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Simon Fujiwara
Figures in a Landscape
Die Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf ist di e erste große institutionelle Einzelausstellung des britisch- japanischen Künstlers Simon Fujiwara in Deutschland , seiner Wahlheimat seit 10 Jahren.
Die Frage nach der Konstruktion und Repräsentation
von Identität und Geschichte(n) ist ein zentrales M
otiv
in Fujiwaras Werk, das sowohl Video- und Performanc
e- als auch skulpturale Arbeiten umfasst.
Ähnlich einem Anthropologen unserer Zeit nimmt er s
ich der uns alltäglich umgebenden Bilder und Dinge
an und fördert mit beeindruckender Prägnanz das Fik
tive im vermeintlich Faktischen zutage.
Dafür adaptiert der Künstler oftmals dominante Bild
sprachen und Ästhetiken aus Bereichen wie Marketing
und Werbung, Popkultur und den sozialen Medien, um
sie im selben Moment von innen heraus zu
unterwandern oder durch subtile Verfremdungen die i
hnen inhärenten Ambivalenzen offenzulegen. Es
zeichnet Fujiwara aus, dass er nicht nur reflektier
t, was wir sehen, sondern uns durch die Thematisier
ung der
medialen Verfahren und Produktionsprozesse, die den
Bildern zugrunde liegen, immer wieder auf den
blinden Fleck in unserer Wahrnehmung aufmerksam mac
ht.
Mit Figures in a Landscape richtet der Künstler den Blick auf identitätsstifte nde Prozesse und Bestrebungen, mit denen wir uns und andere zu verorten suchen – s ei es sozial und kulturell, politisch, ökonomisch o der ethisch. Die Relevanz eines Blicks, der sowohl vert raut als auch distanziert sein kann, zeigt sich in den hier versammelten Arbeiten, die sich in weiten Teilen du rch seine besondere Verbindung zu Deutschland auszeichnen.
Das Zentrum des Seitenlichtsaals besteht aus Gemäld en der 150-teiligen Werkreihe Masks (Merkel), gemalt mit einem speziellen Make-up für die Aufnahme mit H D-Kameras, das auch von der Kanzlerin verwendet wird. Es handelt sich um vergrößerte Fragmente des täglichen Make-ups der mächtigsten Frau der Welt durch die wir uns fast wie durch eine Landschaft be wegen können.
Auch Fujiwaras jüngste Arbeit ist einer Frau und ih rer öffentlichen Wahrnehmung gewidmet: Joanne (2016) verhandelt so einfühlsam wie pointiert nicht nur Ro llenbilder der modernen Frau, sondern auch die Frag e, inwieweit wir die Kontrolle über unser eigenes Bild haben oder von einem von außen auferlegten „Image“ bestimmt werden können.
Die Frage nach der Kontrolle über das (Selbst-)Bild erscheint in abgewandelter Form auch in den andere n Arbeiten der Ausstellung. So proklamieren die fast sakral inszenierten, bronzeüberzogenen Mülltrennungsvorrichtungen mit dem Titel Ich (2015) , ein Subjektverständnis und eine Individualitätsbehauptung, die sich aus dem in ihne n darstellenden Anspruch ableiten, bis hin zur Gest e des Wegwerfens integer und bewusst in Rücksicht auf die uns umgebende Umwelt zu handeln.
Inwieweit sich speziell in der westlichen industria lisierten Welt verbreitete Lebensentwürfe und Vorstellungen von einem glücklichen Dasein als nich t unbedingt fundierte Erkenntnisse, sondern als marktökonomisch geprägte Idealbilder im Rahmen eine s Selbstoptimierungsparadigmas einordnen lassen, thematisiert die Videoarbeit Hello (2015).
Obwohl die Figuren und Personen, denen der Besucher in der Ausstellungslandschaft begegnet, einmal räumlich, einmal durch ihre persönlichen Geschichte n ungemein nahe zu kommen scheinen, bleibt das Wissen über sie letztendlich ein schemenhaftes. Es tritt die Diskrepanz zwischen Bildern, den abgebild eten Menschen und Körpern und der äußeren Wahrnehmung de rselben durch die Betrachter hervor. Unweigerlich ist hierbei auch die jeweilige Umgebun g von Einfluss, als eine „Landschaft“ in die eine P erson eingebettet und von der sie nur noch schwerlich zu trennen ist, wie der Titel Figures in a Landscape bereits indiziert.
So verweist Simon Fujiwara auf die Annahme, dass Id entität immer eine Setzung und eine Form der Aushandlung ist, etwas nicht in Gänze oder dauerhaf t Bestimmbares. Der mögliche Freiraum, der sich hin ter dieser Erkenntnis verbirgt, ist Brutstätte sowohl f ür die gefeierte Idee der individuellen Selbstverwirklichung, als auch gleichermaßen für de ren untrennbare Kehrseite – eine stetig uns abverla ngte Selbstvermarktung, mit der wir uns selbst zum konsu mierbaren Produkt stilisieren.
Das glatte White-Cube-Setting der Ausstellung beton t den Aspekt der Künstlichkeit und der zunehmenden Standardisierung von (Menschen-)Bildern darüber hin aus. Dies kann als Anregung verstanden werden, unsere als natürlich empfundenen Wahrnehmungen und Wertevorstellungen immer wieder neu zu überprüfen. Mit seinen Arbeiten sensibilisiert Simo n Fujiwara uns dafür, nicht zu Opfern der Bilder zu werden, sondern die Bilder und Artefakte selbst als Werkzeuge der Kritik und Analyse zu nutzen.
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Beachten Sie bitte die Öffnungszeiten über die Feiertage.
An Heilig Abend, am 1. Weihnachtstag sowie an Silvester ist die Kunsthalle geschlossen. Am 2. Weihnachtstag und an Neujahr haben wir von 11 bis 18 Uhr für Sie geöffnet.