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Die Ausstellung Shanghai Modern ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt München und der Stadt Shanghai, initiiert vom Museum Villa Stuck, München und organisiert in Zusammenarbeit mit der Shanghai Municipal Administration of Culture, Radio, Film & TV.

Die Ausstellung Shanghai Modern setzt mit dem Jahr 1931 ein, allerdings nicht in Shanghai, sondern im China-Institut in Frankfurt, wo einer der führenden Künstler Shanghais, Liu Haisu, anlässlich einer Ausstellung chinesischer Kunst im Kunstverein Frankfurt einen Vortrag über moderne chinesische Kunst hält. Liu Haisu ist zu diesem Zeitpunkt Präsident der Shanghaier Kunstakademie und ein erklärtermaßen der Moderne verpflichteter Lehrer und Theoretiker, der sich der Förderung der chinesischen Kunst verschrieben hat, um, in seinen eigenen Worten, "eine neue Bestmarke im internationalen Austausch zu setzen". Zusammen mit Chinas erstem Minister für Bildung, Cai Yuanpei, der in Leipzig studiert hatte, ist er bestrebt, Werke führender zeitgenössischer Künstler aus China für groß angelegte Ausstellungen in Europa zusammenzutragen, und bemüht sich, mit europäischen Ländern Vereinbarungen hinsichtlich des kulturellen Austauschs zu schließen, die als langfristige Verpflichtung angelegt sein sollen. Der Schwerpunkt soll auf "modernen Werken" liegen.

Die Bemühungen Liu Haisus und Cai Yuanpeis tragen Früchte. Mit einer bemerkenswerten Folge von Ausstellungen 1934/35 in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Amsterdam, Den Haag, Bern, Zürich und London ernten sie nicht nur viel Beifall in der europäischen und Shanghaier Presse, sondern erreichen auch, dass ausgestellte Werke verkauft werden, und eine Dauerpräsentation moderner chinesischer Malerei in der Ostasien-Abteilung des Staatlichen Museums in Berlin eingerichtet wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommen einige dieser Werke als Beutekunst nach Russland.

Die zweite Sektion der Ausstellung trägt den Titel Xihua und zeigt die gleichnamige, durch den sogenannten "Western-Style" geprägte Malerei. 1931 gründeten aus Europa nach Shanghai zurückkehrende Künstler die juelanshe oder The Storm Society. Sie bevorzugten einen am Westen orientierten, die Gattungsgrenzen überschreitenden Stil, der in den bildenden und angewandten Künsten Ausdruck fand. Insbesondere den ästhetischen Theorien des Fauvismus, Kubismus und Surrealismus hatten sich die Mitglieder, u.a. Ni Yide und Pan Xunqin, verschrieben. Diese kurzlebige, aber wichtige moderne Bewegung ist alsbald in Vergessenheit geraten.

Der Schriftsteller und Revolutionär Lu Xun und die von ihm begründete Holzschnittbewegung stehen im Zentrum einer weiteren Sektion der Ausstellung. Der Holzschnitt kam in China Jahrhunderte lang nicht nur in künstlerischen, sondern auch in literarischen und philosophischen Kontexten in China zum Einsatz. Die Umformung dieser Tradition durch die Künstler der modernen Holzschnittbewegung und ihr Einsatz dieses Mediums zur Darstellung der tiefgehenden sozialen und politischen Veränderungen dieser Zeit stehen im Mittelpunkt dieser Sektion.

In einer groß angelegten Abteilung werden herausragende Werke der Modern Literati-Künstler Huang Binhong (1865-1955) und Pan Tianshou (1897-1971) vorgestellt. Beide Künstler verbinden in ihren Werken die guohua, die nationale Malerei, mit Kalligraphie und Dichtkunst und folgen damit einer langen Tradition der chinesischen Kunst, deren Formensprache nichts von ihrer Faszination einbüßt, gleichzeitig aber einer radikalen Erneuerung unterzogen wird.

Einer der sehr wenigen Künstler-Fotografen der Moderne in China, Long Chin San, wird in der Ausstellung durch eine Auswahl seiner Fotos dem europäischen Publikum vorgestellt. Seine "composite photographs" oder Collagen verbinden westliche Techniken in der Fotografie mit den sechs Grundregeln der chinesischen Malerei, die vor allem auf rhythmischer Harmonie und lebendigem Fließen beruhen.

Shanghai war ein Zentrum des Zeitgeistes in den 1930er Jahren. Die Lifestyle oder Shi Mao ("up-to-date") Sektion der Ausstellung dokumentiert diese Epoche durch zeitgenössische Mode, Zeitschriften, Fotografien und Werbematerial, die das lebendige Bild der Stadt unterstreichen. Werke zahlreicher anonymer KünstlerInnen geben einen Eindruck dieser ruhelosen Metropole.

