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Noch im Entstehungsjahr 2000 erwarben die Freunde der Pinakothek der Moderne PIN. die Rauminstallation des damaligen Akademieabsolventen Thomas Steffl. Mit diesem Ankauf bewies der Förderkreis einmal mehr sein großes Engagement für die junge, noch nicht etablierte Kunst. Nun wird die Filmskulptur „Modell Homburg“ erstmals in der Pinakothek der Moderne gezeigt. Bei der Filmskulptur Modell Homburg geht es um Irritationen der Wahrnehmung. Das Bild ist ein einzelnes Element einer mehrteiligen skulpturalen. Zur Projektionsleinwand gehören ein Video-Beamer sowie eine Hutschachtel. Langsam beginnt der Betrachter zu realisieren, dass in genau dieser Hutschachtel das monumentale Film-Bild erzeugt wird. Das sichtbare Bild ist reine Projektion. Diese Projektion definiert einen neuen Raum, in dem Realität und Illusion gleichermaßen herrschen. Arbeit Nähe und Ferne, Enge und Weite, Monumentalität und Intimität sind hier keine Gegensätze mehr. Der Betrachter wird von einer geradezu physischen Seh-Erfahrung ergriffen, die Fahrt durch den Bildraum überträgt sich in den Resonanzraum des eigenen Körpers. Der mit einem extremen Weitwinkel aufgenommene Bildausschnitt lässt das alltägliche und fast intime „Filmset“ unwirklich erscheinen. Das Spannungsverhältnis zwischen der Banalität des Schachtelinneren und der suggestiven Bildwirkung steigert sich mit der Größe der Projektion, die Bilderzeugung wird als schöpferische Leistung unmittelbar nachvollziehbar. Das Modell Homburg wird durch eine Differenz zwischen Bilderzeugung und Bildwirkung bestimmt. Die Arbeit veranschaulicht gleichzeitig Dynamik und Stillstand, Abwechslung und Wiederholung. Die merkwürdige Mischung aus aufgeladener Spannung und statischer Monotonie verwirrt die Sinne und lässt den Betrachter an einer seltenen Erfahrung teilhaben - der Erfahrung von Zeit ohne Gedächtnis.

In Thomas Steffls Denken haben die Naturkonstruktionen der Malerei der Romantik (C. D. Friedrich, Karl Rottmann) ebenso ihre Spuren hinterlassen wie Marcel Duchamps Ästhetik der Abwesenheit, die unheimlichen Räume von Joseph Cornell und die filmischen Visionen eines Kenneth Anger, James Benning oder Stanley Kubrick. In den Welten dieser Künstler sind die festgelegten Bedeutungszusammenhänge durch eine ausschnitthafte Entgrenzung aufgehoben. Pressetext