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Die Ausstellung Transfusion ist das Resultat einer nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen den georgischen und schweizerischen Kuratorinnen Nino Tchogoshvili und Helen Hirsch. Die erste Kooperation war ein Symposium, G renzenlos erforschen, im Goethe Institut von Tiflis im Jahr 2004. Der Wunsch nach einer gemeinsamen vertieften Untersuchung künstlerischer Strategien im Süd-Kaukasus ergab sich durch die Vernetzung und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Vertretern der Kunstszene der drei Ländern Armenien, Aserbaidschan und Georgien.

Transfusion ist der medizinischer Eingriff, der einem Körper durch intravenöse Maßnahmen lebenswichtige Komponente entnimmt und diese einem geschwächten Körper zuführt. Der Prozess Transfusion lässt sich aber auch auf eine Region, wie den Kaukasus, übertragen. Einerseits werden durch ausländische Investoren Hoffnungen auf neue Wirtschaftsmärkte geweckt, andrerseits werden der Region aber durch diese Eingriff wichtige Nährstoffe entzogen, so z.B. mit der BTC-Trasse (Baku–Tblissi–Ceyhan), einem multinationalen Pipelineprojekt von BP. Die Gasleitung beginnt in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku und erstreckt sich über Georgiens Gebiet bis zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan. Die damit verbundenen ökologischen und wirtschaftlichen Schäden sind beträchtlich.

Das Ausstellungsprojekt in der Kunsthalle Palazzo in Liestal, greift künstlerische Positionen aus den drei Nachbarländern Georgien, Armenien und Aserbaidschan auf.

Ausgangslage des Projekts ist die Gegenüberstellung und Analyse von Strategien, die subkutan die emotionale und politische Instabilität des jeweiligen Landes artikulieren und ihr Ausdruck verleihen. Die an der Ausstellung beteiligten Künstler aus der mittleren und jüngeren Generation stehen in einem internationalen Diskurs mit stark lokalem Bezug. Für ihre erste Präsentation in der Schweiz konzipieren sie Arbeiten mit dokumentarischem Charakter aus den Sparten Video, Installation und Fotografie.

In seinen Arbeiten widmet sich der Armenier Vahram Aghasyan dem architektonischen Erbe aus der Sowijetzeit. Diese Architektur prägt die städtische Substanz und hat Baunarben, aber auch utopische Stadteile hinterlassen. Mit Bangladesh nimmt er einen solchen Stadtteil unter der Lupe. Im einem scheinbar geisterhaften Ghetto haben die Menschen versucht sich ein humanes Dasein einzurichten.

Sona Abgarian Foto-Arbeit Caucasian thematisiert die Identitäts- und Zugehörigkeitsfrage eines Kaukasiers. Die gezeichnete Figur scheint zu einer globalen und genderlosen Welt zu gehören und dokumentiert den schizophren armenischen Zustand, oszillierend zwischen dem Einfluss westlicher Massenkultur und der postsowietschen Vergangenheit.

Irina Abjandadze, Georgien, präsentiert mit ihrer Fotoserie Opfer Fotos von jungen Leuten, die in den Neunzigerjahren, während des Wandels in Georgien, unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen. Die stillen Interieurs zeigen private Räume der Verstorbenen und sind Erinnerungsräume für die Angehörigen.

Die Video-Installation von Iliko Zautashvilis, Georgien, Habits, Needs and… greift banale und alltägliche Szenarien auf und sucht nach einer universellen Sprache indem sie mit Fragen und Antworten Bedürfnissen und Gewohnheiten hinterfragt.

Die Fotoserie Stecklinge des Georgiers Guram Tsibakhashvili porträtiert junge Menschen. Sie sind, gleich jungen Pflanzen, mit der Erde verbunden und charakterisieren sich durch typische physische Merkmale. Verdoppelungen von Merkmalen bei Zwillingen sind bezeichnend für die ausdrucksstarken Porträts.

Der aserbaidschanische Künstler Chingiz Babayev erforscht Landschaften und die durch die Präsenz der multinationalen Ölfirmen generierten Veränderungen in Baku. Seine Arbeit one way ist eine utopische architektonische Darstellung mit klaustrophober Ausstrahlung.

Rashad Alekperov, Aserbaidschan, konfrontiert den Betrachter in One point of view at two cities mit einer projizierten Stadtkulisse, die Elemente der islamischen Kultur und eine westliche Stadt andeutet. Die projizierte Stadt entsteht durch den Schattenwurf einer Ansammlung von Abfall und ist Zeugnis der Zivilisation.

Die Gruppenausstellung ermöglicht dem Besucher das Erstellen einer Art kognitiver Karte dieser relativ unbekannten Kunstregion, die ein faszinierendes Geflecht von zeitgenössisch-kulturellen Identitätsfragen und Standortbestimmungen erläutert. So entstehen konkrete und imaginäre Orte für Erfahrungen und Diskussionen

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung durch das Ministerium für Kultur, Denkmalpflege und Sport, Georgien, die DEZA, Kulturelles Baselland und die iaab-Ateliers, Basel.

Pressetext

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TRANSFUSION
Kuratorinnen: Nino Tchogoshvili, Helen Hirsch

mit Irina Abjandadze, Sona Abgarian, Vahram Aghasyan, Rashad Alekperov,
Chingiz Babayev, Guram Tsibakhashvili, Iliko Zautashvili