Eine blühende Filmindustrie in Shanghai brachte "Movie Stars" wie die Schauspielerin Hu Die hervor. Sie reiste 1935 nach Deutschland, Großbritannien und Russland, in ihrer Begleitung war Mei Lan-Fang, der berühmteste Vertreter der Chinesischen Oper, der Sergej Eisenstein zu seinen Freunden und Bewunderern zählte. Einer von Hu Dies Filmen wurde 1935 in Berlin gezeigt. Auch in England war sie ein gefeierter Star und traf unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen.

Die Entwicklung Shanghais vom bedeutenden Zentrum des Modernismus im 20. Jahrhundert zu einem kulturellen Zentrum Chinas im 21. Jahrhundert wird thematisch ebenfalls in die letzte Sektion der Ausstellung einbezogen. Einige der wichtigsten Künstler Shanghais der Gegenwart sind in der Ausstellung vertreten, u.a. Yang Fudong (Documenta 11 und Biennale di Venezia 2003) und Yang Zhenzhong (Biennale di Venezia 2003).

KünstlerInnen:

Kultureller Austausch Lin Fengmian Liu Haisu Teng Baiye

Moderne Literatenmalerei Huang Binhong Pan Tianshou

Literati-Fotografie Long Chin San

Xihua und die Storm Society Chen Baoyi Chen Chengbo Chen Quicao Fang Ganmin Guan Zilan Pan Yuliang Situ Qiao Yan Wenliang Guan Liang Ni Yide Pang Xunqin Qiu Ti Yang Taiyang

Lu Xun und die Bewegung des Neuen Holzschnitts Chen Yanqiao He Baitao Hu Yichuan Huang Shanding Huang Xinbo Lai Shaoqi Li Hua Li Qun Lin Shizong Liu Xian Luo Qingzhen Pan Xuezhao Situ Zou Wo Zha Zhang Hui Zhang Wang Zheng Yefu

Film Cai Chusheng Chen Bugao Fei Mu He Mengfu Shen Fu Sun Yu Tan Youliu Wu Yonggang Zheng Zhengqiu Zhu Shilin Hu Die

Shi Mao An Lan Cai Ruohong Fu Ru Huang Ding Jin Meisheng Mei Sheng Wan Laiming Wie Min Xiu Tang Zhang Er Zhao Fang Zhi Yin sowie weitere anonyme KünstlerInnen

Shanghai 21. Jahrhundert Chen Yanyin Ding Yi Hu Jieming Liu Dahong Luo Yongjin Shi Yong Wang Tiande Yang Fudong Yang Zhenzhong Zhou Tiehai

Pressetext

only in german

Shanghai Modern
Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt München und der Stadt Shanghai
Organisation: Villa Stuck, München und Shanghai Municipal Administration of Culture, Radio, Film & TV
Kuratoren: Jo-Anne Birnie Danzker, Ken Lum, Zheng Shengtian

Werke von Lin Fengmian, Liu Haisu, Teng Baiye, Huang Binhong, Pan Tianshou, Long Chin San, Chen Baoyi, Chen Chengb, Chen Quicao, Fang Ganmin, Guan Zilan, Pan Yuliang, Situ Qiao, Yan Wenliang, Guan Liang, Ni Yide, Pang Xunqin, Qiu Ti, Yang Taiyang, Chen Yanqiao, He Baitao, Hu Yichuan, Huang Shanding, Huang Xinbo, Lai Shaoqi, Li Hua, Li Qun, Lin Shizong, Liu Xian, Luo Qingzhen, Pan Xuezhao, Situ Zou, Wo Zha, Zhang Hui, Zhan Wang, Zheng Yefu, Cai Chusheng, Chen Bugao, Fei Mu, He Mengfu, Shen Fu, Sun Yu, Tan Youliu, Wu Yonggang, Zheng Zhengqiu, Zhu Shilin, Hu Die, An Lan, Cai Ruohong, Fu Ru, Huang Ding, Jin Meisheng, Mei Sheng, Wan Laiming, Wie Min, Xiu Tang, Zhang Er, Zhao Fang, Zhi Yin, Chen Yanyin, Ding Yi, Hu Jieming, Liu Dahong, Luo Yongjin, Shi Yong, Wang Tiande, Yang Fudong, Yang Zhenzhong, Zhou Tiehai

Stationen:
14.10.04 - 16.01.05 Villa Stuck, München
25.02.05 - 15.05.05 Kunsthalle Kiel