BodhiBerlin

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Eröffnung am 13. Juni 2008 18-20 Uhr bei BodhiBerlin 20-22 Uhr bei Volker Diehl

BodhiBerlin präsentiert gemeinsam mit der Galerie Volker Diehl die erste Einzelausstellung der Medienkünstlerin Shilpa Gupta in Deutschland. Beide Galerien arbeiten derzeit mit der international renommierten Künstlerin zusammen und möchten den BerlinerInnen wie auch dem europäischen Publikum einen umfassenden Einblick in ihren einzigartigen Umgang mit regionaler und politischer Geografie ermöglichen – gerade im Hinblick auf Vorstellungen von inneren wie äußeren Grenzen zwischen Medien, Religionen und Ländern.

Shilpa Guptas Arbeiten sind bei großen Ausstellungen gezeigt worden, z.B. 2004 auf der Media City Seoul Biennale, 2006 auf den Biennalen von Sydney, Shanghai, Havanna und Liverpool sowie 2007 in Lyon. Daneben waren ihr verschiedene Einzelausstellungen in New York und Mumbai gewidmet, bei denen ihr Werk angesichts seiner radikalen Weiterentwicklung der Mixed-Media-Tradition enormen Zuspruch fand. In ihren bisherigen Arbeiten – seit ihrem Abschluss 1997 an der renommierten Sir J. J. School of Fine Arts in Mumbai – hat sie interaktive Medien mit traditionellen skulpturalen und fotografischen Elementen verbunden. In Performances hat sie darüber hinaus ihre Fähigkeit bewiesen, komplexe zeitgenössische Sujets und Subjektivitäten zu kontextualisieren, beispielsweise den (Frei-)Raum des Individuums oder die weltweit akute Problematik des Sicherheitsdenkens auf der einen Seite und einer Wahrnehmung von Verschiedenheit, die als Andersartigkeit definiert wird, auf der anderen. Mit ihrer Kunst gelingt es Shilpa Gupta, die Erfahrung von „Differenz“ erspüren zu lassen.

Die Künstlerin hat an verschiedenen Artist-in-Residence-Programmen teilgenommen; sie war im Rahmen eines UNESCO-Stipendiums am CYPRES im französischen Aix-en-Provence und bei einem von ANAT organisierten Alchemy- Workshop im australischen Brisbane. Diese Phase intensiver Erforschung lokaler Bedingungen im Rahmen der internationaler Kulturproduktion gestattete es ihr, die feinen Details auszuloten, die der Internationalismus in der Sprache der bildenden Kunst evoziert, und gleichzeitig die aktuelle gesellschaftliche Lage – gemeinhin als „Globalisierung“ bezeichnet – zu analysieren. BlindStars StarsBlind ist ein treffender Titel für die Ausstellung einer Künstlerin, die Sprache in einer fragmentierten Form der Übersetzung einsetzt. Guptas Arbeiten handeln meist von Region, Grenze und Territorium und bedienen sich einer eigenen, historisch unterlegten Form.

Die Ausstellung, die parallel in beiden Galerien zu sehen ist, zeigt über zwanzig Arbeiten, die uns Themen und Anliegen näherbringen, die hinter Guptas ästhetischen und medialen Urteilen in Zeiten der globalen und kulturellen Übersetzungsprozesse stehen. Sie selbst beschreibt ihre Lage so: „KünstlerInnen wie ich, die innerhalb einer ‚aktivistischen’ Rolle agieren, werden häufig auf das Klischee aktivistischer KünstlerInnen reduziert.“ Aktivismus ist jedoch treibende Kraft vieler ihrer Beobachtungen, wenn sie ihrer Sorge um die Not derjenigen Menschen, die in einem Zustand der Sprachlosigkeit verharren oder mundtot gemacht werden, einen visuellen Ausdruck verleiht.

Gupta war eine der ModeratorInnen von Aar-Paar 3, einem öffentlichen Kulturaustauschprojekt zwischen Indien und Pakistan, sowie von Crossovers & Rewrites: Borders over Asia am Museum für Zeitgenössische Kunst in Porto Alegre, Brasilien, im Rahmen des Welt-Sozialforums. Darüber hinaus unterstützte sie Spice Adventures, ein Gemeinschaftsprojekt über Animations- und Spiele-CDs für Kinder, produziert von der Majlis Group. Durch die vielschichtige Kombination von Vermittlung, Produktion, Performance und Galeriepraxis lässt sich auch der komplexe und kräfteraubende Kosmos des kulturellen Austauschs und des politischen Diskurses wiedergeben. Indem sie deren Mechanismen und Positionen herausarbeitet, ermöglicht Gupta es uns, Widersprüche im Muster heutiger Daseinsformen und Vorstellungen von Freiheit zusammenzudenken und daran unsere Erfahrungen und Wahrnehmungen der Wirklichkeit zu messen.

Die Weltstadt Berlin – fast die Hälfte des letzten Jahrhunderts politisch und ideologisch gespalten – liegt an der Schnittstelle zwischen Ost und West. Durch ihre Faszination für Grenzübergänge und gespaltene Identitäten stellt Gupta geradezu eine Personifizierung dieser noch heute spürbaren Trennung dar; für die Stadt Berlin, der sich ihre Geschichte so tief eingeprägt hat, ist es nur allzu verständlich, dass die Ausstellung in zwei Galerien gleichzeitig stattfindet, im früheren „Osten“ und im „Westen“. Überdies erlaubt sich Gupta aufgrund ihres demokratischen und sozialistischen Ansatzes gegenüber der Beziehung von Kunst und Ökonomie ein gewisses Maß an Skepsis. In ihren Arbeiten hinterfragt sie die widersprüchliche Position der Kunst hinsichtlich der Produktion und ihrer Bedingungen. Darüber hinaus versucht Shilpa Gupta mit ihrer Kunst, Strategien der Globalisierung kenntlich zu machen ohne sich dabei auf einen bestimmten Krisenzustand zu konzentrieren.

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Shilpa Gupta
BlindStars StarsBlind
Kurator: Shaheen Merali