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Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, im Rahmen der aktuellen Ausstellung Arbeiten Thomas Scheibitz aus diesem Jahr zu präsentieren. Nachdem der Künstler 2003 bereits in der Gruppenausstellung „Malerei VII“ in der Galerie Sprüth Magers in Köln und München mit drei Werken vertreten war, findet nun seine erste Einzelausstellung in den Kölner Räumen statt.

Mit den Bildern, Skulpturen und einem Wandrelief, die unter dem Ausstellungstitel „CASA AMALIA INDEX“ gezeigt werden, thematisiert der Künstler eine nicht genau definierte Grenze: zwischen Malerei und Skulptur, zwischen Architektur und bildender Kunst, zwischen Wiedererkennbarkeit der Form und Fiktion. Somit verweisen die Arbeiten des Künstlers auf eine Zwischenzone, in der eine eigene, durch Neudefinition der Form geschaffene bildnerische Welt entsteht.

Ein konkreter Bezug zur Realität verankert die Arbeiten in der Gegenwart. Der Titel der Ausstellung stellt eine Referenz zu der Casa Amalia dar: ein Repräsentationsbau aus dem Jahr 1970, erbaut von den mexikanischen Architekten Agustín Hernandez. Hier ist jedoch nicht das erzählerische Moment oder eine Referenz zur Geschichte der Architektur maßgeblich, sondern vielmehr die Strategie als Werkzeug zur Realisation eines Werkes. Während sich der Bau von Hernandez, sowie auch die Handschrift von Thomas Scheibitz, durch die geometrische Form, ihre Strenge und ihre Überzeichnung ausweist, entsteht zugleich durch den scheinbar spielerischen Umgang mit eben diesem Formenrepertoire eine fantastisch anmutende Welt im „Dazwischen“.

Das gewohnte Gefüge der Umwelt wird durch Variationen des Maßstabes relativiert. Das Motiv der Einladung zeigt Modelle für Skulpturen, die durch genaue Anordnung und Lichtführung wie in einer Ausstellung inszeniert scheinen. Auf den zweiten Blick wird jedoch klar, dass es sich um kleine Pappmodelle auf einem Schreibtisch handelt, während im Hintergrund die Tür zum tatsächlichen Atelier des Künstlers führt.

In der rechten Bildhälfte ist ein Modell zu sehen, das an die Arbeit „Turm“ in dieser Ausstellung erinnert. Dem kurzen Moment des vermeintlichen Wiedererkennens steuert Scheibitz jedoch zugleich entgegen: der „Turm“ ist nicht die größte, sondern die kleinste Skulptur in der Ausstellung; er ragt in seiner Eigenschaft als Turm nicht über die anderen Skulpturen hinaus, sondern wird auf einen hängenden Sockel an die Wand verbannt. So entziehen sich die Arbeiten dem Erzählerischen und verweisen auf sich selbst.

Die Skulptur Shakerbau verweist zuerst einmal auf die religiöse Gemeinschaft der Shaker. Hier stehen jedoch nicht die Illustration deren Lebens- oder Bauweisen im Vordergrund, als vielmehr die strukturelle Parallele. Der übersteigerte Ordnungssinn und das endlose Gebet der Shaker führen in der Realität nicht zur Erlösung sondern heben sich auf: durch absolute Enthaltsamkeit starb die Gemeinschaft nach 150 Jahren aus. So stellt sich die Strategie vor die Funktion und wird zum Selbstzweck.

Wie die Skulptur Casa Amalia, wird auch das größte Gemälde der Ausstellung, das ihren Titel Casa Amalia Index trägt, von der Form des Vierecks, bzw. des Würfels bestimmt. Gleichermaßen scheinen die Arbeiten dem Betrachter einen reduzierten Formenindex zu präsentieren: während im Gemälde eine Endlosschleife vom „Bild im Bild“ suggeriert wird, folgt die Skulptur dem gleichen Prinzip. Schaut der Betrachter durch den abnehmbaren Deckel der Box, entdeckt er sogleich weitere kleine Boxen.

Die Arbeiten von Thomas Scheibitz entziehen sich immer wieder der Interpretation. Scheint es bei der ersten Betrachtung, dass ihre sorgfältig ausgewählten Titel von konkreten Bezügen zur Realität berichten, dienen sie jedoch weder der Illustration noch füllen sie die Arbeiten mit einem erzählerischen Moment. Die Strategien des Künstlers verweisen auf die Oberfläche der Werke, auf ihre Strukturen und die Formen an sich, die sie nicht abbilden, sondern von sich selbst berichten.

Der Verweis auf einen reduzierten Index eines minimalistisch anmutenden Formenrepertoires, die Referenzen zur zeitgenössischen Realität durch die Titel der Arbeiten, der formelle Bezug zur Kunst- und Architekturgeschichte stellen keine konkreten Bezüge dar, welche zur eindeutigen Einordnung der Arbeiten von Thomas Scheibitz führen. Vielmehr schafft der Künstler ein Nebeneinander der Formen und Referenzen, die eine eigene Welt durch die Neudefinitionen des Künstlers entstehen lassen. Skulptur, Malerei und Relief stehen nicht illustrierend nebeneinander, sondern verweisen auf das Wesen der Kunst. In seinem Vorwort im Katalog der Biennale schreibt Julian Heynen: „Verwandt mit dem Sehen in der übrigen Welt und dennoch unvergleichbar, parallel zum Denken und dennoch ohne Vorbild.“

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Thomas Scheibitz
Casa Amalia Index