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Stephen Sutcliffe. High Windows, Dead Birds
08.06.2019 – 15.09.2019

Eröffnung
Fr 7. Jun 2019, 19:00

Stephen Sutcliffes neue Arbeiten, die sich an Philip Larkins Gedichtsammlungen The Less Deceived, The Whitsun Weddings und High Windows anlehnen, sind bereits seit langer Zeit in Arbeit und bestehen aus einer Reihe reduzierter und destillierter Videocollagen. Diese erweitern Sutcliffes langjährige, nahezu zwanghafte Beschäftigung mit kulturellem Selbstverständnis, gesellschaftlichen Schichten und Betrachtungen über Tod und Scheitern und werden in Dialog mit ausgewählten Videos des Künstlers aus der Zeit der frühen 2000er bis heute präsentiert.

Sutcliffes Praxis ist von einer anhaltenden Auseinandersetzung mit Literatur geprägt – eine Verknüpfung, die auch in diesem neuen Werkkomplex aufs Neue bemüht, herausgefordert, aber auch problematisiert wird. Im Ton und Ansatz weisen Sutcliffe und Larkin erstaunliche Ähnlichkeiten auf: Beide unternehmen den Versuch, eine Zeit durch die Linse privater Erfahrungen sowie die Bewegungen zwischen in Schieflage geratenem Realismus und Unbehagen wiederzugeben; darüber hinaus verbindet sie ein gewisser Scharfsinn und Humor. Im Format des kurzen, collagenartigen Videos, kanalisiert Sutcliffe sowohl die charakteristische Struktur als auch die Stimmung seiner literarischen Bezüge und lässt diese auf seine eigene unverkennbare Sprache und Zeit einwirken.

In der Biographie Larkins, wie auch in denen vieler Schriftsteller*innen, die Sutcliffes Arbeit beeinflusst haben – darunter der Ostdeutsche Autor Uwe Johnson –, findet sich Rückzug als wiederkehrendes Motiv; ganz bewusst suchten diese ausgesprochen entlegene Orte auf, neigten gewissermaßen zur Trostlosigkeit. In diesem Ansatz steckt eine ambivalente Verbindung von Leben und Arbeit: einerseits die Verweigerung von Beteiligung, andererseits das Verlangen, die gesellschaftlichen Zustände der eigenen Zeit mit unverstelltem Blick darzustellen – ein Verhältnis zu Sichtbarkeit, das heutzutage, wenn überhaupt, nur schwer aufrechtzuerhalten wäre. Sutcliffes neue Videos I am (for the birds) und General Knowledge, Arbeiten, die mit Melancholie und Absurdität auf kulturelle Zugehörigkeit und ein Gefühl des Gefangenseins schauen, führen diese ambivalente Logik fort.

High Windows, Dead Birds ist die bislang umfassendste Präsentation von Sutcliffes künstlerischer Arbeit, und die erste im deutschsprachigen Raum. Die Ausstellung beinhaltet seine neuen Videos neben retrospektiven Elementen und räumlichen Interventionen, die in Dialog mit den Räumen des Künstlerhauses Stuttgart realisiert wurden.

Der Künstler Stephen Sutcliffe (*1968, Harrogate, Großbritannien) lebt und arbeitet in Glasgow. Jüngste Einzelausstellungen umfassen: Sex Symbols in Sandwich Signs, Talbot Rice Gallery, Edinburgh (2017); Twixt, Cup and Lip, The Hepworth Wakefield (2016); Going Over, Rob Tufnell, London (2015); Outwork and Workings out, Tramway, Glasgow (2013); Runaway, Success, Stills, Edinburgh (2011); Zilkha Auditorium, Whitechapel Gallery (2010); Cubitt, London (2009); und Art Now Lightbox, Tate Britain, London (2005). Gruppenausstellungen umfassen: Container and Contained, Künstlerhaus Stuttgart (2015); Down Where Changed, Cubitt, London (2014); The Reluctant Narrator, Museu Coleção Berardo, Lisbon, Portugal (2014); For as Long as You Like, Gaudel De Stampa, Paris (2015). 2018 nahm Sutcliffe in Zusammenarbeit mit Graham Eatough am Manchester International Festival teil mit einem Film für die Whitworth Gallery, für welchen sie den Contemporary Arts Society Award gewannen. Sutcliffe war bereits zweimal auf der Shortlist des Jarman Award und erhielt 2012 den Margaret Tait Award. In Kürze erscheint bei Sternberg Press Sutcliffe at Fifty, ein Buch über die Arbeit des Künstlers, Book Works veröffentlicht dieses Jahr das autobiografieähnliche Werk Much Obliged.