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Die BAWAG FOUNDATION freut sich, vom 9. Mai bis 17. August 2008 die erste Ausstellung von Susan Hiller in Österreich zeigen zu können. Susan Hillers Ausstellung Outlaw Cowgirl and Other Works wird bei freiem Eintritt im Foundationsquartier, Wiedner Hauptstraße 15, 1040 Wien, zu sehen sein.

Seit mehr als dreißig Jahren erforscht Susan Hiller visuelle Phänomene, die rational nicht erklärt werden können und von unserer Gesellschaft daher als Aberglaube, Einbildung oder Halluzination abgewertet werden. Für Hiller sind solche Erfahrungen aber unverzichtbarer Teil jeder Kultur, da sie vom Begehren und von den Ängsten einer Gesellschaft erzählen. Träume und andere Ausnahmezustände des Bewusstseins, in denen das Visuelle mit dem Visionären verschmilzt, bilden daher die Grundlage ihrer Arbeit, die das kollektive Unterbewußte imaginiert und dabei um das Unheimliche kreist. Das Okkulte, die Geister und die Träume sind dabei die Subjekte. Mit diesem künstlerischen Ansatz hat Hiller vor drei Jahrzehnten künstlerische Vorgangsweisen vorweggenommen, die heute aktueller denn je sind.

Das Unheimliche als wichtiger Begriff verschiedener Diskurse in Philosophie, Literatur, Film, Architektur, Psychoanalyse und Genderdebatte hat derzeit wieder Konjunktur. Der Spannungsbogen des Unheimlichen reicht dabei vom Heimischen über das Heimliche bis zum Unheimlichen und verschränkt so das Vertraute mit dem Fremden, die Intimität des geschützten Privaten mit seiner Gefährdung. Die Auseinandersetzung kann bis zu dem berühmten Essay von Sigmund Freud aus dem Jahr 1919 zurückverfolgt werden. Das Unheimliche hat darüber hinaus eine komplexe Geschichte, die bis zur Aufklärung zurückreicht und die Moderne als ihr Schatten begleitet. Auch in der Kunst des 20. Jahrhunderts hat das Abgründige und Unheimliche eine lange Tradition, die aber von der Kunstgeschichtsschreibung zugunsten einer reinen Moderne marginalisiert wurde.

Die Ausstellung, die von Christine Kintisch, Direktorin der BAWAG FOUNDATION, kuratiert wird, zeigt eine repräsentative Auswahl von Susan Hillers Arbeiten der letzten zehn Jahre, darunter From the Freud Museum (1991-1996). Das Werk, ein scharfsinniger und belesener Kommentar zu Freuds erstaunlicher Sammlung von Kunst und Antiken, seiner Bibliothek und seinem Haus in London umfasst eine Serie von archäologischen Sammlungsschachteln in einer Vitrine. Diese abschreitend begibt sich der Betrachter/die Betrachterin auf eine persönliche Reise, auf der sich ihm/ihr die Geheimnisse jeder Schachtel enthüllen. Präsentiert wird auch die Audioinstallation Witness (2000), eine vielsprachige Sammlung von Berichten über Begegnungen von Menschen mit UFOs. The J. Street Project (2002-2005) zeigt deutsche Straßen und Plätze, deren Schilder von einer früheren jüdischen Präsenz zeugen. Mit 303 Fotografien und einem Video erzeugt Hiller eine eindringliche Meditation über ein Wort und einen bitteren Abschnitt der deutschen Geschichte.

Susan Hiller zählt zu den faszinierendsten und einflussreichsten Künstlerinnen der Gegenwart. Besonders bei der jüngeren britischen KünstlerInnengeneration hat ihre Arbeit eine tiefgreifende Wirkung hinterlassen. Aber auch international ist Susan Hillers Einfluss kein geringer. So hatte sie in den letzten Jahren Ausstellungen im Moderna Museet, Stockholm (2007), im Castello di Rivoli, Turin (2006), in der Kunsthalle Basel (2005), im Baltic Centre in Gateshead (2004) und im Museo Serralves, Porto (2004).

Geboren 1940 in Florida, studierte Susan Hiller Kunst und Anthropologie in den Vereinigten Staaten. 1969 übersiedelte sie nach England, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Als Antithese zur Konzeptkunst und Minimal Art, aber im Einklang mit feministischen Ideen jener Zeit entwickelte sie in den frühen 1970er Jahren ihre Arbeit und wurde mit innovativen künstlerischen Praktiken bekannt. Sie schuf kollektive Arbeiten, an denen Gruppen von Menschen teilnahmen, und Arbeiten, die auf Methoden basierten, die vorher der Anthropologie vorbehalten waren. Susan Hiller verwendet dazu verschiedene Medien - von Performance über Installation und Skulptur bis zu Video und Ton.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.