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Eine Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Rahmen des Themenjahres von Kulturland Brandenburg 2010 „Mut & Anmut. Frauen in Brandenburg-Preußen“

Die Zeitschrift SIBYLLE gehörte in der DDR wegen ihrer einzigartigen Mode- und Fotobeiträge zu den beliebtesten und begehrtesten Publikationen. Sie erschien zwischen 1956 und 1989 alle zwei Monate in einer Auflage von etwa 200.000 Exemplaren, die immer sofort vergriffen war. Der Versuch, die Zeitschrift nach 1990 auf dem gesamtdeutschen Markt zu erhalten, scheiterte.1995 kam das endgültige Aus.

Der Erfolg der SIBYLLE lag in ihrem besonderen Konzept - Mode, Fotografie und Kultur zu verbinden. Der Modeteil mit seinen anspruchsvollen Fotografien war Inspirationsquelle, bot Informationen über neueste Trends in Ost und auch West sowie Schnittmusterbögen und Nähanleitungen. Der Kulturteil setzte auf Themenvielfalt, brachte Beiträge über Kunst, Literatur, Theater, Architektur und Design, ausführliche Porträts prominenter wie unbekannter Frauen, aber auch Kosmetik- und Gesundheitstipps, Ratgeber in Rechtsfragen und Kochrezepte.

Die SIBYLLE hatte den Anspruch, alltagstaugliche Mode zu präsentieren und ein modernes Frauenbild zu vermitteln. „Die berufstätige, selbstbewusste, emanzipierte Frau wollte man zeigen, sich von alten Klischees trennen. Mode ins Verhältnis setzen zu den gesellschaftlichen Idealen.“, so Dorothea Melis, Moderedakteurin der SIBYLLE 1961 bis 1970. Bekannte Fotografen und Fotografinnen wie Arno Fischer, Sibylle Bergemann, Ute Mahler und Werner Mahler, Roger Melis und Günter Rössler fanden dafür eine ganz individuelle Bildsprache, in der sich Mode- und Porträtfotografie verbanden. „Wir haben nicht nur Mode fotografiert, wir haben Bilder gemacht, die uns wichtig waren“, so die Fotografin Ute Mahler.

Titel der SIBYLLE 6/1983 mit einem Foto von Ute Mahler Diese subjektive Haltung prägte über Jahrzehnte die Bildästhetik und damit den besonderen Charakter der SIBYLLE. Redakteure und Fotografen fanden hier eine vergleichsweise große künstlerische Freiheit. Wie alle Massenmedien in der DDR stand aber auch die SIBYLLE unter ständiger politischer Kontrolle. Formal unterstand sie der Frauenkommission des ZK der SED, die im Sinne des ideologischen Leitbildes der „Frau im Sozialismus“ auf die Inhalte aller Hefte Einfluss nahm und eine entsprechende Vorzensur übte. Außerdem musste die Chefredaktion einmal wöchentlich zur politischen Weisung in der Abteilung Agitation des ZK der SED erscheinen, die mit so genannten Empfehlungen, Kritik und auch Themenverboten sämtliche Veröffentlichungen der DDR bestimmte.

Die Ausstellung gibt Einblicke in die Mode-Fotostrecken und in den redaktionellen Kulturteil der SIBYLLE, den sie zum Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion von Frauenleitbildern und Frauenalltag in der DDR nimmt.

Die Ausstellung zeigt ausgewählte Fotoserien und kombiniert sie mit Aussagen von Redakteurinnen, Mannequins und Fotografen. Sie vermitteln Einblicke in die Arbeitsweise und -bedingungen bei der Moderedaktion der SIBYLLE. Sie berichten von Zensur und künstlerischer Freiheit, von Mangelwirtschaft und Improvisationstalent, von Gleichberechtigung und SED-Frauenpolitik, von Berufstätigkeit und Familienleben. Bekleidungsstücke des Modeinstituts der DDR und des VHB Exquisit, Filmausschnitte von Modesendungen der DDR und ein Exkurs über die Bildsprache und ästhetischen Besonderheiten der Fotografien ergänzen das Thema Mode als Hauptarbeitsfeld der SIBYLLE.

Zu hören bzw. zu lesen sind Interviews mit damaligen Leserinnen der SIBYLLE. Die Berichte der Frauen und Leserbriefe vermitteln einen Einblick in die Rezeption der Zeitschrift und in den DDR-Alltag. Auch Ausschnitte von Sendungen des DDR-Fernsehens, statistische Daten und Hintergrundinformationen verdeutlichen das Frauenbild und die Frauenrealität in der DDR.

Logo: DRADie Schau entsteht in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rundfunkarchiv sowie mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, der Fachhochschule Potsdam/ Fachbereich Informationswissenschaften, dem Filmmuseum Potsdam und der Stiftung Stadtmuseum Berlin.

Ausstellungskuratorinnen sind Claudia Rücker und Andrea Szatmary aus Berlin.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

Buch: Dorothea Melis (Hrsg.). Sibylle. Modefotografie 1962-1994 Lehmstedt Verlag, Mai 2010; ISBN-13: 978-3-937146-87-4

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SIBYLLE
Modefotografie und Frauenbilder in der DDR
Kuratoren: Claudia Rücker, Andrea Szatmary

Künstler: Roger Melis, Arno Fischer, Günter Rössler, Sibylle Bergemann, Sven Marquardt, Ute Mahler / Werner Mahler ...