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›Abriss‹ betitelt Simone Lanzenstiel ihre neueste Raummalerei. Als Ort wählt sie einen ehemaligen Lageraum im Hinterhof eines Abrisshauses in der Münchner Innenstadt, abgenutzt und verschlissen vom alltäglichen Gebrauch. An den schimmelfleckigen Wänden hängen abgerissene Tapeten, man sieht vergilbte Weißelspuren und Kritzeleien, Schutt liegt am Boden, Bretter lehnen an der Wand. Die Unordnung und den desolaten Zustand des Raumes sucht sie als Herausforderung für ihre Malerei.

Simone Lanzenstiel liest die Abnutzungserscheinungen des verlassenen Hauses nicht als Zeichen des Verfalls, sondern versteht sie malerisch. Sie belässt den Raum, wie sie ihn angetroffen hat und setzt mir ihrer eigenen Malerei am Vorgefundenen an. Sie wiederholt und variiert die zufällig entstandenen Formen und Farben. Sie sprüht Linien und Markierungen. Sie zeichnet Risse und wischt mit einem weichen Lappen schmutzig graue Flecken über die Wand. Der Rohheit des verlassenen Raumes begegnet sie mit heftigen Aktionen. Sie wirft die Farbe regelrecht an die Wand, malt massive, farbtropfende Balken. Sie übersprayt oder übermalt mehrmals einzelne Partien. Mit wenigen, eigenwilligen, Farben setzt sie starke Akzente in das Grau des Raumes: Farbinseln in Pink, Blau oder Silber, an denen sie ihre Malerei völlig frei entwickelt. Stück für Stück schließt sie die Gebrauchsspuren, den Schmutz und ihre eigene Malerei zu einer fragilen, neuen Form zusammen. Simone Lanzenstiel arbeitet in ›Abriss‹ mit dem scheinbar Fehlerhaften, dem Unvollkommenen oder zufällig Entstandenen. Sie setzt ihre Malerei so ein, dass auch sie den Anschein des Zufälligen erweckt. Ihr Ziel ist nicht die Verschönerung.

Ihre Malerei überzieht Wände, Stützen, Türen, ein Waschbecken und den Kamin. Sie ignoriert räumliche Zusammenhänge, geht über Zwischenräume von Stützen und Wänden, hinweg. Nicht nur die Wand, der gesamte Raum wird zum Bild. Je nach Standpunkt erschließt sich eine neue gemalte Situation.

Die Raummalerei ist nur temporär. Eine Performance zur Finissage, bestehend aus musikalischen und malerischen Eingriffen, verändert den Raum nochmals grundsätzlich, bevor er nach Ende der Ausstellung endgültig abgerissen wird.

Ausstellung vom 06.11 - 17. 11. 2007 (Finissage) Müllerstrasse 22 Rgb, 80469 München

Simone Lanzenstiel, geboren 1970 in Ulm, lebt und arbeitet in München. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste München bei Jerry Zeniuk. 2003 - 2004 erhielt sie ein DAAD Stipendium für New York und das Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst für die Cité Internationale des Arts, Paris

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Simone Lanzenstiel ›Abriss‹
Ort: Abrisshaus Müllerstrasse 22, München