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Tadej Pogačar | CODE:RED
11.01.2020 - 29.02.2020 (verlängert bis 13.3.2020)

ERÖFFNUNG Freitag, 10.01.2020 18:00 Uhr
galerie michaela stock, Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien
Brunch & Artist talk: Samstag, 11.01., 11 – 14 Uhr
Schleifmühlgassenrundgang: Donnerstag, 16.1., 18 - 21 Uhr
Kooperation mit P74 Gallery

galerie michaela stock eröffnet am Freitagabend, den 10. Jänner die Ausstellung CODE:RED des slowenischen Postkonzeptkünstlers Tadej Pogačar. Er ist einer der wichtigsten Künstler und Kuratoren der slowenischen Kunstszene der letzten dreißig Jahre. Pogačar erforscht und beleuchtet versteckte, komplexe und übersehene soziale Phänomene, Gruppen, Praktiken und deren Beziehungen. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit der kritischen Forschung zu sozialen und politischen Themen sowie mit partizipativen und kooperativen Projekten.

Die Ausstellung in Wien präsentiert das langfristig angelegte partizipative Projekt CODE:RED (1999 bis heute), das die informellen Wirtschaftsmodelle, Selbstorganisationsmodelle von Sexarbeitern und deren Menschenhandel problematisiert. Der zweite Teil der Ausstellung beinhaltet das Projekt School's Out (1997-2013). Dieses beschäftigt sich mit Modellen der Herrschaft und Kontrolle in den Bildungseinrichtungen des Sozialismus und untersucht die Beziehungen zwischen Dokumentation, Archiv und Geschichte.

Die Serie CODE:RED erforscht und diskutiert ausgewählte Aspekte der Prostitution und Sexarbeit als eine spezifische Form der Parallelwirtschaft. Das Projekt ist ein offener Dialog zwischen Künstlern, Sexarbeitern und der Öffentlichkeit in einer ausgewählten Mikroumgebung und im lokalen Kontext. Sexarbeit kann nicht mehr als lokales oder nationales Phänomen betrachtet werden, sondern ist ein globales Phänomen, an dem Migranten und multikulturelle Gruppen beteiligt sind. CODE:RED wird seit 1999 in zahlreichen Städten durchgeführt, um nur einige zu nennen: Venedig, New York, Skopje, Tirana, Madrid, Zagreb oder Bangkok.

Das Video Golden Shoes of Times Square aus dem Projekt CODE:RED ist das Ergebnis einer öffentlichen Aktion, die am 1. Mai 2002 in New York stattfand. Pogačar schleppte ein Paar goldene High Heels über den Times Square. Auf sehr subtile Weise verweist er auf eine spezifische, erotische Wahrnehmung der Stadt und beschäftigt sich indirekt auch mit Prostitution und dem Problem des Menschenhandels. 1990 erließ der New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani eine Reihe von restriktiven Gesetzen, mit dem Ziel, im Namen von Gesundheit und Hygiene soziale Kontakte und Kommunikation zwischen Menschen verschiedener Rassen und Klassen zu verbieten.

CODE:RED Bangkok (2005) verfolgt aktuelle Prozesse und Topographien des Menschenhandels. Als die USA sich aus Vietnam zurückzogen, sah sich die Tai-Sexindustrie mit einem besorgniserregenden Rückgang der Gewinne konfrontiert. Die Sexindustrie hat zusammen mit der Tourismusbranche und der Regierung beschlossen, neue Kundenkreise zu lukrieren und aus diesem Grund wurden neue geschäftliche Brücken zwischen Deutschland, Dänemark, Japan und Bangkok aufgebaut.

Das standortspezifische Projekt School's Out (1997-2013) wurde ursprünglich 1997 mit Schülern des Šentvid Gymnasiums in Ljubljana konzipiert. In mehreren Klassenzimmern wurden diskrete Installationen (mit Lehrbehelfen und Unterrichtsmaterialien, Alltagsgegenständen etc.) aufgebaut. Sie thematisieren die Fragen von Wissen, Schüler-Lehrer-Beziehungen, Unterricht, Disziplin und Kontrolle. Die Collagen School's Out erzählen und erforschen die moderne Geschichte des Schulunterrichts durch Strategien des subjektiven und visuellen Gedächtnisses. Archivbilder aus den 1940er, 1960er und 1970er Jahren (entlehnt aus dem Slowenischen Schulmuseum), die die Prozesse des Schulunterrichts, der Disziplin und der Kontrolle darstellen, werden Objekten und Collagen gegenübergestellt. Diese Objekte sind pädagogische Werkzeuge und Hilfsmittel, die deutlich auf die Zeit ihrer Entstehung hinweisen, nämlich die Zeit des Sozialismus und des gemeinsamen Staates Jugoslawien. Die angewandte narrative Strategie basiert auf der Verwendung von Wiederholung, Leerraum, Unsinn, Klischees und Humor.

CV
Tadej Pogačar wurde 1960 in Ljubljana / Slowenien geboren und studierte Ethnologie und Kunstgeschichte an der Kunstuniversität in Ljubljana und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Ljubljana. Er ist Gründer und Direktor des P.A.R.R.A.S.I.T.E. Museum of Contemporary Art (www.parasite-pogacar.si), einer virtuellen Organisation und eines kritischen Modells, das er 1993 gegründet hat. Viele Ausstellungen im In- und Ausland zuletzt im Museum für Zeitgenössische Kunst in Rijeka (2019), City Art Gallery, Ljubljana; Istanbul Biennale, dem San Francisco Art Institute, der 49. São Paulo Biennale, der NGBK in Berlin, der 3. Tirana Biennale, dem ZKM Karlsruhe, dem Stedelijk Museum, der Sparwasser Zentrale in Berlin, Oyo Atomico in Madrid, dem Museo de Arte Carillo Gil in Mexiko City und dem Central House of Artists in Moskau. Er erhielt 2001 das Franklin Furnace-Stipendium und 2004 das Shrinking Cities-Stipendium.