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Titelgebend für die Ausstellung ist ein Zitat aus dem ersten Akt der ›Braut von Messina‹, einem ›Trauerspiel mit Chören‹ von Friedrich Schiller. Für Ulf Aminde ist die Vorrede des Dramas ein Anknüpfungspunkt an seine eigene künstlerische Arbeit. Hier wir der Einsatz des Chores als eine lebendige Mauer, eine Unterbrechung im Geschehen des Dramas beschrieben. Walter Benjamin schreibt über das epische Theater Bertolt Brechts, dass die Unterbrechung von Abläufen eine Verfremdung und somit eine Möglichkeit der Reflexion erzeuge. Dieser Gedanke ist für Aminde ein Leitmotiv seiner performativen Arbeit.

Ulf Amindes künstlerische Praxis erörtert gesellschaftlich relevante Fragestellungen mittels Fotografie, Zeichnung, Film und Performance. Er erarbeitet in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen Bilder, die den Wunsch nach Gemeinschaftsbildung erzeugen. Rollenfindung, Identität, Krise und damit verbunden auch die eigene Position als Künstler stehen in seinem Werk zur Aufführung. Somit werden in seinen ›sozialen Maschinerien und Komplizenschaften‹ (Ulf Aminde) notwendigerweise Fragen nach dem Verhältnis des Einzelnen in Bezug zu einer Gemeinschaft thematisiert.

Für den Heidelberger Kunstverein wird Ulf Aminde die Notation von Gemeinschaft im Kontext seines filmischen wie bildnerischen Werkes präsentieren und – durch die Einbeziehung von Akteuren vor Ort – auch in Beziehung zu Heidelberg untersuchen. In den Räumen des Kunstvereins werden bildnerische und filmische Arbeiten Amindes zu einem Kollektiv von Arbeitsansätzen zusammengeführt. Untersuchungen zum ›Reden an die Nachgeborenen‹ , dem ›Chor der Unterbrechung‹ , dem „Streikorchester‹ , dem ›Diskurs-Ding‹ und der ›Kommenden Gemeinschaft‹ , bilden die zentralen Motive der Ausstellung. Diese werden zusätzlich an fünf Terminen erprobt. Eine solche Präsentationsform hebt nicht nur die Eigenschaften der Arbeiten von Ulf Aminde hervor, sondern stellt sie als variabel zur Diskussion.

In einer Zeit, in der selbstbestimmtes künstlerisches Arbeiten nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden kann, beschreibt diese Collage unterschiedlichster Arbeitsansätze eine Dringlichkeit und zugleich die Möglichkeiten und Fluchtlinien zwischen Selbstbehauptung und gesellschaftlicher Verantwortung.

Ulf Aminde wurde 1969 in Stuttgart geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin.

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Ulf Aminde
Der Noth gehorchend, nicht dem eignen Trieb