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Im Mittelpunkt der Ausstellung „Tanz mit dem Totentanz“ im Museum für Sepulkralkultur Kassel steht der um 1463 von Bernd Notke gemalte Totentanz in der Marienkirche zu Lübeck; dieser gehörte zu den eindrucksvollsten Beispielen seiner Zeit. Er verbrannte in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 beim Bombenangriff auf Lübeck, geblieben sind Abbildungen, u.a. ein erstmalig 1866 erschienenes Buch mit 8 großformatigen Reproduktionen, das bis heute aufgelegt wird.

Der Lübecker Totentanz erhält seine besondere Bedeutung gerade dadurch, daß er selbst ein Opfer des großen Totentanzes des 2. Weltkrieges geworden ist und somit auf tragische Weise die eigene Prophezeiung eingelöst wurde.

Und heute, mehr als 60 Jahre nach diesen schrecklichen Ereignissen? Nur wenige Bildmotive des Mittelalters sind bis heute so lebendig geblieben wie das Motiv des Totentanzes. Ob Bildende Kunst, Literatur, Musik oder Theater, der Dialog zwischen Sterbenden und jener mitunter Furcht einflößenden Figur, dem Knochenmann, hat bis heute immer neue Ausdrucksformen gefunden. Ein umfangreiches Angebot von Büchern informiert über dieses in ganz Europa verbreitete Bildmotiv.

Auf Initiative von Hartmut Kraft haben hier nun erstmalig 25 Künstlerinnen und Künstler in sehr direkter Weise auf den zerstörten Lübecker Totentanz reagiert, indem sie mit künstlerischen Mitteln auf die in einem Reprint der Originalgrafiken erhalten gebliebenen Totentanzmotive geantwortet haben. Viele haben das Buch von der ersten bis zur letzten Seite überzeichnet, übermalt, überdruckt, andere haben das Buch in eine Skulptur eingebaut, es in einer Performance verbrannt oder eine großformatige Fotoarbeit gestaltet.

Auch die Skizze des Totentanzes von Robert Gernhardt entstand kurz vor seinem Tod. Sie ist das letzte Werk des Zeichners und zugleich Entwurf für eine größere Arbeit für dieses Ausstellungsprojekt: es bleibt nun unausgeführt „als wundersames Memento mori eines Künstlers, der den Tod buchstäblich bis zuletzt auf staunenswerte, mitunter geradezu unheimliche und wohl einzigartige Weise für die eigene Produktion einzuspannen wusste“ (FAZ, 1.7.2006).

Neben zahlreichen historischen Darstellungen werden auch transkulturelle Objekte, wie Masken zu sehen sein, ein Beleg dafür, daß auch in außereuropäischen Kulturkreisen das Bildmotiv des tanzenden Todes, wenn auch konnotativ anders besetzt, nicht unbekannt ist. Präsentiert werden Totentanzmasken aus Asien, Südamerika und Afrika.

Die Ausstellung begleitet und illustriert ein aufwendig gestalteter Katalog, der in die Historie der Totentänze einweist und die einzelnen künstlerischen Überarbeitungen des Lübecker Totentanzes ausführlich vorstellt. In der Ausstellung kostet er 24,80 Euro, im Buchhandel 48,00 Euro.

Es erscheinen mehrere Vorzugsausgaben zum Katalog von Peter Gilles, Birgit Kahle und Ale Guzetti.

Zudem wird die Ausstellung ergänzt durch die Totentänze (2003-2006), einem Zyklus mit lebensgroßen Totentanzbildern des Kölner Künstlers Peter Gilles (geboren 1953).

Liste der teilnehmenden Künstler am Projekt „Tanz mit dem Totentanz“

Enrique Asensi, Spanien Victor Bonato, Deutschland Hartwig Ebersbach, Deutschland Rolf Escher, Deutschland Herbert Falken, Deutschland Harald Fuchs, Deutschland Thomas Gatzemeier, Deutschland Robert Gernhardt, Deutschland Peter Gilles, Deutschland Horst Gläsker, Deutschland Ferdinando Greco, Italien Thomas Grundmann, Deutschland Franz Hitzler, Deutschland Birgit Kahle, Deutschland Saskia Niehaus, Deutschland Franco Rasma, Italien Eun Nim Ro, Süd-Korea Volkmar Schulz-Rumpold, Deutschland Bernd Schwarting, Deutschland Fritz Schwegler, Deutschland Carolein Smit, Niederlande Ernesto Tatafiore, Italien Axel Vater, Deutschland Ben Vautier, Italien Giampiero Zanzi, Italien

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Tanz mit dem Totentanz

Werke von Enrique Asensi, Victor Bonato, Hartwig Ebersbach, Rolf Escher, Herbert Falken, Harald Fuchs, Thomas Gatzemeier, Robert Gernhardt, Peter Gilles, Horst Gläsker, Ferdinando Greco, Thomas Grundmann, Franz Hitzler, Birgit Kahle, Saskia Niehaus, Franco Rasma, Eun Nim Ro, Volkmar Schulz-Rumpold, Bernd Schwarting, Fritz Schwegler, Carolein Smit, Ernesto Tatafiore, Axel Vater, Ben Vautier, Giampiero Zanzi