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Nicht alles, was wir wahrzunehmen glauben, entspricht der Wirklichkeit oder auch nur unserer Wahrnehmung von Realität. Bildmedien - ob gemalt, gebaut, fotografiert oder digital bearbeitet - konstruieren vielmehr unsere Vorstellung von Wirklichkeit und geben erst den Rahmen vor, in dem wir visuelle Realitäten erfahren. "Es ist (beispielsweise) eine andere Natur, welche zur Kamera, als welche zum Auge spricht", schrieb Walter Benjamin bereits 1931, und ob wir unseren Augen tatsächlich trauen können oder sollten, hinterfragen auch eine Vielzahl von Kunstwerken der Sammlung Würth auf ebenso fantasievolle wie hintergründige Art.

Die Ausstellung "Täuschungsmanöver - Optische Irritationen und visuelle Manipulationen vom Surrealismus bis heute" ist daher dem Auge als dominierendem Organ unserer Gegenwart gewidmet. Sie versucht, einen Faden zu weben von den surrealen Verwirrspielen eines Max Ernst, René Magritte oder André Masson über die Angriffe auf unsere Sehnerven wie sie Op-Art-Künstler wie Jesús Rafael Soto, Carlos Cruz-Diez, Victor Vasarely, François Morellet, Yacoov Agam, Günter Fruhtrunk, Karl Gerstner u. a. mit ihren wie energetisch aufgeladen wirkenden "vibrierenden" Kunstwerken seit den fünfziger Jahren vornehmen bishin zu den visuellen Manipulationen unserer Tage. Wie Bild bzw. Abbild und Wirklichkeit zusammenhängen, ist auch eines der großen Themen von Gerhard Richter, der Malerei als Fotografie simuliert und mit der bewussten Unschärfe des Malvorgangs vermeintlichen Realismus als Täuschung enttarnt. Dass "die moderne Welt die der Trugbilder ist", entlarvt zudem Andy Warhol, dessen Werke die Illusion von Ähnlichkeit durch die Kopie der Kopie zerstören.

Die Ausstellung zeigt aber auch das Gegenteil skeptischer Desillusion etwa in Werken auratischer Formfindungen, bei Anish Kapoor oder Gerhard Mantz, in denen Materielles und Immaterielles so mühelos zusammengeht, als habe man ein Leck in die dreidimensionale Wirklichkeit geschlagen, aus dem heraus die Energie des tatsächlichen Raumes in den scheinbaren Raum des jeweiligen Objekts überfließt und umgekehrt oder aus dem heraus sich Malerei plötzlich als Ding im Raum manifestiert (Klaus-Martin Treder). Schließlich untersucht die Ausstellung unterschiedliche Ausprägungen digitaler Wirklichkeitsentwürfe, die sukzessiv längst in zahlreiche Kunstwerke der Gegenwart eingesickert sind, etwa bei Martin Liebscher, der sich selbst in unterschiedlichen Situationen als multiple Persönlichkeit konzipiert. Schließlich findet sie in Werken von Patrick Hughes, Hans Hemmert u. a. wieder zu ihrem surrealen Ausgangspunkt zurück.

Bei einigen der gezeigten Inszenierungen drängt sich das Spielerische der reinen Augentäuschung in den Vordergrund, bei anderen überwiegen die physiologischen Aspekte optischer Phänomene, wieder andere spielen mit dem Reiz der Simulation, nicht um mit der Wirklichkeit zu vergleichen, sondern vielmehr um eine Distanz zu ihr aufzubauen - und alle miteinander vereinigen sich zum aufschlussreichen Parcours der Fragezeichen.

Pressetext

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Täuschungsmanöver
Optische Irritationen und visuelle Manipulationen

mit Yaacov Agam, Carlos Cruz-Diez, Max Ernst, Günter Fruhtrunk, Karl Gerstner, Hans Hemmert, Patrick Hughes, Anish Kapoor, Martin Liebscher, René Magritte, Gerhard Mantz, André Masson, François Morellet, Gerhard Richter, Jesús Rafael Soto, Klaus-Martin Treder, Victor Vasarely, Andy Warhol