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Wer Timo Behns Bilder anschaut, ist permanent auf der Suche und hält Ausschau nach Indizien des Realen. Der Blick hangelt sich von Linie zu Linie, sucht nach Fährten in der Komposition, äugt nach Gewissheiten und späht über geometrische Farbformationen hinweg, die fast schon um die Vorherrschaft auf Behns mittel- und großformatigen Leinwänden zu buhlen scheinen. Auf seinen abstrakten Bildern feiert der 1973 in Jena geborene Maler die Monumentalität der Möglichkeiten. Eckige, spitze oder im Kolorit abebbende Flächen klappen auf, ineinander und voneinander weg. Es entsteht der Eindruck von Räumlichkeit, die jedoch eine Unbehaglichkeit verströmt, da sie sich als Trugbild entpuppt. Timo Behn präsentiert abstrahierte Gegenständlichkeit, die er malerisch prompt wieder zum Untertauchen anhält. In ihrer mal intensiv- schrillen, mal introvertiert- stumpfen Farbigkeit fällt es jedem einzelnen Element bei Timo Behn schwer, sich im Gesamtbild einzufinden. Bevor dies geschieht, posaunen die jeweiligen Bildelemente ihre Tonalität hinaus, die sich auf der Leinwand breit macht. Doch es entsteht keine Kakophonie. Denn Behn ist ein guter Dirigent. Kaum ist der Auftritt des changierenden Dunkelrots vorbei, erklingt der Sound eines entschärften Orange, das in Richtung erdigem Hellbraun strömt, um schließlich in einem schwarzen Feld auszuklingen. Timo Behn, der an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste bei Ottmar Hörl Freie Kunst studierte und bei ihm auch sein Meisterschülerstudium absolvierte, agiert seriell. Seine abstrakt gehaltenen Bilder der letzten zwei Jahre kann man auch als Farbskulpturen ansehen, deren Einzelteile ihre Kolossalität dem Ganzen zur Verfügung stellen. Dieses Ganze birgt auch Lücken, Farbauslassungen und unterschiedliche strukturale Texturen. In den Bilderserien 'Rheingold' und 'NEONEO' zum Beispiel entstehen auf diese Art und Weise geometrisierte Landschaften, die aber auf keine versteckte Metaphorik hinweisen. Die aufgetragenen Öl-, Lack- und Acrylfarben lassen keinen Platz für zusätzliche Bildwelten. Sie sind selbstgenügend und eröffnen dennoch einen metaphysischen Raum, den man jedoch weder in den Winkeln und Ecken, noch auf den oft schräg angeordneten Farnplateaus finden kann. Behns Bildaura strömt aus der Leinwand oder dem Papier heraus und schmiegt sich zwischen den Betrachter und das Motiv. Die Kommunikation kann fließen. Vergebens dagegen huschen die Blicke auf dem Bild entlang, die nach einem Sinn suchen, der alles erklärt, der alles gut und heile macht.

Diese Suche nach dem Ursprung ist eine zirkuläre, impulshafte Handlung, die Timo Behn immer wieder im Betrachter hervorruft.

Das Ausschauhalten nach einem Fluchtpunkt ist vergebens. No exit.

Claudia Cosmo

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Timo Behn
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