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Wir freuen uns sehr, Sie zu Thomas Hausers erster Einzelausstellung Fotografien bei Laura Mars Grp. begrüßen zu dürfen. “Vielleicht geht es bei diesen Aufnahmen um eine Art JenseitsŠ Die Baumwolle ist der Stoff, aus dem der Himmel gemacht ist. Wenn wir uns darüber erheben, werden unsere unsterblichen Seelen von Kuchen und Muschi erfüllt sein³, schrieb ein euphorisierter Besucher von Hausers Homepage beim Anblick von dessen Fotoserie Dieses Gefühl/Butter. Eben diese Serie löste 2004 gemeinsam mit den anderen Werken der Gruppenausstellung When Love Turns to Poison im Kunstraum Kreuzberg einen veritablen politischen Skandal aus. Hausers Fotos von rasierten weiblichen Geschlechtsteilen, Mädchenschlüpfern und Nylon-bestrumpften Beinen seien pornographisch, leisteten pädophilen Gewaltphantasien und männlichem Voyeurismus Vorschub, war zu hören ­ ebenso von konservativen Politikern wie auch alarmierten Kinderschützern. Den Höhepunkt fanden die von den Springer-Blättern geschürten Auseinandersetzungen in dem Anschlag eines stadtbekannten Bibelfanatikers; der mehrere Arbeiten der Ausstellung, darunter auch die Arbeiten Hausers, zerstörte. Währenddessen wurde auch die Entlassung der für die Subventionierung der Ausstellung verantwortlichen Bezirksbürgermeisterin gefordert.

Ein Jahr später ist jetzt mit seiner Serie Fotografien die Fortführung von Hausers fotografischer Arbeit bei Laura Mars Grp. zu sehen. Seit 1999 thematisiert er den weiblichen Akt in den Kontexten Malerei, Fotografie, Computersimulation. So liegen seiner Gemäldeserie State One (1999-2004) Mädchen­Fotos aus dem Internet zugrunde, die der Künstler bearbeitet und zu Malerei transformiert. Während State One die Beziehungen zwischen Maler und Modell, Begierde und Anonymität, formaler Strenge und Fetischisierung untersucht, werden gerade in dem Aufgreifen von fotografischen Unschärfen die Bezüge zur Gegenwartskunst offensichtlich ­ zu Gerhard Richters Bildern der Sechziger und Siebziger, zu Thomas Ruffs Nudes, oder den Bildaneignungen von Richard Prince (Spiritual America,1986)

Dagegen besitzen Hausers jüngere Fotografien eine beinahe intime Ausstrahlung. Der vorwiegend inszenierten Ausgangssituation seiner Serie Dieses Gefühl/Butter stehen jetzt improvisierte Momente gegenüber, die an die Modephotografie von Jürgen Teller oder Terry Richardson denken lassen. Über zwei Jahre in enger Zusammenarbeit mit einem Laienmodell entwickelt; fungieren Hausers Fotografien wie ein fortlaufendes Portrait: Auch wenn das Gesicht des Modells nie zu sehen ist, ergeben die unterschiedlichen Posen, Stoffe, Lichtverhältnisse, Ausschnitte ein assoziatives Abbild von Gefühlszuständen, körperlichen Befindlichkeiten, ästhetischen und sexuellen Präferenzen, Sehnsucht und Einsamkeit. Hierbei bildet die wechselhafte Balance zwischen Hauser und seinem (durchaus erwachsenen) fotografischem Subjekt ein subtiles, erotisches Spannungsfeld, das ohne die üblichen Hierarchien funktioniert und nur so pornographisch ist, wie der Blick, dem es sich eröffnet.

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