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  Das MKM präsentiert in seiner großen Herbstausstellung den Düsseldorfer Künstler Ulrich Erben. Seit über 40 Jahren ist er einer der wichtigsten deutschen Vertreter der Farbfeldmalerei. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler, der 25 Jahre als Professor für die Kunstakademie Düsseldorf/Münster tätig war, zeigt das MKM eine umfangreiche Werkschau seiner Malerei von den 1960er Jahren bis heute. Neben Gemälden, Papierarbeiten und einem Lichtobjekt-Raum realisiert Erben eigens für die Ausstellung zwei monumentale Wandarbeiten im MKM.

Licht und Farbe, Form und Raum sind die Themen von Ulrich Erben. Sein Frühwerk ist noch gegenständlich geprägt und deutet Häuser, Berge oder Bäume an, die sich zusehends in der Fläche auflösen. Im Laufe der Zeit stellt Ulrich Erben dann aber fest: "Das Motiv, von mir über Jahre als Basis benötigt, wurde mir plötzlich lästig, auch überflüssig". Als Folge entstehen in den 1970er Jahren weiße Bilder, die auf der documenta 6 in Kassel zu sehen sind und den Künstler bekannt machten. Sie irritieren das Auge und werden zu einer Erfahrung des Sehens, nicht nur des Bildes.   Den weißen Bildern folgen – in konsequenter Fortentwicklung – Lichtobjekte und Bildserien in intensiver Farbigkeit. Trotz der Linearität und scheinbaren Strenge der Werke ist der Ausgangspunkt durchaus emotional, denn häufig gehen die Arbeiten auf Stimmungen und Eindrücke in unterschiedlichen Landschaften zurück. Beeindruckendes Beispiel hierfür ist der großformatige Siria-Zyklus, der nach einer Reise des Künstlers durch die syrische Wüste entstanden ist.

„Zunächst ist da die weiße Leinwand“, beschreibt Ulrich Erben seine Arbeitsweise, „und meine Lust, etwas zu gestalten, was zuvor nicht da war, eine Transformation von Welt, von Stimmungen, Gerüchen, von Geist und Körper. Die Komposition entsteht im Zusammenspiel mit der Farbe während der Arbeit.“ Schöpferische Lust trifft auf überlegtes Kalkül in der Ausführung, daher der Titel, den der Künstler für die Ausstellung wählte. Die Frage, ob die Farbe die Form bestimmt oder umgekehrt, erübrigt sich, da Erben in jedem der Bilder beides in Abhängigkeit voneinander erschafft und aufeinander bezieht. Der Besucher erlebt nichts weniger als die „magische Komponente, die allen Farben und Formen innewohnt, wenn man sie in ein bestimmtes Verhältnis zu einander setzt.“ (Erben)
 
Wichtiges Anliegen des Künstlers ist es, Architektur und Umraum in seine Arbeit einzubeziehen, und so offenbart der Bezug der Bilder zur Architektur des MKM von Herzog & de Meuron das Gespür für Proportionen und Gewichtungen im Werk des Malers. Wände dienen dabei nicht nur als Hängefläche, sondern werden selbst zum monumentalen Bild. Im MKM realisiert er neben zwei großen Malereien direkt auf den Ausstellungswänden auch wandfüllende Kompositionen aus losen, neben- und untereinander angehefteten Papierarbeiten, die die Wand scheinbar auflösen. Ebenso wie die Wandgemälde sind sie in dieser Form als raumbezogene Installationen Werke von begrenzter Dauer für die Zeit der Ausstellung.

Ulrich Erben wurde 1940 in Düsseldorf geboren. Er ist in Italien aufgewachsen und hat an den Akademien in Hamburg (Zeichnung), Urbino (grafische Techniken), Venedig (Fresko und Malerei), München (Malerei) und Berlin (Malerei) studiert. Von 1980 bis 2005 war Erben Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, Abteilung Kunsterziehung Münster (heute Kunstakademie Münster). Erben hatte zahlreiche Museumsausstellungen im In- und Ausland und war u.a. Teilnehmer der documenta 6 (1977) in Kassel. Seit 1966 ist er mit der Schriftstellerin Ingrid Bachér verheiratet und lebt und arbeitet in Düsseldorf und in Bagnoregio bei Rom.

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Ulrich Erben
Lust und Kalkül
Malerei aus fünf Jahrzehnten
Kuratoren: Eva Müller-Remmert, Walter Smerling