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Die fotografische Arbeit Steffen Osvaths basiert auf gefundenen, aus dem Leben gegriffenen Fotografien. Meist sind es Schwarz-Weiß-Fotografien, wie sie jeder aus alten Schachteln auf dem eigenen Dachboden kennt, wo sie bewahrt und für die eigene Erinnerung oder die der Nachwelt aufgehoben sind. Jenen Fotografien jedoch, die von niemandem mehr aufbewahrt werden, die ihre einstige Zugehörigkeit und ihren Ort verloren haben, nimmt sich Steffen Osvath an, wenn er sie nach Entrümpelungen auf Recycling-Höfen findet. Die Menschen auf den Fotografien sind Unbekannte, deren Schnappschüsse und Familienportraits Fragmente einer nicht mehr zu rekonstruierenden Lebensgeschichte sind. In ihrer Ortlosigkeit werden die von Steffen Osvath ausgewählten Fotografien umso anziehender für unseren Blick, der die gespürte zeitliche und emotionale Ferne zu überwinden und in die zuweilen familiäre Intimität einzudringen sucht. Doch verhindern Steffen Osvaths Übermalungen, Durchstreichungen oder Ausradierungen eine Einfühlung in die dargestellten Personen. Indem er die Augen löscht, Gesichter fortkratzt oder die Übergabe einer Pusteblume im Bild explodieren lässt, enthüllen die Fotografien ihre latente Unheimlichkeit. Steffen Osvath wendet sich bei seiner Suche nach Fotografien, die er dann mit individueller Geste neu interpretiert, gerade solchen Aufnahmen zu, die dem öffentlichen Blick nicht zugedacht waren. Es sind labile physische und psychologische Momente, die nach der künstlerischen Überarbeitung jedoch kaum mehr auf die Innerlichkeit der dargestellten Person verweisen, sondern vielmehr auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten innerhalb welcher diese Fotografien entstehen und schließlich verloren gehen konnten.

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Steffen Osvath: Pusteblume

Ort: PARROTTA PROJECT SPACE Berlin, Brunnenstr. 178-179