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Am Freitag, den 9. März 2007 eröffnen wir ab 19 Uhr die Einzelausstellung "BACK STAGE (in memory of Julius and Ethel Rosenberg)" von Tilo Schulz. Hierzu möchten wir Sie herzlich einladen.

Seit etwa drei Jahren steht im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens von Tilo Schulz (* 1972) die Formalismusdebatte der 50er Jahre. Damals traf der im Osten propagierte politische Realismus auf die im Westen aktuelle abstrakte Kunst. Es nimmt kaum Wunder, dass die Debatte in Zeiten des Kalten Krieges wenn auch keine offensichtlich politischen, so doch in hohem Maße ideologische Formen annahm, auf beiden Seiten leidenschaftliche Positionen hervorbrachte und entsprechend funktionalisiert wurde. Was sich wie eine groteske Verlängerung des Kalten Krieges in den Bereich der Hochkultur ausnahm, bildet für den Leipziger Künstler Tilo Schulz die Grundlage für eine Reihe von Arbeiten, die sich diesem Thema aus zeitgenössischer Perspektive widmen. "Dabei geht es ihm weniger um die Rekonstruktion eines historischen Konflikts, als vielmehr um dessen ästhetische Verfremdung im Zeichen der condition postmoderne." (Andreas Höll)

Neben einer Vielzahl von Arbeiten der letzten Jahre, in denen sich Schulz dem Thema auf einer eher allgemeinen Ebene näherte, steht im Zentrum der Ausstellung "BACK STAGE (in memory of Julius and Ethel Rosenberg)" ein konkretes, historisch-politisches Ereignis:

Das Gerichtsverfahren gegen das US-amerikanische jüdische Ehepaar Julius und Ethel Rosenberg erregte Anfang der 50er Jahre weltweit Aufsehen. Ihnen wurde Atomspionage für die Sowjetunion vorgeworfen. Obwohl sie die Vorwürfe bestritten und trotz heftiger nationaler und internationaler Proteste wurden beide 1951 zum Tode verurteilt und 1953 in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Nach dem Ende des Kalten Krieges stellte sich heraus, dass Ethel Rosenberg vermutlich unschuldig hingerichtet wurde. Ihr Mann wiederum war lediglich an der Weitergabe von unbedeutenden militärischen Informationen an die Sowjetunion beteiligt. Julius und Ethel Rosenberg gelten als die wohl bekanntesten Opfer der Anti-Kommunismus-Hysterie der McCarthy-Ära in den USA.

Für Schulz ist die Formalismusdebatte nach dem 2. Weltkrieg nicht ohne die Politik des Kalten Krieges zu verstehen. Eine freistehende Wand aus Betonplatten durchteilt die beiden Ausstellungsräume der Galerie. Sie dient als Hintergrund für eine Wandmalerei, die mit den Worten IRON CURTAIN nicht nur buchstäblich auf das Symbol der Teilung von Ost und West anspielt, sondern gleichzeitig auch auf dessen topografische Nähe verweist: Der Mauerstreifen entlang der Bernauer Straße liegt in Laufweite zur Galerie. Die sich hinter der Wand im kleineren Ausstellungsraum ergebende 'Ecke' wird mit Versatzstücken und Hinweisen auf Julius und Ethel Rosenberg und deren politisch motivierte Hinrichtung ausgestattet.

Noch bis zum 11. April ist in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig mit "Formschön" die bislang umfangreichste Einzelausstellung des Künstlers zu sehen. Der Ausstellungskatalog mit Texten von Andreas Höll, Barbara Steiner und einem Gespräch zwischen Tilo Schulz und Ilina Koralova ist im jovis Verlag, Berlin erschienen.

Vom 24. März bis zum 6. Mai ist findet im Magazin4/Bregenzer Kunstverein mit "Sweet Dreams" eine weitere Einzelausstellung von Tilo Schulz zu statt.

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Tilo Schulz
BACK STAGE (in memory of Julius and Ethel Rosenberg)