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Slow Runner: Her Noise Archive II präsentiert neues und selten gezeigtes Material aus dem Her Noise Archive und künstlerische Arbeiten, die zahlreiche Verbindungen zu Pauline Boudry/Renate Lorenz’ neuem Film "To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of Their Desperation" (2013) sowie zu der gleichnamigen Komposition der Avantgarde-Komponistin Pauline Oliveros aus dem Jahr 1970 herstellen. Oliveros’ feministische Musiktheorie griff den patriarchalen westlichen Kanon der Siebzigerjahre auf radikale Weise an. Sie hinterfragte nicht nur die Kategorien des ,Performers’, des ,Zuhörers’ und die Bedeutung und Form der Musik selbst, sondern kritisierte auch den in der feministischen Bewegung verwendeten Begriff der ,Frauenmusik’. Diese vielschichtigen Spannungen werden anhand einer Reihe von Arbeiten aus den Siebzigerjahren der KünstlerInnen Barbara Hammer, Lis Rhodes und Robert Ashley aufgezeigt. Als Reaktion auf die versammelten Positionen gestaltete die Künstlerin Emma Hedditch eine Text- und Posterserie speziell für die Ausstellung im Kunstverein. Die Komponistin und Autorin Cathy Lane wird zum Ende der Ausstellung einen Workshop geben, der sich mit Performance Partituren auseinandersetzt.

Diese Präsentation wird von einer Auswahl aus dem Her Noise Archive begleitet. Die in mehrjähriger Recherche entstandene Sammlung umfasst Schallplatten, CDs, Kassetten, Videos, Bücher, Kataloge, Magazine, Fanzines sowie Interviews mit Künstlerinnen, die mit Sound und experimenteller Musik arbeiten, unter anderem Kim Gordon, Christina Kubisch und Kevin Blechdom. Ursprünglich wurde das Archivmaterial von Lina Dzuverovic und Anne Hilde Neset zusammengestellt, die Electra 2003 gründeten und 2005 die Ausstellung „Her Noise“ in der South London Gallery kuratierten. Seitdem wandert das Archiv durch internationale Kunstinstitutionen und war bereits 2008 im Rahmen der Gruppenausstellung „Pop! goes the weasel“ im Waldstraßensaal des Kunstvereins zu Gast. In den letzten Jahren hat das Her Noise Archive seinen Schwerpunkt von der Bewahrung und Präsentation des versammelten Materials auf eine stete Erweiterung des Bestands verlagert, was unter anderem zur Entstehung des Blogs hernoise.org führte.

Das Archiv, das sich im CRiSAP, London College of Communication befindet, versteht sich als physische Manifestation des Wunsches, Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Momenten der Avantgarde zu ziehen: von den radikalen Kompositionen Oliveros’ zu No Wave, Riot Grrrl und anderen, aktuellen Experimenten innerhalb des Feldes von Sound und Feminismus.

www.electra-productions.com hernoise.org crisap.org

Kuratiert von Fatima Hellberg und Irene Revell, Electra/London, in Kooperation mit CRiSAP, London College of Communication. Mit freundlicher Unterstützung von LUX/London. Electra wird unterstützt vom Arts Council England.