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Erstmals in österreich wird das Werk des international gefeierten deutschen Malers Tim Eitel in einer großen Museumspersonale präsentiert. Tim Eitel gilt als Vertreter jener figurativen Malerei, die als „Neue Leipziger Schule“ Teil der zeitgenössischen Kunstgeschichte geworden ist. Tim Eitels Malerei ist ruhig, konzentriert und in sich geschlossen. Er zeigt Situationen und malt keine Geschichten; seine Figuren kommunizieren durch Posen und Gesten. Tim Eitel hat in Stuttgart, Halle und Leipzig studiert, in Berlin und New York gelebt und hat seit einigen Jahren seinen Lebensmittelpunkt in Paris. Neben zahlreichen Ausstellungen in Deutschland konnte der Künstler in den letzten Jahren auch international – etwa in den USA – große Erfolge feiern.

Kontemplative Bilder und irreale Stimmungen Tim Eitels Malereien der frühen Jahre zeigen grüne Naturflächen und kühle Museums- räume mit oft vereinzelten, in sich gekehrten Menschen. Nach diesen Museums- und Naturlandschaften rücken in letzter Zeit städtische Räume mit alltäglichen Szenen und Motiven in den Mittelpunkt. Die ruhigen, bisweilen kontemplativ wirkenden Bilder lassen oft das Unscheinbare, wenig Beachtete zum Bildgegenstand werden. Man sieht im Dunklen kaum erkennbare Gestalten, eine leere, abgelegene Matratze oder auch eine von Tauben bewohnte Mülltonne voller Abfallsäcke. „Es herrscht eine gewisse irreale Stimmung,“ so Eitel „die dadurch entsteht, dass dem Betrachter diese gewöhnlichen Situationen mit sehr hoher Konzentration vorgesetzt werden.“ Er male nicht banale Dinge und verleihe ihnen Bedeutung, sondern diese „ist im Grunde schon da“ und müsse nur noch herausgearbeitet werden.

Malerei als Verdichtung der wirklichen Welt Alles was Eitel malt, basiert auf Begebenheiten, die er selbst gesehen hat. Der Fotoapparat dient ihm als Skizzenbuch. Er fotografiert auf der Suche nach einer Haltung, einer Geste, einer Architektur, die etwas enthält, das über den Moment hinausgeht. Rasch löst sich der Künstler von der fotografischen Vorlage und entfernt in der malerischen Umsetzung, einem Eliminierungsprozess gleich, alles überflüssige, bis nichts mehr die Konzentration vom eigentlichen Motiv nimmt, bis keine Details mehr auf spezifische Orte verweisen und sich alles Persönliche zur Allgemeingültigkeit öffnet. Diesen ganzen Prozess, die änderungen, Schichten und die ganze Zeit sieht man nicht, aber sie stellen eine hohe Dichte her: „Oft male ich eine Fläche noch einmal neu und kann überhaupt nicht sehen, dass sich irgendwas geändert hat, aber trotzdem ist das Bild anders geworden. Allmählich entwickeln sich unterschiedliche Bedeutungsebenen. Wobei ich mich manchmal frage, ob die wirklich schon im Bild sind, oder ob sie dadurch entstehen, dass ich dasitze und das Bild anstarre.“ Die Szenen der neuen Malereien spielen in stark reduzierten Settings, oft getragen von dunkler Tonalität und sehr eingeschränkter Farbwahl. „Ich hatte die Buntheit einfach satt, außerdem ermöglichen die Grau- und Dunkelwerte eine stärkere Fokussierung auf die Szene, auf Figuren oder Objekte“, ist Eitel überzeugt.

Situationen statt Geschichten Oft sind die Menschen in Eitels Bildern alleine, doch auch wenn sie zu zweit oder in Gruppen auftauchen, treten sie kaum untereinander in einen Dialog. Eher sind sie durch Gesten und Posen miteinander verbunden denn durch eine emotionale Beziehung. Meist vom Betrachter abgewandt wird eine Kommunikation mit ihm verweigert, es gibt auch keinen direkten, Dialog suchenden Blick. „Warum sollten sie auch etwas sagen, wir würden es doch nicht hören. Es ist kein Film, es gibt kein Drehbuch, keinen Konflikt und keine Auflösung.“ Eitel will keine Geschichten erzählen sondern durch die starke Präsenz der Figuren und Objekte vielmehr eine abgeschlossene Situation darstellen, zu dieser der Betrachter eine Position finden soll. Dabei verweisen immer wieder Motive auf die Vergangenheit; Gesten, Posen und Formen schöpfen aus dem Fundus der Bildgeschichte. Das kann beim Betrachter Erinnerungen auslösen, das schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Jede Zeit, so der Künstler, drücke sich in banalen Formen wie Mode, Gesten, Haltung sowie in den Erscheinungen der Architektur aus. Diesen gelte es in der Malerei nachzuspüren.

Große und kleine Formate In der Ausstellung sind neben großformatigen Malereien auch eine Reihe sehr kleiner Bilder sowie einige Mittelformate zu sehen. Die neue Serie im Mittelformat erlaubt es dem Künstler, Figuren und Objekte in Originalgröße hineinzusetzen. Ein großes Bild kann wie eine Fortsetzung des Raumes gesehen werden sein, das kleinere Format ist dagegen sehr viel intimer. Neben Werken der Sammlung Essl und vielen Leihgaben aus rund zehn Jahren sind auch neue Arbeiten direkt aus dem Atelier des Künstlers zu sehen.

Katalog

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit zahlreichen Abbildungen sowie einem Vorwort von Karlheinz Essl, ein kunsthistorischer Aufsatz von Mara Hoberman sowie ein Interview, das Kurator Günther Oberhollenzer mit dem Künstler im Pariser Atelier geführt hat.

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Tim Eitel
Kurator: Günther Oberhollenzer