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Die Galerie der Stadt Backnang zeigt ab 8. Mai mehrteilige, raumgreifende Installationen des in Berlin lebenden Künstlers Tjorg Douglas Beer (*1973). Als hintergründiger Bastler inszeniert der Künstler mit Papierfiguren und Materialcollagen politisch aufgeladene Räume, die ihre Inhalte aus der Absurdität des realen und medialen Alltags beziehen.

Mit „Diamonds & Bones #02“ präsentiert Beer in Backnang eine große Raum-Installation, die er selbst als „Mischung aus War Room in Stanley Kubricks Film „Dr. Strangelove“ und Last-Supper-Tafel mit Fragmenten eines gescheiterten Verhandlungsmarathons“ bezeichnet. Die Konferenz am langen Besprechungstisch hat jedenfalls nicht zum gewünschten Ziel geführt: Lebensgroße Pappfigurinen mit entstellten Gesichtern sitzen abgeschlagen vor dem Scherbenhaufen ihrer Existenz. Die über den Tisch schleichenden Katzen scheinen längst das Regiment übernommen zu haben.

Mit „THE-NEW-WORLD.TV“ zeigt Beer eine zweite Installation, die sich kritisch-ironisch mit dem Massenmedium Fernsehen auseinandersetzt. In einer Art Fernsehstudio strahlt der vom Künstler gegründete, gleichnamige Sender aus.

Skulpturen, Bilder aus Folien, Kleberstreifen und Scherenschnitten sowie Porträt-Collagen ergänzen die Rauminstallationen. Auf der Basis von übermalten und überklebten Farbkopien hat Beer knapp erkennbare Gesichter und Figuren geschaffen, die durch spiegelbildlich aufgebrachte Headlines oder Parolen ergänzt werden. Alle Arbeiten reflektieren die Realitäten der globalisierten Welt mit ihren - auch kriegerischen - Konsequenzen für Politik und Gesellschaft.

Die Vielfalt seiner künstlerischen Mittel bzw. die spielerisch-assoziative Arbeitsweise bringt Tjorg Douglas Beer auch immer wieder in Netzwerkarbeit, d.h. in den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen ein. Daher ist im 2. Obergeschoss der Galerie der Stadt Backnang die vom Künstler mitinitiierte GALERIE IM REGIERUNGS-VIERTEL / THE FORGOTTEN BAR mit der Präsentation der stehenden Vitrine „DEFENDING OUR VALUES (LIGHTBOX / THE MODULE)“ zu Gast. Die Lightbox, ein vorne und hinten verglaster Leuchtkasten, wurde erstmals 2007 im Berliner Regierungsviertel aufgestellt und reist als mobiles Ausstellungselement um die Welt.

Man kann diese Leuchtvitrine auch als ironische Anspielung auf die manifesthaften Gruppenausstellungen der Avantgardekünstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrachten. Sie enthält - bei der Menge der Künstler naturgemäß extrem kleine - Arbeiten von: Nevin Aladag, Julieta Aranda, Tjorg Douglas Beer, Tobias Bernstrup, Marc Bijl, Matthias Bitzer, Monica Bonvicini, Veronica Brovall, Hansjoerg Dobliar, Samuel Eschmann, Gregor Hildebrandt, Christian Jankowski, John Kørner, Terence Koh, April Elizabeth Lamm, Josephine Meckseper, Klaus Mettig, Olaf Metzel, Yoko Ono, Martha Rosler, Markus Selg, Esther Sibiude, Katharina Sieverding, Orson Sieverding, Pola Sieverding, Andreas Slominski, Franz Stauffenberg, Taliban Record Store und Costa Vece.