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Zum dritten Mal zeigt Galerie Andreas Binder die Arbeiten von Tim Ayres. Neben den Text-Arbeiten werden auch die neuen figurativen Fotobilder gezeigt.

Packende Bilder, glänzende Oberflächen, sprechende Texte – Tim Ayres´ Gemälde spiegeln unverkennbar das Zeitalter der Massenmedien wider. Mit Gefühl für Design und einer gewissen Leichtfüßigkeit setzt der Künstler britischer Herkunft seine persönlichen Beobachtungen in Textbilder mit einer allgemeinen Aussage um. Viele dieser Gemälde würden im Computer entworfen, dann in eine Schablone aus Klebefolie verwandelt und anschließend mit Wandmalfarbe auf MDF-Faserplatte gemalt, vollendet mit einem dünnen Firnis aus Seidenglanzlack. Seine Gemälde haben den Glamour von Modezeitschriften, die Anziehungskraft von Werbespots, das Unterhaltsame von Popmusik.

Ayres hat das Repertoire des Graphikdesigners für die Malerei vereinnahmt: Buchstaben, Rahmen, Linien, Ziffern, Logos, Diagramme und Fotos bestimmen das Bild. Die Bilder erinnern zwar an Gemälde, aber sie gleichen ebenso sehr Postern aus dem Museumsshop. Ayres kennt gewisse Vorbehalte gegenüber der Himmelserstürmung des Modernismus. Seine Verwendung von Text beispielsweise muss man als eine Besudelung des Monochroms sehen, das von Kasimir Malewitsch bis zu Brice Marden als Ikone der modernen Malerei galt.

Nahezu alle Textbilder sind in Ayres´ bevorzugter Schrifttype ausgeführt, der Eurostyle Extended. Die Satzteile sind eher poetisch als spezifisch. Es sind Witze, Metaphern, Hilferufe, nicht selten mehrdeutig zu interpretieren.

In dem Fotobild „Shoulder“ z. B. droht das Bild auseinander zu fallen. Der Schatten auf dem Arm des Mädchens ist ein frei schwebendes Phantom geworden, ein “Fremdkörper“. Dem Fotobild liegt ein Schnappschuss des Künstlers zugrunde, der mit einem Computerprogramm, das alle Grautöne auf Schwarz bzw. Weiß reduziert, bearbeitet wurde. Durch diese digitale Bearbeitung hat der Umriss des Arms das Ungeplante, Launenhafte einer kontinentalen Küstenlinie, wie sie von einem Satelliten aus wahrgenommen wird. Das ist das merkwürdige genetische Make up von Ayres´ Werk: Es kombiniert die jahrhundertealte Malerei mit der blutjungen Technik des Photoshop.

Text von Dominic van den Boogerd aus dem Katalog der Ausstellung „Die Realität der Bilder“, Staatliches Museum Schwerin, 2003

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Tim Ayres