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Die Galerie Nicola von Senger freut sich, Slawomir Elsner mit der Einzelausstellung On Stage erstmals in Zürich zu präsentieren.

Slawomir Elsner, geboren 1976 in Wodzislaw Slasli in Polen, lebt und arbeitet seit einigen Jahren in Deutschland. Projektbezogen, meist in Serien organisiert, bearbeiten seine Werke unterschiedliche thematische Bereiche, die immer an einer Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und Persönlichem angesiedelt sind. Seine Arbeiten erscheinen auf den ersten Blick idyllisch, intakt.

Was uns davon abhält, den Blick abzuwenden, ist ein unbestimmtes Gefühl. Ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Auf den zweiten Blick offenbaren sich dann auch Brüche, Abgründe und Hintersinn. Elsner gelingt es damit, die Wahrnehmung der Bildwelt zu hinterfragen. Nichts ist so, wie es scheint, leere Hintergründe werden zur Bühne, der Betrachter ist On Stage.

Die Zeichnungen aus der Serie „Stills“, dem zentralen Werkkomplex der Ausstellung, zeigen von westlicher Kultur geprägte Räume und Landschaften, die mit der Abwesenheit physisch erkennbarer Darsteller Bühnencharakter erlangen. Dennoch und gerade deswegen sind die Bilder emotional aufgeladen. Es entsteht der Eindruck, als wäre eben noch jemand da gewesen. Und der eine oder andere Betrachter wird sich angestrengt zu erinnern versuchen, wo er denn diese Küche oder jenen Hinterhof schon mal gesehen habe.

Grund dafür mögen einerseits die jeweiligen Erinnerungen und Assoziationen sein, welche die Bilder beim Einzelnen hervorrufen, oder aber die Tatsache, dass Elsner sich mit der Serie „Stills“ auf die Arbeit „Untitled Film Stills“ aus den 70ern von Cindy Sherman bezieht. Die schwarz-weiss Photos Cindy Sherman’s, auf denen sie verschiedenste Frauentypen personifiziert, sind den Film-Standbildern nachempfunden, die in den Schaufenstern der Kinos hängen und dem Betrachter eine Geschichte versprechen.

Indem Elsner in seinen Zeichnungen jenen Teil der Photos Sherman’s weglässt, welcher diesen ihren fiktiven Charakter gibt, nämlich die Protagonistin, bildet er gewissermassen die Realität ab. Elsner verabschiedet sich vom Star als Identifikationsfigur und lässt den Hintergrund allein sprechen. Vom Betrachter mit neuen Sinngehalten gefüllt wird der Bildausschnitt damit erneut fiktiv, ein weiterer Frame eines möglichen Films. Mit diesem Gedanken in Einklang steht das von Elsner gewählte Medium Zeichnung, eine Form, welche das Material nicht unbedingt dokumentarisch, sondern als fiktiv auffasst und ihm erlaubt, Ereignisse und Motive performativ in eigene Erlebnisse zu transformieren.

Ein zweiter, kleinerer Teil der Ausstellung ist der Serie “Selfshots” gewidmet. Der unabsichtliche Effekt auf den photographischen Vorlagen, ausgelöst durch das gespiegelte Blitzlicht, legt sich wie ein Filter über die noch erkennbaren, eingeübten Posen der Jugendlichen und eröffnet so eine ehrliche, spontane Sicht auf ästhetische Konventionen und Styles, in den populärkulturellen medialen Referenzformaten Jugendlicher allzu oft künstlich und konform im Hochglanz gefangen. Die jugendliche Suche nach Identität wird bei Elsner zum Objekt der Neugierde und findet On Stage ihren Platz.

Alexandra Gmür, Februar 2010

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Slawomir Elsner
On Stage