press release only in german

Eröffnung: Freitag, 15. Februar 2008, 19.30 Uhr Performance und Künstlergespräch: Donnerstag, 28. Februar 2008, 19.30 Uhr

Mit einer Einzelausstellung von Ulla von Brandenburg, gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, startet der Kunstverein ins Jahresprogramm 2008: vom 16. Februar bis zum 20. April zeigen wir das vielfältige Werk der Künstlerin.

Ulla von Brandenburg arbeitet in sehr unterschiedlichen Medien – Zeichnungen und Scherenschnitte stehen neben Wandmalereien, Stoffarbeiten neben 16mm Filmen. Ihre Werke beziehen sich häufig auf ältere Darstellungs-konventionen, in denen Expressivität und Theatralität Ausdruck fanden: Tarotkarten, frühe Fotografien, aber auch so genannte Tableaux Vivants und Jahrmarktsensationen. Posen und Gesten dieser Darstellungen oder aber eine theatrale Qualität, die das Verhältnis von Schein und Sein auslotet, adaptiert von Brandenburg in abstrahierter Weise. Dabei geht es weniger um die Übernahme konkreter Inhalte als um die formale Inszenierung, die eine Vielzahl kultureller wie repräsentatorischer Interpretationsmuster freilegt. Sie spürt gesellschaftlichen Verhaltensmustern, Regeln und Ritualen nach, ohne diese konkret abzubilden. Der Hang zum Ornamentalen, der viele ihrer Entwürfe charakterisiert, zeichnet vielmehr repräsentative Ordnungsmuster nach, die sich auf Individuum und Gesellschaft übertragen lassen. Von Brandenburgs oft historisch inspirierte Motive fungieren durch die Übertragung in einen aktuellen Zeitbezug überdies wie ein zwischen Darstellung und Rezeption geschalteter Filter. Gerade die Uneindeutigkeit der Szenarien machen den Betrachter deshalb zum Komplizen der vermeintlichen Dechiffrierung.

In ihrer Einzelausstellung im Kunstverein wird Ulla von Brandenburg in einer spezifisch auf den Raum abgestimmten Präsentation das breite Spektrum ihrer Werke zeigen. Neben neuen großformatigen Zeichnungen und einer im Dialog mit dem Ort entstehenden Wandmalerei wird von Brandenburgs neuer 16-mm Film „8“ zu sehen sein. Der Titel „Wo über dem Grün ein rotes Netz liegt“ ist Anton Tschechows Drama „Onkel Wanja“ entnommen. Er bezieht sich wie die Arbeiten von Brandenburgs assoziativ auf das Theater und inszenatorische Darstellungsmittel jenseits eindeutiger Repräsentation. In einer langsamen Kamerafahrt erschließt der Schwarz-Weiß-Film „8“ die Zimmerfluchten eines barocken Schlosses. Der filmische Rundgang wird durch die unvermittelte Konfrontation mit Tableaux Vivants und Objekten strukturiert, die auf frühere Arbeiten zurückgreifen, die ihrerseits auf visuellen Codes basieren. Die Künstlerin präsentiert die 16mm-Projektion innerhalb einer labyrinthartigen Struktur aus bunten Stoffbahnen, die mit dem Grundriss des Schlosses im Film korrespondiert. Angelehnt an die Farbenlehre des Bauhaus und den so genannten Lüscher-Test entstehen in der Installation durch die Kombination verschiedenfarbiger Stoffbahnen Farbräume, die der Betrachter durchschreitet und die mit der Distanziertheit der filmischen Bilder kontrastieren. In Film und Display wird ein Spiel aus Gegensätzen und Bezügen, Stillstand und Bewegung in Gang gesetzt, an dem der Betrachter unmittelbar Anteil hat. Die Verklammerung der verschiedenen Medien von Brandenburgs setzt sich in den neuen Zeichnungen, die in Bezug zu „8“ entstehen, fort. Wie die Arbeiten von Brandenburgs ist auch die Ausstellung trotz Vielgestaltigkeit der Werke von einem engen Zusammenhalt geprägt.

Ulla von Brandenburg wurde 1974 in Karlsruhe geboren und studierte dort zunächst Szenographie und Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung, später dann Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Sie lebt in Hamburg und Paris. 2007 erhielt die Künstlerin den Ausstellungs- und Katalogförderpreis der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der die Ausstellung sowie den begleitenden Katalog ermöglicht. Die Ausstellung wird zusätzlich von der Jürgen-Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler unterstützt, deren Stipendiatin Ulla von Brandenburg im Förderjahr 2006/2007 war.

Am Donnerstag, den 28. Februar 2008 um 19.30 Uhr findet im Foyer des Kunstvereins eine Performance von Ulla von Brandenburg mit anschließendem Künstlergespräch statt.

only in german

Ulla von Brandenburg
Wo über dem Grün ein rotes Netz liegt