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Dinge verlieren an Aufmerksamkeit und an Glanz, geraten außer Mode, funktionieren nicht mehr. Gesellschaftliche Bedeutungen und persönliche Besetzungen fallen von ihnen ab, sie werden zu leeren Gehäusen, die nur noch zur Last fallen. Wir wollen sie loswerden. Missachtet werden einige dem Verfall überlassen, auf Dachböden und in Seitenstraßen, warten darauf, dass jemand die Schönheit ihres Verfalls entdecke. Die nutzlosen, nicht länger begehrten Dinge werden zu alternativen Diven, längst heiser und welk, die immer noch auf einen großen Auftritt hoffen - auf dem Flohmarkt, im Antiquitätenhandel, im Glanz der nächsten Retrowelle.

Andere Dinge "verwirklichen" sich im Unfall oder gar der Katastrophe, die immer schon in ihnen angelegt war. Sie entgleisen , kollidieren, explodieren, verglühen, schmelzen, stürzen ab. Geschwindigkeit wird unversehens zum Alptraum: im Unfall offenbart sich die Materie, die der Geist beherrschen will, als erste, und der Raum, der Beschleunigung überwinden will, als letzte Wirklichkeit. Die meisten Dinge landen freilich auf dem Müll, der proportional zur Warenflut wächst. (...) Jenseits der Zeichenwelt werden die Dinge wieder zu dem, was sie ursprünglich sind: reine Materie, bedeutungslos und unbeseelt. (Martin Jaeggi)

Arbeitsbeschreibung von Thorsten Brinkmann: "Seit 5 Jahren sammle ich Altgegenstände, Sperrmüll, Bretter alles was die Stadt an wertlos gewordenen Dingen hergibt. Zu Beginn dieser Arbeitsweise fotografierte ich diese Müll-Objekte an den Orten an denen ich sie vorfand. Nach einer gewissen Zeit begann ich diese Fragmente des Alltags zu sammeln und versuchte seit dem mit diesem wechselnden Materialkonvolut verschiedene skulpturale und bildnerische Aggregatszustände zu forcieren. So entstanden wandfüllende, fest ineinander verfugte Stapelungen, komprimierte Installationen deren Sichtseiten schon abstrakte Bilder ergaben. (...)

Nach der Relativierung der Einzeldinge durch ihre Präsentation in Stapelungen und anderen raumgreifenden Konstruktionen ging ich dazu über konzentrierter mit den Einzeldingen umzugehen und fand so zu einem Spiel der Relativierung des Sockel-Skulptur-Verhältnisses. So präsentiere ich die abgenutzten Ready Mades auf abgenutzen Ready Mades. Was ist Sockel, was ist Skulptur? (...)

Das Einladen, Ausladen, Aufbauen, Abbauen, Hin- und Herschieben führte zwangsläufig zur intensiven leiblichen Begegnung mit den Gegenständen und ihren Eigenschaften bzw. Dysfunktionen."

Pressetext

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Thorsten Brinkmann: True Romans
Echte Beziehungskisten und wahre Geschichten
Fotografie, Video, Skulptur