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Thomas Helbig ist bekannt für seine Skulpturen, die in ihrer Allansichtigkeit zum Umschreiten einladen und deren Detailreichtum den Betrachter immer wieder zu neuen Assoziationen anleiten. Sie stehen im Dialog mit seinen Gemälden, die in ihrer Reduktion auf scheinbar abstrakte und gleichzeitig erzählerische Strukturen faszinieren. Helbigs neue Arbeiten sind gekennzeichnet durch einen gewissen Existentialismus der Mittel als eine Praxis der Reduzierung. Die Malerei besteht aus Farbspuren, die scheinbar direkt aus der Tube auf die Leinwand gedrückt sind. Ein "S" zeichnet sich ab, ein Buchstabe, eine Figur, eine Spur oder auch fast nichts; aber eben nur fast, noch ist das Sujet nicht wirklich aufgehoben. Der monochrome unbemalte Hintergrund, ein farbiges Textil, hat sich verselbstständigt und wirft Falten, als wolle sich die Malfläche zur Skulptur erheben. Lucio Fontanas Errungenschaften des "Spazialismo", die die Fläche zum Raum werden läßt, werden unmittelbar in Erinnerung gerufen und formieren sich als Negativgeste in Helbigs Arbeiten. Lucio Fontanas Philosophie des Nichts, das er nicht als das Nichts der Zerstörung, sondern als das Nichts der Schöpfung versteht, findet sich auch in der neuen Skulptur Helbigs wieder. In einem Schrank, einem Aufbewahrungsutensil einer vergangener Zeit, wird wie in einem Schrein ein Objekt aufgebahrt; ein Fragment eines Glastisches, ein "übrig gebliebener Rest einer kaputten Kulissenwelt", wie so oft in Thomas Helbigs Werk. Beide Objekte sind zerstört und ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, zusammen bilden sie etwas Neues und entfalten ihre eigene inspirierende Kraft. Zerstörung, ein wesentlicher Bestandteil der Skulpturen Helbigs, ist als Befreiung, als Öffnung jenseits des Objektes zu verstehen. Thomas Helbig (*1967) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Akademie der Künste, München und am Goldsmith College in London. Zahlreiche Ausstellungen wurden ihm international gewidmet, seine Werke sind in namhaften Privatsammlungen und öffentlichen Sammlungen vertreten.