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Wenn das „Un-Zuhause“, wie Paolo Virno sagt, zu einem ständigen, unveränderlichen Zustand geworden ist, von dem zuallererst die Heerscharen von Flüchtlingen und Migranten betroffen sind, paradoxerweise aber ebenso die prekarisierten, sogenannten creative classes, dann wird jedes Postulat einer Virtuosität des Alltags zu einer romantisierenden, wenn nicht gar zynischen Inszenierung von Flexibilität. Bieten Subversion, Trickstertum, Kreolisierung oder Balkanisierung vor diesem Hintergrund noch Ansatzpunkte für den „rostigen revolutionären Hebel“ (Virno)? „Das Un-Zuhause der Bilder“ setzt die Zerstreuung des Sozialen einer Zerstreuung der Bilder parallel: Visualität als Bricolage von Wirklichkeiten, Verweisen und Verhältnissen. Sehen wir uns einer übergroßen Bilderbastelei gegenüber, in der alles irgendwie miteinander zu tun hat, gemeinsam erscheint, ohne jedoch einen gemeinsamen Raum des Erscheinens herstellen zu können: einem fundamentalen Un-Zuhause der Bilder? Einer visuellen Konstruktion des Sozialen als Bricolage, in der Unterhaltung, Disziplinierung und Politik amalgamieren? Oder politisieren sich Bilder von bombardierten Palästinensersiedlungen aus den 1970er Jahren, von Bewerbungsgesprächen in Deutschland aus den 1990er Jahren und von einer Liebesgeschichte zwischen Kunst, kulturellem Kapital und Marketing aus den 2000er Jahren gegenseitig? Wie könnten Bilder jedoch von einer Politik erzählen, die es möglicherweise gar nicht mehr gibt?

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steirischer herbst 2010:
Das Un-Zuhause der Bilder
Ort: Festivalzentrum
Kurator: Reinhard Braun

Künstler: Jim Finn, Abu Ali Mustafa, Michael Mraktisch, Harun Farocki, Stephan Geene, Gintaras Makarevicius, Yael Bartana, Francois Bucher, Jeanne Faust, Köken Ergun