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DIe Auswahl der Motive, die sich Thomas Wörgötter aus dem Leben -und dann aus seinem reichhaltigen Bildfundus- holt, ist eine zufällige. Ob Wattebausch oder bauchige Wolke, ist die seinen Bildern vorausgehende Gegebenheit kaum Ereignis, sondern vielmehr ausdehnbarer Moment, der ausschnitthaft zum Bild wird. Oder sich vielmehr zum Bildraum öffnet, der die assoziative Dimension in sich birgt, die des Betrachters Spielraum ist. Es gibt also keine „Bildentstehung“, keine konstruierten Kompositionen und Arrangements, die eine neue Situation oder gar narrative Anlage ergeben, sondern eine reine „Bildfindung“ in der unmittelbaren Realität. Die Präsenz der vorgefundenen Dinge, immer und überall, wird von Wörgötter sensibel aufgespürt und in die Abstraktion überführt. Konkretes gibt seine Kontur auf, löst sich in Dichte auf, die wie Nebel, sowohl ruhig verschleiernd als auch gespenstisch sein kann. Die stoffliche Beschaffenheit des Schnees scheint aus der samtigen Oberfläche der schwarz-weiß Fotografien hervorzugehen, als hätte der Pigmentstaub die Formation ergeben, zufällig.

Wörgötters Annäherung an die Wirklichkeit ist keine Verklärung der Dingwelt. Er entfremdet die Objekte, in dem er sie in ein Bild oder eine Installation überträgt, also bildet statt abbildet. Somit entzieht er der Konfrontation mit dem Familiären jegliche Berechenbarkeit und lässt Illusion neben Desillusion gleichwertig bestehen. Er reflektiert die verfremdenden und zugleich vereinenden Kontraste in Materialität und Kontextualität: „...weißer Ruß, zerhackte Federn“ (Constantijn Huygens), oder, um mit Thomas Wörgötter zu sprechen: „Watte oder Wolke“.

(Bettina Deschler, Köln 2006)

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