Ujazdowski Castle, Warsaw

Ujazdowski Castle Centre for Contemporary Art | ul. Jazdów 2
00-467 Warsaw

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The "Transit Spaces 2004" exhibition focuses on the process of post-socialist urbanization currently taking place in Eastern Europe. ?Transit space' is a metaphor for those complex social and spatial dynamics that coincided with the collapse of the Iron Curtain. The simultaneity of social transformations taking place in countries of the former Eastern Bloc one the one hand and global structural changes on the other is bringing about radical change within urban space. The corridor between Berlin and Moscow is one example of the new spatial order within Eastern Europe, and the flow of capital and goods, migration streams, EU expansion, communication networks and infrastructure development hold it together.

A new type of capitalism has emerged in this place where modernization took the shape of marketization dictated by the global market and where privatization occurred without the corresponding institutional framework. The ?post' in the term post-socialism refers less to a past than to new spatial juxtapositions: post-industrial agglomerations of space and medieval agriculture, gated communities and derelict micro-regions, or Escada stores and statues of Lenin. The subject of the investigations and scenarios of the Bauhaus Kolleg's "Transit Spaces" was the transformation of the urban. Twenty-eight participants from sixteen countries pursued case studies related to seven sites/subjects located along the corridor: German-Polish border space, the public urban sphere in Minsk, kiosk-based trade in Smolensk, the global soccer culture in Moscow. What new patterns influence the shaping of urban space and what driving forces and dynamics can be identified? What actually constitutes this corridor and what kinds of conflicts emerge from the simultaneity of global space and forgotten hinterland?

Pressetext

„Transit Spaces“, so hieß das Thema des V. Bauhaus Kollegs, das sich entlang des Korridors Berlin - Moskau mit postsozialistischen Transformationsprozessen von Stadt und urbaner Kultur in Osteuropa beschäftigt hat. Die nun in Warschau präsentierten Arbeiten sind ausgewählte Ergebnisse der „Field Trips“ einer internationalen Gruppe von Architekten, Künstlern, Soziologen und Stadtplanern. Erste Arbeiten wurden bereits zur 1. Internationalen Architektur-Biennale in Peking im September 2004 vorgestellt sowie im Frühjahr des Jahres auf der „East-West-North-South“-Ausstellung des Arc en Rêve - Centre d’Architecture in Bordeaux.

Die Ausstellung zeigt Momentaufnahmen eines permanenten Umbruchprozesses entlang dieser Achse, dessen Ausgang ebenso undeutlich wie ungewiss ist. Der Korridor durchzieht zurückgebliebene Agrarräume, hochgerüstete Grenzgebiete, posttotalitäre Stadträume und Freihandelszonen; er kreuzt die Wege der Pendler und Händler, der Arbeitsmigranten und Geschäftsleute.

Arbeitsmigration, neue Grenzen und städtischer Strukturwandel sind drei ausgewählte Themenschwerpunkte der Präsentation, die Einblicke in wesentliche Dynamiken räumlicher Veränderungen im östlichen Europa bietet.

Die historische Entwicklung des Raums zwischen Berlin und Moskau fand bei den Untersuchungen des Kollegs ebenso Berücksichtigung wie dessen neue symbolische und raumpolitische Bedeutung im Kontext der EU-Osterweiterung. Heute wird über die Bestimmung von Korridoren eine Vision zukünftiger Entwicklung im europäischen Raum formuliert. Mobilität wird auf diese Weise entlang und hin zu Räumen potentiellen Wachstums gesteuert. Zugangs-, Anschluss- und Ausschlussbedingungen für Regionen und Räume sind definiert, neue Beziehungen zwischen Nachbarschaften, Regionen, lokalen Märkten, Unternehmen und Aktivitäten entstehen.

Die Entscheidung, wer mit wem im neuen europäischen Raum verbunden wird, ist auch eine Entscheidung darüber, wie in Zukunft gearbeitet, gelebt und gereist wird. Dabei entwickeln sich neue Relationen zwischen Mobilität und urbanem Raum. Welche Spannungen und Konflikte erwachsen aus dem Nebeneinander von Highspeed-Highway und mittelalterlicher Landwirtschaft? Wie richten sich ehemalige Lehrer, Bauern, Sekretärinnen und Ingenieure in einem Leben auf Achse, im Bus zwischen Moskau und Smolensk, zwischen Siematycze und Brüssel ein? Welche Geschichten des Transits werden an den Truckstopps, Tankstellen und Nachtclubs erzählt?

Die Ausstellung wird eingeführt mit einer Karte des Korridors zwischen Berlin und Moskau. In dem mit „Bordergeografies“ betitelten nachfolgenden ersten Themenraum erzählen Videos, Fotografien und Diagramme von den permanenten Veränderungen entlang des deutsch-polnischen Grenzraums. So liefert das Video „E30“ Einsichten in die Biografien der Tankstellenbesitzer, Nachtbarbetreiber und Fernfahrer. Während die EU-Osterweiterung im polnischen Grenzraum zu neuen Dynamiken geführt hat, wächst der Grenzstadt Brest in Weißrussland die Aufgabe zu, die neuen Grenzen zum Osten zu stabilisieren. Karten, Pläne und Diagramme bieten dem Besucher einen Eindruck vom gegenwärtig stattfindenden Stadtumbau in Brest.

Ein zweiter Raum thematisiert am Beispiel von Minsk und Smolensk das Verhältnis von öffentlichem und privatem Raum in der postsozialistischen Stadt. Ein Panoramafoto des Unabhängigkeitsplatzes in Minsk ist durchbrochen von persönlichen Kommentaren zweier Generationen über ihr jeweiliges Verständnis vom öffentlichen Raum. Großformatige Fotos vom Mikrorayon Kiseljowska in Smolensk zeigen den krassen Gegensatz zwischen Wohnzimmer und äußerem Umfeld. Das kollektive Wohnmodell, das anhand von historischen Dokumenten präsentiert wird, weist inzwischen einen radikalen Rückzug ins Private auf.

Ein dritter Raum - social mobilities - zeigt am Beispiel von „Shuttle Trade“ und Arbeitsmigration die Folgen des Transformationsprozesses auf Biografien und Lebenswege auf. Ein Video erzählt von permanent reisenden Händlern, großformatige Fotos zeigen eine ganz spezifische Alltagsästhetik des Bastelns und Improvisierens. Sie zeigen einen Alltag, der vornehmlich davon geprägt ist, die reinen Lebensgrundlagen zu sichern.

Presseinformation der Stiftung Bauhaus Dessau

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Transit Spaces 2004
Kurator: Regina Bittner, Wilfried Hackenbroich, Kai Vöckler,
Kooperation: Rainer Mühr, Piotr Woeniakiewicz
Stiftung Bauhaus Dessau - Bauhaus Kolleg im Centre for Contemporary Art, Ujazdowski Castle, Warschau

www.bauhaus-dessau.de