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Skulptur, Malerei, Graphik, Video und Performance bilden das OEuvre des britischen Künstlers Steven Claydon. Zentrales Thema seiner Arbeiten ist die Hinterfragung und Neubewertung allgemein geltender Denkstrukturen und Taxonomien. Was macht ein bloßes "Ding" zu einem Kunstwerk, und welchen Einfluss spielt dabei Geschichte? Mit spielerischer Präzision hinterfragt Claydon diese Zusammenhänge, indem er sich mit unterschiedlichen Materialien und Ästhetiken beschäftigt. Artefakte werden Alltagsgegenständen gegenübergestellt, Repliken neben Originale gesetzt. Durch ihre besondere Präsentationsform knüpft der Künstler an die Ausstellungstradition naturgeschichtlicher und prähistorischer Museen an und stellt gleichsam Fragen zu der Zusammensetzung und Strukturierung von Sammlungen und Archiven sowie der kuratorischen Praxis an sich. Häufig beziehen sich die Werke von Claydon auf den jeweiligen Genius Loci ihrer Ausstellung und greifen nicht selten Theorien und Konzepte von Personen auf, die in ihrem Denken und Handeln eine Alternative zu gängigen Macht- und Denkstrukturen bieten. So ziert The passage of differentiated substance von 2012, entstanden anlässlich seiner Einzelausstellung bei firstsite, Colchester, England, das Gesicht von Alfred Russel Wallace, dessen eigener unterbewerteter Beitrag zur Evolutionstheorie, Charles Darwin 1859 zur Veröffentlichung seines Buches Entstehung der Arten animierte. In Form eines Reliefs ragt das Gesicht gespenstisch aus der Wand eines großen Fasses, das wie aus Eisen geformt scheint, bei näherer Betrachtung jedoch aus Keramik ist und formal sowohl an moderne Fässer als auch an römische Totenurnen erinnert. Auf graue Formica-Podeste gestellt, thront es inmitten zweier Schienen und dreier Motorradfelgen, die aus Keramik bestehen. Am Ende einer Schiene liegt ein vergrößertes 1-Cent-Stück, zwischen den Schienen und auf einem Podest platziert befindet sich ein aus Bast geformtes Rad, das von einer Harley-Davidson-Nachbildung stammt. Claydons Hauptaugenmerk liegt nicht auf der Illustration von Geschichte. Vielmehr zielen seine Werke darauf ab, den Betrachter mit der unvermeidlichen Willkür alles geschichtlichen Wissens zu konfrontieren. Assoziationen werden aufgebaut, es entsteht ein "Klima", das sich jeglicher linearen, lösungsorientierten Lesart verweigert. Steven Claydon (*1969) lebt und arbeitet in London. Folgende internationale Einzelausstellungen wurden ihm zuteil: Culpable Earth bei firstsite, Colchester, England (2012); Mon Plaisir...Votre Travail, La Salle de Bains, Lyon, Frankreich (2011); Goldene Zeiten/Golden Times, Haus der Kunst, München (2010); The Ancient Set and the Fictional Pixel, Serpentine Pavillon, London, und The Ancient Set, International Project Space, Bournville, Birmingham (2008) und Courtesy of the Neighbourhood Watch, White Columns, New York (2006). Anlässlich seiner Einzelausstellung Culpable Earth bei firstsite wurde 2012 eine Publikation mit selbigem Titel veröffentlicht.