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Soziale Beziehungen als Zentrum unseres gesellschaftlichen Lebens stellen sich gleichzeitig in zwei gegensätzlichen Aspekten dar: dem Hang, in Gesellschaft zu treten und sich zu «vereinzeln», eben der – so Kant – «ungeselligen Geselligkeit». Ausgehend von dieser Dualität erkundet das Projekt die Möglichkeiten und Einschränkungen von sozialen Beziehungen im aktuellen gesellschaftlichen Moment im Zeichen der «Krise» und welche Formen des Widerstands und der Entwicklung von Alternativen sie eröffnen können.

Potentielle Keime eines utopischen Gemeinwesens im Alltag werden in Picking up the Park von Erik Ruin geschildert, einer Installation aus Wandbild und Flugblättern nach einem Kapitel aus seinem Bilderbuch mit der Autorin Cindy Milstein, Paths Towards Utopia(PM Press, 2012). Der Park ist hier ein «Spielplatz für die kommende Gemeinschaft.»

Als Versuch, sich von den Fesseln des Ödipuskomplexes zu befreien, machte The Institute for the Art and Practice of Dissent at Home, Eltern Lena Simic und Gary Anderson gemeinsam mit ihren Kindern Neal, Gabriel und Sid, das Video The Anti-Oedipus Home Movie. Während sie die Oedipus-Texte von Sophocles, Freud, und Deleuze und Guettari erneut lesen, bleiben sie ein bisschen bei Repression und Repräsentation stecken. Kann die Familie, das Unbewusste, das Begehren des Deliriums jemals vom Imperialismus des Ödipuskomplexes befreit werden? Dieser Frage wird das Institute auch in Performances bei ihrem Semesterferienurlaub in Lakeside nachgehen.

Die repressiven Aspekte von Gemeinschaft sind Zentrum der einem Schrein gleichenden Installation von Sarah J Stanley, und ihrer Performance Altar Call, die im Anschluss als Video zu sehen ist. Sie verwendet Sarkasmus und Zweckentfremdung um Gefühle von Verlust, Trauer, und Hass nach ihrem Bruch mit der religiösen Gemeinschaft ihrer Familie, auszudrücken. Ihre Objekte repräsentieren eine Fantasie von Propaganda einer «satanischen neuen Welt» und dramatisieren so, gleichsam witzig wie beunruhigend, ihre Funktionsweisen.

«Ungesellige Geselligkeit» ist somit auch ein Versuch, um, wie Alfred Lorenzer in Intimität und soziales Leid schreibt, den Zusammenhang «von objektiver Krise und subjektiver Krisenreaktion zu markieren».