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Zu verschiedenen Zeiten brachte politische Propaganda eine ganze Gesellschaften erfassende Furcht vor Kriegsgefahren und einen Kult der Verteidigung hervor. Selbstgebaute Schutzräume und öffentliche Bunker sind die Produkte gesellschaftlicher Panik und Denkmäler für die historischen Spannungen des Kalten Krieges und die Gewalt des Zweiten Weltkriegs. Unterirdische Anlagen in Städten, auf dem Land oder im Wald sind ein Massenphänomen, in dem sich öffentliche Angst und Privatsphäre verbinden. Hitlers Bunker, in dem er auch starb, ist ein architektonisches Symbol dieses Typs des Schutzraums eines geschichtlichen Moments: Er steht für den Sturz und das ehrlose Ende des Diktators. In modernen Kriegen, wie sie heute geführt werden, ist diese symbolische Wirkung durch den gewachsenen Einfluss und die breite Verfügbarkeit von Massenmedien noch größer. Schutzräume in verschiedenen Ländern sind Erscheinungen oder Überreste dunkler Phasen der Geschichte, die auf ganz bestimmte Weise politische Situationen verdeutlichen. In wechselnden Lagen bewahren sie Spuren wirtschaftlicher und politischer Katastrophen, die mit dem Verlust von Machtausdehnung, Wohlstand und Herrschaft einhergehen. (SOSka group)

Adrien Tirtiaux beschäftigt sich in seiner Arbeit "Der Siebte Flakturm // Die siebte Flakturm Expedition" für zwei Jahre mit den Flaktürmen in Wien - sechs massive Türme, die während des 2. Weltkrieges rund um das Zentrum der Stadt gebaut wurden. "As I discovered a seventh unfinished Flakturm in a suburb of Vienna, I developed an intervention project for it: the construction of a long concrete staircase which would lead to the only opening in the thick carapace of the bunker. The model in reinforced concrete that I built at the scale 1:20 goes beyond the only representation of an architecture project and stands for itself as a sculpture. With the construction of a 300 kilo-Flakturm at this scale, my relationship with the towers „concretized“ itself. In parallel to this utopian project, I showed its rational pendant: in the video "Der siebte Flakturm Expedition", I document how I realised palpably the desire for penetrating the building that was suggested by the staircase by an illegal intrusion at night. And this time the appropriation of the bunker occurred with the exchange of the existing lock with mine." (Adrien Tirtiaux)

Albanien hat rund 750.000 Bunker, die alle in den 40er Jahren unter der Herrschaft von Enver Hoxha, der bis zu seinem Tod 1985 Diktator war, erbaut wurden. Hoxha hat mehrere, verschiedene Formen des Kommunismus ausprobiert—zuerst durch ein Bündnis mit dem jugoslawischen Staatspräsidenten Tito, dann durch die Anlehnung an Stalin und nach dessen Tod an Mao (der die Erbauung der Bunker mitfinanzierte, die mehr kosteten als die französische Maginot-Linie). Die offizielle Begründung für die Erbauung der Bunker lautete, dass diese zum Schutz vor Angriffen aus Jugoslawien, Griechenland, der USSR und Italien entstanden seien. Es scheint jedoch so, als dienten sie zur Kontrolle der Bevölkerung durch das Hervorrufen eines latenten Angstzustandes. Man kann sagen, dass die Bunker tatsächlich überall sind – als sie erbaut wurden, rechnete man einen Bunker auf vier Albaner. Sie befinden sich in Feldern, Gärten, an Straßenrändern, am Strand, in der Mitte von Städten. Offiziell gehören sie i mmer noch dem Verteidigungsministerium. Die Kosten der Zerstörung sind so hoch, sodass sich die Albaner die Bunker zu ihrem eigenen Zweck nutzen, zum Beispiel als Lagerräume, Hütten, manchmal Häuser oder sogar als Grundmauer für Hotels. Es ist die Aneignung dieser Kriegsobjekte (die ironischerweise nie einen Krieg sahen), das die Künstlerin Sophie Thun am meisten interessiert.

Die Arbeit "Vivos" von Anna Witt beschäftigt sich mit dem ästhetischen und inhaltlichen Erscheinungsbild eines privaten Unternehmens, der Vivos Group - dessen Thema der Bau eines weltweiten Netzwerks an Untergrund Bunkern ist. Durch visuelle Säuberung und Zensur des Firmenprofils von ideologischen, religiösen und populistischen Stilmitteln, ist es Ziel, an die Kernstruktur des Unternehmens zu gelangen

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SOSka Group
"Shelter"

Künstler: SOSka Group 
mit Ilya Budraitskis, Sophie Thun, Adrian Tirtiaux, Anna Witt