press release only in german

Die Gruppenausstellung …so schön? präsentiert 13 Künstlerinnen und Künstler, die in den Medien Videokunst, Installation, Performance, Malerei und Fotografie arbeiten. Ausgehend von der Beobachtung, dass Werken zeitgenössischer bildender Kunst von Kuratoren, Kritikern oder den Künstlerinnen und Künstlern selbst immer wieder die Qualität des Poetischen zugesprochen wird, stellt sich die Ausstellung die Frage, was das Poetische ausmacht und wie es anhand unterschiedlicher Arbeiten greifbar gemacht werden kann. Zwar wird die Zuschreibung im Allgemeinen frei und z. T. unspezifisch verwendet, doch wird das Poetischen mit Eigenschaften wie etwa Atmosphäre, Stille und Narrativität assoziiert. Die metaphorische Verwendung des Begriffs außerhalb der Dichtung folgt einer längeren Tradition. Eine entscheidende Rolle hat dabei die deutsche Frühromantik mit ihrer Forderung nach einer Universalpoesie geprägt, die alle Lebensbereiche ästhetisieren sollte. Der Titel der Ausstellung zielt auf die Frage, ob der Begriff des Poetischen eine Lücke füllt, den der moderne Abschied von der ursprünglichen ästhetischen Zentralkategorie des Schönen im Sprechen über Kunst aufgerissen hat und inwieweit er über diesen hinausgeht. Beteiligte Künstlerinnen und Künstler:

Das Künstlerduo AWST & WALTHER (1983, UK / 1978, Dresden) arbeitet seit 2006 zusammen und realisiert eine ortspezifische Rauminstallation. Unter Verwendung von z. T. ungewöhnlichen Materialien wie pigmentierter Gelatine transformieren sie Themen wie Potentialität und Vergänglichkeit in eine ästhetische Form. Es gelingt ihnen, selbstreferentielle Bezüge mit gesellschaftlichen Fragestellungen zu verknüpfen. Neben der Installation wird das deutsch-walisische Künstlerduo die Performance „The Hole“ zur Eröffnung zeigen.

FIDES BECKER (*1962, Worms) realisiert eine großflächige Wandmalerei, in der sie mit illusionistischer Tiefe und der tatsächlichen Zweidimensionalität spielt. Ihr gemaltes Szenario lässt die vergangene Pracht eines verspiegelten Ballsaals aufleben, wobei Spiegelscherben dem illusionistischen Raum eine weitere Ebene hinzufügen. Mit der Entscheidung für ein nur temporäres Gemälde greift die Künstlerin den Prozess der Vergänglichkeit auch im Medium selbst auf.

IL-JIN ATEM CHOI & BECKER-SCHMITZ (1981 /1980, Moers) lassen einen Raum zur hermetisch abgeschlossenen Kunstzelle werden. In einer Version ihrer Arbeit „Brennstoffzelle“ überkleben die beiden Künstler mit gelben Haftnotizzetteln Flächen und Alltagsgegenstände und lassen so ein plastisches, nicht reproduzierbares Reliefgemälde entstehen.

Ein nostalgisches Moment manifestiert sich in der Videoarbeit der amerikanischen Künstlerin ANITA DI BIANCO (*1970, USA), die ebenfalls einen alten Ballsaal zum Akteur werden lässt. Di Bianco eignet sich in ihren Videos vertraute Bilder und Narrative aus Film, Theater und Literatur an und untersucht und reflektiert epigonenhaftes Handeln.

Die Leichtigkeit des Seins zelebriert ZILVINAS KEMPINAS (*1969, LT) in seinen Installationen: Tapebänder schweben im Raum, wobei die Einfachheit der Mittel dem verblüffenden Effekt kontrastreich gegenübersteht. Für die Arbeit „02“ benötigt er lediglich einen Standventilator und einen Tape-Loop.

„ A middle age woman“ von JÁN MANCUSKA (*1972, SK) ist stark auf den Rezeptionsprozess im Betrachter angelegt. Die Videoarbeit erzählt einen Filmschluss nach, beginnt jedoch nur mit einzelnen Satzfragmenten. Sukzessive Einblendungen weiterer Silben und Wörter erzeugen im Laufe der Arbeit verschiedenste, teils unheimliche, teils kuriose Sinnverschiebungen.

NEIL MCNALLYs (UK) Arbeiten sind zumeist mit ironischen Anspielungen versehen. Für „so schön?“ präsentiert er eine Installation mit Video und Sound.

In den Fotografien von CHRISTINE MEDERER (*1981, Roth) stehen sich Dynamik und Bewegung sowie Statik spannungsreich gegenüber: Ihre bühnenhaften Lichtbilder zitieren abstrakte Formen, denen ein Versuchsaufbau zugrunde liegt und den die Künstlerin im starken Schwarzweißkontrast inszeniert.

„Faire retour aux choses mêmes“; die Rückkehr zu denselben Dingen, ist der Titel der Videoarbeit von EMILIE PITOISET (*1980, F). Hierfür zitiert und überarbeitet die Künstlerin einen kurzen Auszug aus dem Film „Alphaville“ von Jean-Luc Godard. Von einem Symmetriepunkt aus werden die Gesten der Protagonisten in ein Außerhalb des Film übertragen; die Sequenz wird von Pitoiset wieder zusammengesetzt und die Bewegung überarbeitet.

Die Video- und Rauminstallationen der Künstlerin SOPHIA POMPÉRY (*1984, Berlin) sind oft von einer ganz besonderen Stimmung getragen und zeigen auf den ersten Blick einfache Vorgänge und Prozesse, die präzise arrangiert sind und komplexe Gefühle und Assoziationen beim Betrachter hervorrufen. Für den Wintergarten des NKV hat die Künstlerin eine ortsspezifische Arbeit entwickelt.

MARKUS WALENZYK (*1976, Wiesbaden) lotet in seiner Videoarbeit „o.T.“ den illusionistischen Raum aus und spielt auf ironisch-hintergründige Weise mit den Erwartungen des Betrachters. Anknüpfend an die Tradition des trompe-l’oeil, überführt er die Methode der optischen Täuschung, die bereits in der Antike beliebt war, in das junge Medium Video.

only in german

...so schön?
Kuratoren: Sara Stehr, Elke Gruhn

Künstler: Awst & Walther, Fides Becker, Il-Jin Atem Choi & Becker-Schmitz, Anita Di Bianco, Zilvinas Kempinas, Jan Mancuska, Neil McNally, Christine Mederer, Emilie Pitoiset, Sophia Pompery, Markus Walenzyk