 Biennale zuständig ist. Veranstalter der B3 Biennale des bewegten Bildes ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG). Die Träger der B3 sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) und die Stadt Frankfurt am Main. Kooperationspartner sind die Hessische Film- und Medienakademie (hFMA) und das Goethe Institut. Gefördert wird der B3 Parcours vom Kulturfonds Frankfurt Rhein Main.